Kunden können Spartickets nicht per Lastschrift zahlen
Betrüger haben ein Storno-System ausgenutzt. Online-Tickets müssen deshalb anders bezahlt werden
Berlin Die Deutsche Bahn hat wegen „einer starken Zunahme betrügerischer Aktivitäten“die Online-Buchung von Sparpreis-Tickets per Lastschrift-Verfahren eingeschränkt. „Wir haben diese Maßnahme zum Schutz unserer Kunden ergriffen“, sagte ein Bahn-Sprecher. „Wir arbeiten daran, dass unsere Services so schnell wie möglich wieder wie gewohnt zur Verfügung stehen.“Einen Zeitrahmen nannte das Unternehmen nicht.
Derzeit können Bahnkunden Sparpreis-Tickets nicht per Lastschrift bezahlen, wenn sie auf bahn.de und der Bahn-App, dem DB Navigator, buchen. Nur die Sofortüberweisung und die Kreditkartenzahlung sind möglich. Wer Tickets zum Super-Sparpreis oder Flexpreis genannten Normalpreis kauft, ist nicht betroffen.
Der Grund für die Maßnahme waren Betrüger. Sie hatten mit gehackten E-Mail-Daten Storno-Gutscheine ergaunert, um diese zu Geld zu machen. Die Bahn will den betroffenen Kunden den Schaden ersetzen.
Die Betrügereien sind möglich geworden, weil die Bahn den Rückzahlungsmodus bei stornierten Fahrscheinen geändert hat. Bis Ende Juli fielen bei der Stornierung eines Sparpreis-Tickets 19 Euro Bearbeitungsgebühr an. Der Rest wurde zurückgezahlt, und zwar auf dem gleichen Wege, auf dem der Kunde bezahlt hatte. Bei einer Lastschrift wurde der Restbetrag also wieder auf das Girokonto überwiesen.
Seit dem 1. August fallen nur noch 10 Euro Bearbeitungsgebühr an, der Restbetrag wird allerdings als Gutschein ausgegeben, der für einen neuen Ticketkauf verwendet werden kann.
An diesem Punkt setzten die Betrüger an, so die ermittelnde Bundespolizei. „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wird davon ausgegangen, dass bislang nicht identifizierte Täter über einen bisher unbekannten Kanal an Kreditkartendaten und/ oder Kontodaten gelangen.“Diese Daten hätten die Betrüger dann verwendet, um Onlinetickets im Sparpreissegment zu kaufen. „Bei den derzeit hier bekannten Fällen handelt es sich auch um hochpreisige Buchungen im Wert von bis zu 2500 Euro je Fahrtstrecke“, so die Bundespolizei in Potsdam.
Die ergaunerten Online-Tickets stornierten die Betrüger postwendend und ließen sich die StornoGutscheine per Mail schicken. „Nach derzeitigem Sachstand werden die Gutscheine im Anschluss zum Kauf angeboten und weiterveräußert“, so die Bundespolizei. Um die Herkunft der Gutscheine zu verschleiern, kauften die Täter teilweise auch neue Bahn-Tickets, stornierten diese erneut, um einen anderen Gutschein-Code über den Restwert zu erhalten.
Nach Angaben eines Bahn-Sprechers basieren die Betrugsfälle auf sogenannten Phishing-E-Mails. Offenbar hatten sich die Täter über die „Passwort vergessen“-Option auf der Seite der Bahn Zugang zu E-Mail-Konten verschafft. Dann hatten sie sich an diese Mailadressen neue Passworte schicken lassen und so das Login von bestehenden Kunden übernommen. Konten bei der Bahn selbst seien nicht gehackt worden, betonte das Unternehmen.
Um wie viele Betrugsfälle es geht, ist offen. Inzwischen habe die Bahn die Betrügereien „massiv“eindämmen können und ergaunerte Gutscheine gesperrt. Der Konzern will daran festhalten, den Restwert stornierter Sparpreis-Fahrkarten als Gutscheine zu erstatten, statt das Geld zurückzuüberweisen.