Das alte Viadukt macht den Weg frei
Im Zuge der Bahn-Elektrifizierung hat sich in und um Stetten einiges getan
Stetten Seit Anfang April ist das Backstein-Viadukt am Ortsausgang von Stetten Geschichte: Im Zuge der Elektrifizierung der Bahnstrecke München–Zürich mussten die drei Bögen, die noch aus der Bauzeit der Strecke um das Jahr 1870 stammen, einem modernen Betondurchlass weichen.
Der ist jedoch nur ein sichtbares Zeichen dafür, dass sich in den vergangenen Monaten in und um Stetten einiges getan hat. Auch der Bahnhof hat sein Gesicht verändert. Hier gibt es nun zwei barrierefreie Gleise, die über eine Unterführung zugänglich sind. Letztere kann auch als Geh- und Radweg genutzt werden. Der südliche Zugang zu den Gleisen ist direkt von Stetten her möglich. Zuvor befand sich an dieser Stelle ein beschrankter Bahnübergang. Im Bereich des Bahnhofes wurde auf einer Länge von 1100 Metern der Gleisoberbau erneuert und zwischen Stetten und Sontheim wurden die Gleise auf einer Strecke von sieben Kilometern neu gebaut. Außerdem musste der Bahndamm östlich von Stetten gefestigt werden und im Bereich von Kirchstetten musste das Gleisbett auf einer Strecke von 570 Metern gesenkt werden, damit die Stromführung unter die Straßenbrücke bei Kirchstetten gelegt werden konnte. All diese Baumaßnahmen verschlangen allein im Bereich Stetten rund 14,5 Millionen Euro.
Bis 2020 soll die gesamte Strecke zwischen Lindau und Geltendorf elektrifiziert sein. Eine Fahrt von München nach Zürich soll dann nicht mehr 4,5 Stunden dauern, sondern eine Stunde weniger. Möglich machen sollen die verkürzte Reisezeit auch moderne Neigetechnikzüge, die bis zu 160 Stundenkilometer schnell fahren sollen.
Insgesamt war die Bahnstrecke sieben Monate lang gesperrt. Reisende mussten in dieser Zeit den Schienenersatzverkehr nutzen und konnten erst Mitte Oktober wieder in die Züge steigen.
Für die Gemeinde waren die Arbeiten ein Großprojekt – und mit erheblichen Kosten verbunden. Mit rund 1,65 Millionen Euro waren sie der größte Posten im diesjährigen Archivfoto: Siegfried Saumweber Haushaltsplan. Bürgermeister Richard Linzing sprach in diesem Zusammenhang von einem Projekt, „das uns sehr in die Knie zwingen und auch zu einer relativ hohen Verschuldung führen wird“.
Das liegt zum einen daran, dass die Gemeinde zunächst in Vorleistung gehen muss und ihr die Bahn, der Bund und der Freistaat erst 2020 ihren Anteil an den Kosten beziehungsweise eine Zuweisung überweisen wird. Hinzu kommt, dass die Kosten seit Beginn der Planungen erheblich gestiegen sind. Für den Geh- und Radweg, der nun unter den Bahngleisen zwischen der Hoch- und der Bahnhofstraße hindurchführt, hat die Gemeinde gut 947 000 Euro eingeplant.