Kita
Kinder können „Kita“zweifellos früher aussprechen als „Kindergarten“. Sie sagen ja auch leichter Mama oder Papa, bevor sie beispielsweise fehlerfrei und umstandslos Fachkräfteoffensive oder Spielplatzprüfung über die Lippen bringen. Kita hat Klang – zwei Vokale, zwei Silben, das flutscht wie Feta und Kreta, Soda und Pippi.
Kita. Erwachsene benutzen das Wort auch und bauen daraus niedliche Gebilde wie das „Gute-KitaGesetz“. Kita ist – wie Kika, was für Kinderkanal steht – ein Akronym, eine zusammengeschnurrte Verniedlichungsform eines sehr seriösen Wortes: Kindertagesstätte. Einschulungsreife sechs Silben, noch eine mehr als Ausflugsgaststätte. Die Kita gehört durch umgangssprachlich eifrigen Gebrauch längst zur Sprachfamilie. Doch in Bad Blankenburg in Thüringen will man das Kita-Gequatsche nicht mitmachen. Dort, wo der Reformpädagoge Friedrich Fröbel 1840 den ersten Kindergarten der Welt eröffnete, wird gewettert gegen einen „Kunstbegriff, der sich schrecklich anhört.“Der Fröbel-Kreis stört sich daran, dass die Welt das Wort Kindergarten in so vielen Sprachen übernommen hat („überall heißt der Kindergarten Kindergarten“) – im Mutterkindergartenland aber die Verhunzung auf dem Vormarsch ist. Vehu auf Voma sozusagen.
Kita verwische alles und stehe für alles und nichts: Kindergarten, Kinderkrippe, Kindertagesstätte, Kinderladen, Kindertagesbetreuung. Hingegen sei der einzig würdige und pädagogisch korrekte Oberbegriff Kindergarten. Deshalb die Kampagne „Die Welt spricht Kindergarten“, die schnell über 7000 Unterzeichner gefunden hat. Deutschland aber spricht mehr und mehr Kita.
Als Quell allen Übels haben die Thüringer ein Gesetz aus Nordrhein-Westfalen (die schon wieder!) identifiziert, wo Anfang der 70er Jahre erstmals das kriwür Gebilde Kita aufgetaucht sei. Wer das Anliegen der Kindergarten-Retter für Kikra (Kinderkram also) hält, dem wünschen wir schon heute frohe Weina.