Gabor eröffnet Logistikzentrum
Der Schuhhersteller hat in Mindelheim kräftig investiert. Einen wahren Besucheransturm gab es beim Tag der offenen Tür im März
Mindelheim Rund 40 Millionen Euro hat der Rosenheimer Schuhspezialist Gabor in sein erweitertes Logistikzentrum in Mindelheim investiert. Rund 16 Millionen Euro davon waren als Aufträge an Firmen aus der Region gegangen. Firmenchef Achim Gabor betonte bei der offiziellen Inbetriebnahme der neuen Halle im März, er habe jederzeit das Gefühl gehabt, als Unternehmer in Mindelheim willkommen zu sein. „Jetzt sind wir endgültig ein Mindelheimer Unternehmen“, sagte Gabor.
Mit dem Neubau sei der Grundstein für eine gute Zukunft gelegt worden. Mindelheim sei neben der Zentrale in Rosenheim und den Produktionswerken in der Slowakei und in Portugal einer der wichtigsten Standorte. Die Leistungsfähigkeit sei gestiegen, Kunden könnten nun noch schneller bedient werden. Bei Gabor in Mindelheim werden alle weltweit von dem Unternehmen verkauften Schuhe an Endkunden in 52 Länder ausgeliefert.
Gabor habe sich durch die gute Zusammenarbeit besondere Mühe gegeben, das Gebäude optisch aufzuwerten. Im Außenbereich sei eine parkartige Anlage mit 160 Bäumen geschaffen worden. Mindelheims Bürgermeister Winter nannte den Neubau „vorbildgebend für alle Gewerbetreibenden“. Mindelheim habe mit dem Werksverkauf nicht nur die größte Schuhschachtel der Welt bekommen, sondern „sicherlich auch die schönste“. Auf 300 Quadratmetern verkauft Gabor in diesem Shop nun seine Produkte. In Mindelheim sei die größte Einzelinvestition überhaupt in der Geschichte der Firma Gabor getätigt worden.
Jeder Gabor-Schuh, der heute verkauft wird, war schon einmal in Mindelheim. Denn seit 2003 findet Unterallgäu der zentrale Warenumschlag von Gabor und „Camel active“statt. Hier wird die Produktion zusammengeführt: 85 Prozent der Schuhe stammen aus eigenen Werken in Portugal und der Slowakei, der Rest kommt von Zulieferern aus Asien. Circa neun Millionen Paar pro Jahr liefert Gabor von hier aus an 5000 Händler in mehr als 60 Ländern.
Die bestehenden Gebäude haben außen einen neuen Anstrich bekom- men und auch von innen ist nicht auf den ersten Blick erkennbar, wo Alt aufhört und Neu beginnt – eine bewusste Entscheidung, wie Pressesprecher Markus Reheis erklärte. 6000 Quadratmeter Fläche umfasst der Neubau, 18 Meter hoch, die eine Hälfte für das neue Hochregallager, die andere für den Warenausgang und drei Ebenen Fachbodenlager.
Schuhverkäufer bestellen ihre Ware vor der eigentlichen Saison: Für Gabor gilt sie damit als „beim zahlt“. Doch das Unternehmen bietet seinen Kunden einen besonderen Service, laut Gabor in einer Dimension wie kein anderer deutscher Hersteller: Für eine schnellstmögliche Nachlieferung – in Deutschland innerhalb von 24 Stunden – lagert Gabor bis zu 300000 Paar Schuhe ein. Dieses Geschäft ist risikobehafteter. Was übrig bleibt, werde über den Fabrikverkauf aufgefangen – in Rosenheim und Mindelheim.
Wie Reheis erklärt, gehe der Trend dahin, dass die Händler erst weniger bestellen und dann umso mehr nachordern. Gabor müsse also tendenziell mehr vorhalten. Die rund 3000 Mitarbeiter in Portugal und der Slowakei produzieren aber rund 33000 Paar Schuhe – Tag für Tag, jedes Modell in zwölf bis 14 Größen. Die Hauptlieferzeiten machen jedoch nur etwa sieben Monate im Jahr aus, dazwischen sind vor allem Nachbestellungen gefragt. All das müsse durch die Logistik abgefedert werden, so Reheis.
Und das passiert in Mindelheim: Bis zu 120 Mitarbeiter arbeiten hier in Spitzenzeiten, angestellt über den Dienstleister Dirks Fashion Logistics. Neben den Lieferanten kommen täglich zwischen vier und sechs Lkws von den Gabor-Werken in Portugal und aus der Slowakei nach Mindelheim, mit je 72 Boxen, in denen sich die Schuhschachteln stapeln. Wie viele drauf passen, ist unterschiedlich: 144 Paar Ballerinas haben auf einem solchen Wagen Platz – oder 36 Paar Stiefel. Logisch, dass für die Winterkollektion mehr Lastwagen auf die Straße müssen.
Die Auslieferung war früher auf dem ehemaligen Baywa-Gelände in Mindelheim untergebracht, das Gabor gemietet hat. Mit dem neuen Gebäude, dem Hochregallager und dem Fachbodenlager spart sich die Firma Zeit und Transportwege – und die Schuhe können noch schneller bei ihren neuen Besitzer(inne)n sein.