Mit dem Schulgarten zusammengewachsen
Projekt Schüler des P-Seminars im Joseph-Bernhart-Gymnasium in Türkheim gestalten den Schulgarten neu und legen dabei selbst Hand an und stellen fest: Gartenarbeit ist ganz schön anstrengend. Aber auch schön
Türkheim Friedlich schwimmen kleine Goldfische unter Seerosenblättern hindurch und tauchen dann in die Tiefe des Teiches hinab. Der ist mit einer Folie ausgelegt und mit sechs Tonnen Wasserbausteinen befestigt.
Trotz der vielen größeren und kleineren Bausteine, mit denen die Uferregion über Wasser gestaltet ist: drei Viertel aller Steine liegen unter der Wasseroberfläche. Jeder, der einmal einen kleinen Teich angelegt hat, kann sich vorstellen, wie viel Arbeit in einem großen steckt.
Die Renovierung des alten Schulteiches war nicht die einzige Herausforderung für die Schülerinnen und Schüler, die in anderthalb Jahren P-Seminar am Joseph-Bernhart-Gymnasium in Türkheim vieles lernen konnten. So auch die Umsetzung von Ideen und Wünschen in die Realität.
P-Seminare während der letzten zwei Jahre vor dem Abitur umfassen einerseits einen Studienteil zur Berufsvorbereitung und andererseits die praktische Arbeit an einem Projekt. Hier hieß es: Neugestaltung des Schulgartens.
Durch frühere Baumaßnahmen am Schulgebäude war der ehemalige Schulgarten verwildert und war der gesamte Hang hinauf Richtung Straße nicht mehr stabil. Dann gab es aus ganz frühen Anfangszeiten noch eine kleine Hütte, die eingesunken im Erdreich des Hanges stand, aber unbedingt erhalten werden sollte. Ihr morsches Basisholz musste entfernt und durch passende Ziegelsteine und Zement ersetzt werden. Der recht steile Hang und die bis dahin baufällige Hütte waren wohl die größte Herausforderung für die Jugendlichen.
22 Tonnen Muschelkalksteine waren für die Hang-Stabilisierung notwendig. Ohne einen Kleinbagger und dessen Fahrer hätte das schwere Material nicht bewegt werden können. Im Zuge der Befestigung des Hanges ergab sich der Verlauf der Wege, mit Kehren und nicht zu steil. Aus übrig gebliebenem Material wurden zwei Steinsessel mit Blick auf den Teich gebastelt. Sie sehen nicht nur toll aus, sondern waren im Sommer sicher auch gut besucht.
Während eines Vortrags im kleinen Chemiesaal berichten die P-Seminaristen über die einzelnen Bauabschnitte. Für die Arbeit am Teich standen zwei Watthosen zur Verfügung. Der Untergrund war rutschig, das Wasser lief in die Hosen … „Das war eine nasse, anstrengende Arbeit, aber auch ganz schön lustig,“erinnern sie sich beim gemeinsamen Anschauen eines Zeitraffer-Videos, und das amüsante Element ist sicher das, was bleibt.
Ein besonders guter Einfall war Schaffung eines Open-Air-Klassenzimmers. Die Metallbänke waren im Fundus der Schule schon vorhanden, mussten in Reihen platziert und auf die Bodenplatten angedübelt werden. Während des Frühlings und im Sommer standen die Schulkinder sicher Schlange für eine Unterrichtsstunde im Freien. Auch an ein Whiteboard an der Mauer als Tafelersatz und an Klemmbretter zum Mitschreiben auf den Knien wurde gedacht.
Wenn man bedenkt, dass für ein P-Seminar nur eine Doppelstunde pro Woche zur Verfügung steht, und dass die aktive Zeit für die Arbeit im Freien begrenzt war, ist das Ergebnis wirklich eindrucksvoll. Gearbeitet wurde ja auch einige Male ganztags, mit entsprechender Planung, um den Unterrichtsausfall zu kompensieren. Und überhaupt – ohne das Fachwissen und die Hilfe von außen wäre alles so nicht möglich gewesen: Schutzhelme, Stahlkappen und ein Kleinbagger mit Fahrer wurden zur Verfügung gestellt. Hausmeister, Lehrer und Eltern halfen mit, finanziell auch die Gemeinde.
Der neue Schulgarten ist ein Projekt für die Zukunft. Die Kinder der AG Schulgarten haben schon Beerensträucher gesetzt und Blumenzwiebeln für den nächsten Frühling. Auf künftige AGs Schulgarten wartet die Herausforderung, im nächsten Jahr die Hänge und die zwei Kräuterschnecken zu bepflanzen. Die Infrastruktur dafür ist schon da.
Betreuungslehrer Markus Weinl: „Das Ziel war, einen pflegeleichten Garten mit winterharter Bepflandie zung zu schaffen. Das Material dafür war oft schon da, und bei allem wurde auf Nachhaltigkeit geachtet.“In diesem Seminar habe er erfahren, „was in den Jugendlichen steckt“, er habe ihre Fertigkeiten gesehen, und das alles erst einmal losgelöst vom Notendruck. „Arbeit nicht nur mit dem Kopf, sondern mit den Händen.“Die Gruppe sei „während dieser anderthalb Jahre zusammengewachsen. Sie kamen sogar in den Sommerferien, um zu gießen!“
Schulleiter Oberstudiendirektor Josef Reif: „Die Begeisterung der Gruppe für das Projekt hat mich selber begeistert. Und ihre Leidensfähigkeit auch!“Denn nicht immer hat alles auf Anhieb funktioniert, viele große Ideen mussten kleiner gemacht oder auch ganz aufgegeben werden.