Zwei Stunden im falschen Film
Manchmal kommt man auf dumme Ideen, weil man sich zum Beispiel denkt, dass so ein Film aus dem Harry-Potter-Universum unterhaltend sein könnte. Im Hinterkopf hatte sich nämlich festgesetzt, dass der Film „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“einen zauberhaften Eindruck hinterlassen haben soll.
Also warum dann nicht mal wieder ins Kino gehen und „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“schauen – ohne den ersten Teil gesehen zu haben. So schwer kann das doch nicht sein. Grindelwald, das war doch der, der sich mit Dumbledore dieses sagenumwobene Duell geliefert haben soll, Harry Potter Teil sieben, irgendwo in den Untiefen des Gedächtnisses hängen geblieben.
Und dann das: 134 Minuten Ratlosigkeit im Kinosaal, und das nicht, weil in der englischen Originalversion alles vernuschelt wird. Ratlosigkeit, weil keine Figur eingeführt und keine Vorgeschichte erklärt wird, weil die Erzählung im Höllentempo vorwärtsgepeitscht wird, hier noch ein Dreh und dort noch ein Dreh und dort der Dreh vom Dreh eingebaut wird. Aber was bitte schön sind diese phantastischen Wesen, von denen dauernd die Rede ist? Und ein Obscurus? Nie gehört. Hilfe! Dass man sich auf die Oper vorbereiten muss – na klar, aber dass man für einen Kinofilm eine ganze Gebrauchsanleitung lesen muss, das ist neu.
Und die Action-Szenen im Überbietungsmodus machten es nicht besser: Denn das Ergebnis von rasant mal superschnell ergibt nicht genial, sondern Langeweile. Die Körper waren nur noch als Schemen zu erkennen, von Spannung keine Spur, die müsste sorgfältig aufgebaut werden. Alles, was einem als Leser an den Harry-PotterBänden gefallen hatte, fehlte in dieser Fortsetzungsgeschichte. 134 Minuten im falschen Film – was für ein Erlebnis!