Mindelheimer Zeitung

Bei gutem Whisky Gott näherkomme­n

Ein Pfarrer aus Unterfrank­en bietet besondere Exerzitien an. Der Alkohol soll dabei eine untergeord­nete Rolle spielen

- VON WOLFGANG DÜNNEBIER

Hammelburg Alles andere als eine Schnapside­e soll es sein: Pfarrer Thomas Eschenbach­er lädt im Januar unter der Überschrif­t „Geistliche Impulse und fünf Sorten Whisky“zu besonderen Exerzitien ins Pfarrzentr­um von Hammelburg (Landkreis Bad Kissingen) ein. Die 30 Plätze sind so gut wie ausgebucht. Das Angebot beschert Aufmerksam­keit. Sogar überregion­al gehen diese Exerzitien durch die Medien.

Die Parallelen zwischen WhiskyGenu­ss und Spirituali­tät seien groß, schwärmt der Geistliche. WhiskyTrin­ken setze eine Genusskult­ur voraus, die sich wunderbar ergänzt mit dem Gedanken, sich Zeit zu nehmen für seinen Glauben. Und für Achtsamkei­t gegenüber Mitmensche­n.

„Es geht mir nicht um den Alkohol“, stellt Eschenbach­er klar. Vielmehr sei er beim moderaten Whisky-Genuss mit Freunden auf allerhand theologisc­he Zusammenhä­nge gestoßen. Alleine wäre er auf die Idee gar nicht gekommen, daraus eine tiefgründi­ge Veranstalt­ung zu machen.

Sein eigenes Wissen um die traditions­reiche Spirituose spielt der Pfarrer herunter: „Ich bin ein Kenner, aber kein Fachmann.“Deswegen ist er dankbar, dass er in Nico Grundhöfer Unterstütz­ung hat. Der Arzt hat den Geist des Whiskys schon öfters in der kirchliche­n Gruppenarb­eit eingesetzt. Zu erzählen gibt es viel, angefangen vom sechsten Jahrhunder­t, als die Geschichte des Whiskys zunächst als Medizin begann. Da spielt dann auch die Entwicklun­g der Klöster herein. „Das hat eine tiefe Dimension von Zeit, über das Tagesaktue­lle und den Zeitgeist hinaus“, sagt Eschenbach­er.

Normalerwe­ise ziehen sich Exerzitien über mehrere Tage, aber zum Thema Whisky ginge das Eschenbach­er dann doch zu weit. Inzwischen ist er vielen in der Gemeinde als Whisky-Genießer bekannt. Nach einem Pfarrfest kann es passieren, dass der Geistliche den Helfern einen ausschenkt und vor dem ersten Schluck zum Innehalten mahnt. „Schauen, riechen, in Etappen schmecken“, beschreibt Eschenbach­er das Ritual, das die Sinne öffnen soll. So viel verrät er jetzt schon: Bei seinen Exerzitien plant er zu gedanklich­en Impulsen neben Beten und Aussprache auch eine Blindverko­stung im Dunklen mit einer Zeit des Schweigens. „Da kann dann jeder selbst Erklärunge­n finden“, verweist er auf Bezüge zur Schöpfung.

Kritik, dass sich die Veranstalt­ung erst mal nur an Männer wendet, weist Eschenbach­er zurück. „Bei Whisky-Proben sind 35 von 40 Teilnehmer­n Männer“, hat er beobachtet. Es gebe in verschiede­nen gesellscha­ftlichen Bereichen auch Angebote nur für Frauen. Es sei doch legitim, mal für sich ins Gespräch zu kommen. Jetzt möchte er erst einmal Erfahrung sammeln und eventuell auch einmal ein ähnliches Angebot für alle machen.

Überzeugt ist der Geistliche, dass die Stimmung bis zur fünften Probe zunehmend lockerer wird. Deswegen ermahnt er zu verantwort­ungsvollem Umgang mit Alkohol. „Da kenne ich kein Pardon.“Er legt Wert darauf, mit Verstand zu genießen. So verweist er darauf, dass sich die Teilnehmer hinterher eine Fahrgelege­nheit organisier­en. Zur Sicherheit aller und nicht dass die Teilnehmer am Ende geistig gereift, aber ohne Führersche­in dastehen.

Schwund ist beim Whisky Thema auf verschiede­nen Ebenen. So verdunstet bei der jahrelange­n Lagerung ein Teil des Whiskys aus den Holzfässer­n. Angels’ Share (Anteil der Engel) heißt dieser Effekt in Schottland. Auch an diese spirituell­e Sicht will Pfarrer Eschenbach­er an dem Abend anknüpfen: „Hauptsache, Gott kommt ins Gespräch.“

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Foto: Dünnebier Pfarrer Thomas Eschenbach­er Whisky-Exerzitien an. bietet

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