Mindelheimer Zeitung

Was wird aus „Rössle“und Sportheim?

Schlingens Bürger wollen Antworten auf drängende Fragen. Es geht um ein Vereinshei­m und um nötige Sanierunge­n, über die man schon seit Jahren diskutiert

- VON FRANZ ISSING

Neubau, Sanierung oder Umbau? Was wird aus dem einstigen Traditions-Gasthaus „Rössle“in Schlingen? Eine Frage, die seit Jahren die Schlingene­r umtreibt und auf die sie von Rathausche­f Paul Gruschka (FW) bei einer Bürgervers­ammlung im „Jagdhof“eine zufriedens­tellende Antwort verlangten. Gewünscht waren keine Vetröstung­en, sondern ein Dorfgemein­schaftshau­s, in dem sich Bürger wie Vereine wohlfühlen und das ihnen für ihre Veranstalt­ungen und Aktivitäte­n ausreichen­d Raum bietet.

Doch vor die Realisieru­ng des Projektes hat der Stadtrat zwischenze­itlich Bedingunge­n gesetzt. So riet das Gremium den Schlingene­rn, eine Arbeitsgru­ppe zu gründen, der neben den Vorsitzend­en der Vereine, Stadträte aus Schlingen, drei Vertreter der Dorfgemein­schaft wie auch je nach fachlichem Bedarf Mitarbeite­r im Rathaus beratend zur Seite stehen. Dieses Team soll nicht nur den Raumbedarf ermitteln, sondern den Stadtrat auch über Planungen informiere­n, sondern auch Gründe für die Notwendigk­eit des Projekts anführen. Auskünfte erhoffen sich die Räte von der Arbeitsgru­ppe auch über Möglichkei­ten der Finanzieru­ng, Eigenleist­ungen und wie sie sich Betrieb und Unterhalt des Hauses vorstellt. Erst dann soll im Rathaus eine Entscheidu­ng fallen.

Man wolle den Schlingene­rn nicht einfach etwas vor die Nase setzen, begründete Gruschka die Haltung des Stadtrates, während dessen Mitglied Claus Thiessen (FDP) den Vereinen in Schlingen vorwarf, nicht das Geringste für die Sanierung des „Rössle“zu tun.

Wie Wolfgang Tröber, der Vorsitzend­e des Musikverei­ns, sagte, haben sich schon viele Bürger über Bau, Finanzieru­ng und Betrieb eines Dorfgemein­schaftshau­ses Gedanken gemacht. „Wir betreiben das Rössle schon seit zwei Jahren und es funktionie­rt bestens“, argumentie­rte der Frontmann der Musikanten. Tröber will den Stadtrat demnächst mit den Vorstellun­gen des Musikverei­ns konfrontie­ren und hofft auf ein positives Echo.

Für viel Gesprächss­toff sorgte Sportverei­ns-Vorsitzend­er Rainer Mayer. Er reklamiert­e bei der Stadt einen Zuschuss für neue Duschen und die Sanierung der Umkleideka­binen im Sportheim. „Schon vier Jahre schlagen wir uns mit diesem Problem herum“, kritisiert­e er und monierte: „Es wird Zeit, dass hier endlich mal was passiert und im Rathaus über unseren Antrag entschiede­n wird“. Mayer erinnerte: „Wir haben bereits Eigenleist­ungen erbracht und wären mit einer finanziell­en Unterstütz­ung von 50 Prozent der Kosten durchaus zufrieden.“Bürgermeis­ter Gruschka sah zwar die Notwendigk­eit der Sanierung ein, machte dem Sportverei­n aber keine Hoffnungen. „Wir haben in diesem Jahr im Interesse der Haushaltsk­onsolidier­ung alle Zuschusswü­nsche von Vereinen abgelehnt und können im Sinne von Gleichbeha­ndlung vorerst keine Ausnahme machen“, gab er zu bedenken.

Dass die Sanierung der Verbin- Schlingen-Frankenhof­en erst 2023 in Angriff genommen werden soll, stieß bei Johann Kurz auf völliges Unverständ­nis. Auch das Argument des Bürgermeis­ters, die Liste der zu reparieren­den Straßen sei lang und die Erneuerung der Trasse nach Frankenhof­en sei wegen spezieller Betonplatt­en-Bauweise recht schwierig und verzögere das Projekt, wollte er nicht gelten lassen.

Die Stadträte sollten mehr Einsatz für den Ortsteil Schlingen zeigen, wünschte sich Albert Ried und Manfred Hintner schlug angesichts der fast zugewachse­nen Bäche und des Biotops eine Ausbaggeru­ng und Freilegung der Gewässer vor. Bei dem derzeit niedrigen Wasserstan­d sei das kein Problem, sagte er. Hintner wies auch auf die schlechten Sichtverhä­ltnisse für Verkehrste­ilnehmer am Fasanenweg/Frankenhof­ener Straße hin und schlug vor, dort einen Spiegel anzubringe­n. „Muss denn erst etwas passieren, bevor etwas geschieht“, gab er zu bedenken.

Wie Bürgermeis­ter Gruschka informiert­e, will man im Rathaus prüfen, ob ein Flexibussy­stem angedungss­traße sichts der besonderen Situation zu Bad Wörishofen passt. „Wir verfügen schließlic­h über einen intakten öffentlich­en Personen-Nahverkehr und über Bahnverbin­dungen nach Türkheim, Mindelheim, Buchloe, Augsburg und München“, argumentie­rte er. Gruschka erinnerte in der Versammlun­g auch daran, dass die Stadt im größten Hallstatt-Gräberfeld der Region mit 130 Hügelgräbe­rn ein Grundstück erworben und dort einen Info-Point errichtet habe. Vier Schautafel­n auf der Anlage, die bei dem begleitend­en Archäologe­n nahezu als „Alleinstel­lungsmerkm­al“gilt, machen die Besucher auf die vor ihnen liegenden Keltengräb­er bei Schlingen aufmerksam.

Keine Bürgervers­ammlung ohne Bilanz der Wunschlist­e des Vorjahres. So wurde auf die Anregung eines Bürgers hin, die Zufahrt zum Parkplatz am Sportheim mit einer Spritzdeck­e saniert. Erledigt sind auch die Umbauarbei­ten am Beckenabfl­uss des Eisbaches. Das Wasser läuft dort wieder ab. Die Stadtwerke sind gerade dabei, die Problemati­k vermehrter Rohrbrüche in den Griff zu bekommen. Durch Öffnung diverser Schieber im System wurde bereits eine Verbesseru­ng der Druckverhä­ltnisse erreicht.

Rasern auf dem Falkenweg/Mittlerer Weg will man jetzt Einhalt gebieten. An der nur für den landwirtsc­haftlichen Verkehr freigegebe­nen Straße sollen verstärkt Verkehrsko­ntrollen der Polizei stattfinde­n. Was den Nahverkehr angeht, berichtete Gruschka, man habe gute Erfahrunge­n mit dem neuen VideoFahrk­artenschal­ter am Bahnhof Bad Wörishofen gemacht.

Aufgegriff­en wurde schließlic­h auch die Anregung eines Bürgers, zahlreiche Einwohner im „Zwieret“mit Gas zu versorgen. Der Bitte wurde entsproche­n. Der Zufahrt zur Eisenbrück­e in den WertachAue­n wurde eine Spritzdeck­e spendiert.

Wie am Rande der Bürgervers­ammlung von den Schwestern Barbara, Ursula und Christine Steinhause­r zu erfahren war, wird der Jagdhof von ihnen, wenn auch mit reduzierte­n Öffnungsze­iten, weitergefü­hrt. „Wir führen das Traditions-Restaurant seit 1980 und haben vor, es ganz im Sinne unserer Eltern zu erhalten und solange wir können zu betreiben“, äußert sich Barbara Steinhause­r. So ist der Jagdhof weiterhin am Samstag sowie an Sonnund Feiertagen für Gäste geöffnet. Sondervera­nstaltunge­n können auch unter der Woche gebucht werden. Auch die Ausstellun­g von heimischen Tieren bleibt ein Anziehungs­punkt für Naturfreun­de.

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Fotos: Markus Heinrich Einst ein stolzer Gasthof, heute wartet das „Goldene Rössle“auf seine Wiedererwe­ckung. Das Gebäude gehört mittlerwei­le der Stadt. Vereine hätten dort gerne ein Vereinshei­m.
 ??  ?? Das Schlingene­r Sportheim müsste im Innern dringend saniert werden. „Schon seit vier Jahren schlagen wir uns mit diesem Problem herum“, sagt der Vorsitzend­e Rainer Mayer.
Das Schlingene­r Sportheim müsste im Innern dringend saniert werden. „Schon seit vier Jahren schlagen wir uns mit diesem Problem herum“, sagt der Vorsitzend­e Rainer Mayer.
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