Zeit für Kunst
Freie Tage, draußen ist es kalt und düster – Hochzeit für spannende Schauen drinnen. Ein Überblick
Die Weihnachtsgans ist verzehrt, die Familienbesuche sind absolviert und noch lockt kein Schnee auf die Piste. Wie wär’s mit einem Ausflug zur Kunst? Zahlreiche hochkarätige Ausstellungen in unserer Region locken die Kunstfreunde zwischen den Jahren zu Entdeckungen. In Augsburg serviert die Große Schwäbische Kunstausstellung quasi erntefrische Kreativität direkt vom Erzeuger. Wieder ist sie in die Barockgalerie im Schaezlerpalais integriert und Neues stößt auf Altehrwürdiges. Das kann wunderbar harmonieren, aber auch denkbar harte Kontraste hervorbringen. Im Zentrum der Gegenwartskunst H2 im Glaspalast kommen dazu noch vier Rauminstallationen (bis 13. Januar).
Im H2 sind außerdem Fotografien von Stefan Moses in Begegnung
mit Peggy Guggenheim in ihrem Venezianer Palast zu sehen. Die gesamte Fotostrecke der Kunstsammlerin aus den Jahren 1969 und 1974 wird hier erstmals gezeigt (bis 10. März). Ebenfalls als Europa-Premiere präsentiert das Schaezlerpalais die amerikanische Haukohl Family Collection mit barocker Kunst aus Florenz unter dem Titel „Im
Schatten der Medici“. Die Meisterwerke vom 16. bis 18. Jahrhundert beeinflussten Europas Kunstgeschichte (bis 20. Januar). Alle Ausstellungen sind geöffnet Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Silvester geschlossen.
In München nimmt die Alte Pinakothek in der Ausstellung „Florenz und seine Maler von Giotto bis Leonardo da Vinci“die großen Vorläufer ins Visier. Dank internationaler
Leihgaben sind charakteristische Werke der prominentesten Meister in der Ausstellung vertreten (bis 27. Januar; geöffnet Di./Mi. 10 bis 21 Uhr, Do. bis So. 10 bis 18 Uhr).
Im Architekturmuseum in der Pinakothek der Moderne lernt man die ganze Spanne der Architektur in Bayern zur Zeit von König Ludwig II.
kennen. „Königsschlösser und Fabriken“zeigt in originalen Zeichnungen, Plänen, Fotografien und Modellen, was von Linderhof und dem Bayreuther Festspielhaus bis zu Industriebauten und Synagogen damals entstanden ist (bis 13. Januar; geöffnet Di. bis So. 10 bis 18 Uhr).
Im selben Haus sind weiter zwei bedeutende Maler der Gegenwart in Werkschauen zu besichtigen. Das Museum Brandhorst widmet sich
Alex Katz (91), der immer jugendfrische Porträts und Figurenszenen schuf (bis 22. April). Die Pinakothek der Moderne wirft ein Schlaglicht auf Jonathan Meese. Der Berliner Künstler zeigt sich von seiner besten Seite mit einem Faible fürs Spielerische bis hin zum Skurrilen und Absurden (bis 3. März; geöffnet Di. bis So. 10–18, Do. 10–20 Uhr).
Im Kunsthaus Kaufbeuren schlagen „Menschenbilder“von Ernst Barlach, Otto Dix, George Grosz und des Niederländers Samuel Jessurun de Mesquita, der 1944 von den Nazis ermordet wurde, in Bann. Sie stellen den Menschen in existenzieller Not dar, thematisieren sein Dasein in einer auseinanderfallenden Gesellschaft und eine Epoche grundstürzender Umbrüche (bis 22. April; Di., Mi., Fr. 10–17 Uhr, Do. 10–19 Uhr, Sa./So. 11–18 Uhr).
Im Buchheim Museum in Bernried am Starnberger See ist die Bilderwelt von Karl Schmidt-Rottluff in „Form, Farbe, Ausdruck!“zu erfahren. Gezeigt wird seine gesamte Schaffenszeit von 1899 bis 1974 mit mehr als 240 Werken. Aus dem Impressionismus entwickelte der Brücke-Mitbegründer flirrende Strichlagen, dann immer flächigere Pinselführung und die klar strukturierten Farbfelder des reinen Expressionismus. Auch das kunsthandwerkliche Schaffen Schmidt-Rottluffs ist in Bernried zu sehen (bis 3. Februar; Di. bis So. 10 bis 17 Uhr).
Das Neu-Ulmer Edwin-ScharffHaus widmet sich in der Ausstellung „Wie ein Traum!“der Japan-Begeisterung um 1900, speziell der von Emil Orlik. Der Maler, Grafiker und Kollege Edwin Scharffs an den Berliner Staatsschulen für freie und angewandte Kunst hatte 1904 eine Mappe mit 15 Grafiken „Aus Japan“veröffentlicht. Diese werden mit Holzschnitten japanischer Großmeister konfrontiert (bis 10. Februar; geöffnet Di./Mi. 13–17 Uhr, Do./Fr. 13–18, Sa./So. 10–18 Uhr).