Es werde HD-Licht!
Frontscheinwerfer und Heckleuchten haben bald völlig neue Aufgaben: Sie werden Unfälle vermeiden, Botschaften auf die Straße zeichnen und sogar mit Passanten sprechen. Wie VW an der Zukunft des Lichts forscht
Jahrzehntelang war die Glühbirne der Goldstandard in Sachen Fahrzeugbeleuchtung, doch spätestens seit der Jahrtausendwende schreitet die Entwicklung mit riesigen Schritten voran: Halogenlampen wurden durch Xenonlicht ersetzt, und dem rückt jetzt schon wieder die LEDTechnik auf den Pelz. Selbst im Kleinwagen-Segment haben die Leuchtdioden-Scheinwerfer mittlerweile Einzug gehalten und die Matrix-Technik, bei der einzelne Bereiche des Lichtkegels ausgeblendet werden können, ist längst kein Hexenwerk mehr. Doch die Industrie forscht eifrig weiter, die einen versuchen sich am noch helleren Laserlicht, die anderen arbeiten am HD-Scheinwerfer. Letzteren hat nun Volkswagen in einem TouaregPrototypen vorgeführt.
Der Clou dabei: Während der aktuelle Touareg-Scheinwerfer mit rund 80 Pixeln, also einzeln ein- und ausschaltbaren Lichtsegmenten, arbeitet, kommt die neue HD-Technik auf eine Auflösung von rund 30000 Pixeln. Möglich macht das momentan noch ein FlüssigkristallDisplay (LCD), wie man es zum Beispiel aus dem TV-Bereich kennt. Zukünftig will VW die gleiche Auflösung aber mit Mikro-Pixel-LEDScheinwerfern erreichen, die noch kleiner bauen und noch weniger Energie verbrauchen. Vorteil der unzähligen Lichtpunkte: Durch das feinmaschige Netz lässt sich die Ausleuchtung der Straße noch besser steuern und entgegenkommende Fahrzeuge können viel präziser ausgeblendet werden. Nähert sich gleichzeitig ein Radfahrer im Gefahrenbereich, kann der dagegen gezielt angestrahlt werden. Das ist im Touareg bereits Serie. In einer Ausbaustufe kann der Scheinwerfer, wie ein Projektor, Informationen auf die Straße zeichnen. Theoretisch könnte man über den Fahrzeugscheinwerfer sogar einen Film ab- mit künstlichen LED-Pupillen kann zum Beispiel gezielt Personen anschauen, um zu signalisieren, dass er sie erkannt hat, und rollt einen Lichtteppich vor der Fahrertür auf, wenn sich der Besitzer nähert.
● Auf den Boden vor dem Auto projizierte Pfeile zeigen an, dass der VW gleich losfahren will. Nähert sich dem geparkten Fahrzeug ein Radfahrer, leuchtet die gesamte Seitenscheibe rot auf, um Radler und Insassen zu warnen und einen beim Aussteigen zu verhindern. (mgebh)
Laserlicht: Der sogenannte HighPerformance-LED-Scheinwerfer, der aktuell in einem Tiguan erprobt wird, soll mit besonders hohen Strömen der hohen Fernlichtausbeute des Laserlichts nahekommen und Reichweiten von 500 Metern und mehr erzielen, aber zu bezahlbaren Preisen verfügbar sein.
Auch die Ingenieure, die sich mit den Rücklichtern beschäftigen, sind nicht untätig. Bislang hatten die roten Leuchten vor allem die Funktion, den Wagen sichtbar zu machen und mit hellem Bremslicht den nachfolgenden Verkehr zu warnen. Zukünftig werden diese Lichter aber mehr und mehr Funktionen übernehmen: Eher aus MarketingSicht interessant ist zum Beispiel die Möglichkeit, individuelle Lichtsignaturen anzulegen. So könnte das Auto etwa signalisieren, ob der Fahrer gerade im Komfort- oder Sportmodus unterwegs ist. Und natürlich ist es denkbar, dem eigenen Auto gegen Aufpreis eine ganz individuelle Signatur zu verpassen.
Sicherheitsrelevanter sind Überlegungen, über die Rücklichter mit dem Hintermann zu kommunizieren: Ein erster VW-Versuchsträger kann zum Beispiel mit 200 einzelnen LED eine Laufschrift erzeugen, die andere Autofahrer vor Stau warnt oder bei einer Panne zum Überholen auffordert. Außerdem können intelligente Rücklichter dem Fahrer helfen: Ähnlich den Begrenzungsstreifen der HD-Scheinwerfer können auch Rückleuchten Markierungen auf den Boden zeichnen, die der Fahrer im Seitenspiegel erkennen kann und die ihn beim Einparken unterstützen.
Ein feinmaschiges Netz aus Lichtpunkten