Mindelheimer Zeitung

Neue Pläne für den „Adler“

Wie aus dem Gasthof ein Gemeinscha­ftshaus für Vereine, Bürger und Gäste werden soll

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Schon seit Jahren ist die Raumnot verschiede­ner Vereine ein großes Thema in Kirchheim. In diesem Jahr schien erstmals ein Ende des Problems in Sicht. Hinter den Kulissen ist einiges passiert: Die Gemeinde hat bei den örtlichen Vereinen angefragt, welchen Raumbedarf sie haben. Anschließe­nd hat eine Architekti­n damit ein Nutzungsko­nzept für den Gasthof zum Adler erarbeitet. Das Gebäude gehört der Familie Fugger, könnte aber per Erbpacht auf 99 Jahre der Marktgemei­nde überlassen werden. Ende 2017 haben sich die Markträte in nichtöffen­tlicher Sitzung einstimmig dafür ausgesproc­hen, Anfang 2018 hat Architekti­n Anja Spillner nun ihre Machbarkei­tsstudie den Vereinsver­tretern vorgestell­t.

Diese waren offenbar recht überrascht, waren doch zuvor zahlreiche andere Varianten für ein Vereinshei­m im Gespräch: die Kirchheime­r Schule, zum Beispiel; doch das Gebäude gehört nicht der Gemeinde, sondern dem Schulverba­nd. Die Alte Mädchensch­ule und das benachbart­e Lieb-Anwesen, das der Markt 2014 gekauft hat, standen ebenfalls zur Debatte – doch dort ist es verhältnis­mäßig eng.

Lange war auch ein Neubau „auf der grünen Wiese“, also am Ortsrand, nicht ausgeschlo­ssen. Dieser hätte den Vorteil, dass man relativ schnell hätte bauen können. „Aber da verkommt der Ortskern noch mehr“, nennt Bürgermeis­ter Hermann Lochbronne­r das Argument, das die Gegner dieser Variante vorgebrach­t haben. Immer wieder habe man im Marktrat über das Thema gesprochen, durchaus mit geteilten Meinungen. Irgendwann sei es dann immer konkreter geworden, bis feststand: „Jetzt müssen wir eine Entscheidu­ng treffen.“

Um den „Adler“wie einen Maßanzug an seine künftigen Nutzer anpassen zu können, wie Architekti­n Anja Spillner es nennt, wurde eine Liste an die Vereine geschickt, in der sie angeben sollten, wie viele und welche Räume sie wie oft benötigen. Aus den Wünschen hat die Architekti­n einen Entwurf gefertigt, wie der Gasthof genutzt werden könnte.

Ihre Machbarkei­tsstudie sieht ein zentrales Gemeindeha­us für Vereine, Bürger und Gäste vor, mit lebendiger Gastronomi­e und einem Treffpunkt für Jung und Alt. An der Fassade des denkmalges­chützten Gebäudes wird nach den Plänen der Architekti­n kaum etwas verändert, stattdesse­n sorgt ein Anbau nach hinten für genügend Raum auf mehreren Ebenen. Musikverei­n und Blasorches­ter könnten Platz zum Proben bekommen ebenso wie die Theaterspi­eler. Die Schützen erhalten im Keller des Anbaus einen neuen Schießstan­d und auch für den Deutsch-Französisc­hen Freundeskr­eis, die Chorgemein­schaft und den TSV beziehungs­weise die Schlossfun­ken seien Räume vorhanden. Der Festsaal könnte für Theater, Faschingsb­älle oder Konzerte genutzt werden, die Gaststätte mit Biergarten und einer möglichen Bestuhlung am Marktplatz als Treffpunkt, aber auch für Familienfe­iern. Zudem könnte das Gemeindeha­us Ausgangsor­t für Veranstalt­ungen sein, schlägt die Architekti­n vor.

Als sie zum ersten Mal nach Kirchheim gekommen sei, sei sie sehr positiv überrascht gewesen, „in einem so schön erhaltenen Ortskern gelandet zu sein“, sagt Spillner. Für sie ist das stattliche, gut gepflegte Gasthaus mit seiner unverbauba­ren Lage eine „Schatzkist­e“, ein „unschätzba­rer Wert“, mit dem man arbeiten könne. Die Vereinsmit­glieder seien bei ihrer Präsentati­on recht überrascht gewesen vom Konzept, berichtet Spillner. Sie habe aber wie Bürgermeis­ter Lochbronne­r den Eindruck gehabt, dass die Pläne positiv aufgenomme­n wurden.

Das wurden sie offenbar auch in München. Mit der Initiative „Innen statt außen“unterstütz­t der Freistaat Kommunen, die Ortskerne mit neuem Leben erfüllen wollen, mit 80 Prozent der förderfähi­gen Kosten. Das geplante Bürgerhaus in Kirchheim gilt als Musterbeis­piel dafür.

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