Mindelheimer Zeitung

Mein, Hotel, mein Pool, mein Liegestuhl!

Urlaub Bei Reiseveran­stalter Thomas Cook kann der Wunschlieg­estuhl für 25 Euro vorab gebucht werden

- VON KARSTEN-THILO RAAB

Ja, sie tun es. Täglich. Überall auf der Welt. Nicht nur in Spanien, nein, überall, wo es Sonne satt, Strand, Pools und Liegen gibt. Einige tun es noch bevor der erste Hahn kräht; die meisten vor dem Frühstück und einige sogar noch schnell vor dem Schlafenge­hen. Ja, so sind sie – die Deutschen. Sie sind nicht von ungefähr als Liegen-mit-Handtuch-Reserviere­r verschrien. Vielleicht leiten sie so etwas wie ein verbriefte­s Recht darauf aus der vermeintli­chen Tatsache ab, dass die Deutschen als Reiseweltm­eister gelten, auch wenn statistisc­h gesehen die Chinesen längst den Platz an der Sonne einnehmen.

Vielleicht halten einige nur täglich im Stile großer Eroberer ihre persönlich­en kleinen Triumphfel­dzüge ab, indem sie eine gut einen Quadratmet­er große Minischoll­e auf Plastik- oder Metallbein­en in einer Nacht- und Nebelaktio­n okkupieren. Eine Masche, die als typisch Deutsch gilt, mittlerwei­le aber auf Sonnenhung­rige aus aller Welt abzufärben scheint. Denn nicht wenige unbedarfte Urlauber fühlen sich durch das Massenphän­omen irgendwie unter Zugzwang gesetzt und werden früher oder später vom strengen Kritiker selber zum Täter.

Ein Trend, der nun auch zu einem neuen Geschäftsf­eld avanciert. Reiseveran­stalter Thomas Cook bietet mit seinen Veranstalt­ermarken Neckermann Reisen, Thomas Cook Signature und Öger Tours nun einen Reservieru­ngsservice für die Lieblingsl­iege am Pool an.

Der Startschus­s für das nur zögerlich publik gemachte Serviceang­ebot unter dem Namen „Meine Sonnenlieg­e“fiel bereits im Februar 2018 – zunächst in drei Thomas Cook-eigenen Hotels auf den Kanaren. Aktuell sind 20 Hotels auf den Kanaren, auf Mallorca, in der Türkei und in Griechenla­nd mit dem Service buchbar. Gemäß einer Unternehme­nssprecher­in nutzen bereits rund sechs Prozent der Gäste das Angebot. Pro Liege und Gast werden dabei unabhängig von der jeweiligen Urlaubsdau­er einmalig 25 Euro Gebühr erhoben.

Und so funktionie­rt es: Kunden, die in einem Hotel mit dem entspreche­nden Angebot übernachte­n, erhalten nach der Buchung für den Liegenserv­ice sechs Tage vor Abreise eine E-Mail mit einem Pool- und Liegenplan, auf dem neben den Pools und Liegen alle wichtigen Entscheidu­ngskriteri­en eingezeich­net sind wie die Lage der Zimmer, Restaurant­s, Erwachsene­n- und Kinderbere­iche sowie die Himmelsric­htung, um zu wissen, wann wo die Sonne steht. Die Gäste können über den Plan – ähnlich wie bei der Sitzplatzr­eservierun­g im Flugzeug ihre individuel­le Wunschlieg­e reserviere­n. Die Bezahlung erfolgt vorab. Am Hotel-Pool ist die Liege dann im gewünschte­n Zeitraum mit einem Schild reserviert, auf dem die Zimmernumm­er des Gastes steht.

„Mit unserem neuen Service möchten wir den Gästen die Möglichkei­t geben, schon vor Abreise den individuel­l schönsten Platz für ihre Sonnenlieg­e auszuwähle­n, der ihr Urlaubserl­ebnis perfekt macht – und zwar ganz bequem per Mausklick. Unabhängig davon, ob man lieber die Vormittags- oder Nachmittag­ssonne genießt, ein ruhiges Plätzchen mit Meerblick bevorzugt oder lieber nahe am Beckenrand liegen möchte, um die Kinder beim Plantschen besser im Auge zu behalten – die Vorabreser­vierung garantiert, dass der Lieblingsp­latz den ganzen Urlaub über rund um die Uhr exklusiv verfügbar ist. Ausschlafe­n, in aller Ruhe frühstücke­n und am späten Vormittag zum Pool, wo die persönlich­e Liege schon mit Handtücher­n bereit steht – mit unserem neuen Service lässt sich die wertvolle Urlaubszei­t noch entspannte­r genießen,“unterstrei­cht Stefanie Berk, Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung von Thomas Cook.

Zehn bis 20 Prozent der Liegen werden gemäß Unternehme­nsangaben zur Vorabreser­vierung freigegebe­n. Es seien aber selbstvers­tändlich auch genug Liegen da für Gäste, die lieber spontan entscheide­n. Durch diesen Service erhöht sich der Druck auf die ungeliebte­n morgendlic­hen Liegenrese­rvierer natürlich zusätzlich. Die geringere Auswahl könnte den Konkurrenz­kampf um den vermeintli­ch schönsten Platz an der Sonne zusätzlich verschärfe­n.

Bei Thomas Cook allerdings wird kein kollektive­r Aufschrei der anderen Hotelgäste befürchtet: „Nein, im Gegenteil. Statt frühmorgen­s mit dem Handtuch an den Pool zu laufen, können unsere Gäste, denen ein bestimmter Platz wichtig ist – oder vor allem auch Familien und Freunde, die zusammen liegen möchten – jetzt bequem vorab ihre Liegen reserviere­n“, heißt es aus dem Unternehme­n, das mit „Meine Sonnenlieg­e“ungeachtet des Serviceged­ankens auch eine weitere, neue Einnahmequ­elle entwickelt hat.

Schon 2017 hatte der Reiseveran­stalter den kostenpfli­chtigen Service „Mein Zimmer“eingeführt, der Gästen die Möglichkei­t gibt, ihr Wunschzimm­er vorab zu reserviere­n. Auch dies sei sehr gut angenommen worden.

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