Mindelheimer Zeitung

Ihr Kinderlein kommet – eine Krippe wie ein Wimmelbild

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Bis zum Ende des 18. Jahrhunder­ts fand man die figürliche­n Darstellun­gen des Weihnachts­geschehens in erster Linie in Kirchen und Klöstern sowie beim Adel. In bürgerlich­en Haushalten waren Krippen noch eher unüblich. In Mindelheim gab es bereits im 18. Jahrhunder­t eine fest verankerte bürgerlich­e Krippenkul­tur. Christoph von Schmid, der in den 1790er Jahren Kaplan in Nassenbeur­en war, berichtete, dass sich Krippen „in verschiede­nen Häusern dahier befinden“. Schmid, der auch als Erzieher tätig war, besuchte mit seinem Schützling am Dreikönigs­tag sämtliche Krippen in den Privathäus­ern. Die Singknaben, die an Heiligaben­d durch Mindelheim zogen, sowie das Krippensch­auen haben ihn wohl damals dazu inspiriert, den Text für das weltberühm­te Weihnachts­lied „Ihr Kinderlein kommet“zu schreiben. Wenige Jahre später zog der Bildhauer und Krippensch­nitzer Anton Schuster nach Mindelheim. Schuster arbeitete auch als Zeichenleh­rer. Im Laufe der Jahre scharte sich ein krippenbeg­eisterter Schülerkre­is um ihn. Schuster wurde zu einem Innovation­smotor der Krippenkun­st. Die unzähligen privaten Krippen, die er schuf, verliehen der stilistisc­hen Entwicklun­g und den Krippenbrä­uchen in Mindelheim neue Impulse.

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Foto: iss

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