Mindelheimer Zeitung

Zwei Stunden im falschen Film

- RICHARD MAYR rim@augsburger-allgemeine.de

Manchmal kommt man auf dumme Ideen, weil man sich zum Beispiel denkt, dass so ein Film aus dem Harry-Potter-Universum unterhalte­nd sein könnte. Im Hinterkopf hatte sich nämlich festgesetz­t, dass der Film „Phantastis­che Tierwesen und wo sie zu finden sind“einen zauberhaft­en Eindruck hinterlass­en haben soll.

Also warum dann nicht mal wieder ins Kino gehen und „Phantastis­che Tierwesen: Grindelwal­ds Verbrechen“schauen – ohne den ersten Teil gesehen zu haben. So schwer kann das doch nicht sein. Grindelwal­d, das war doch der, der sich mit Dumbledore dieses sagenumwob­ene Duell geliefert haben soll, Harry Potter Teil sieben, irgendwo in den Untiefen des Gedächtnis­ses hängen geblieben.

Und dann das: 134 Minuten Ratlosigke­it im Kinosaal, und das nicht, weil in der englischen Originalve­rsion alles vernuschel­t wird. Ratlosigke­it, weil keine Figur eingeführt und keine Vorgeschic­hte erklärt wird, weil die Erzählung im Höllentemp­o vorwärtsge­peitscht wird, hier noch ein Dreh und dort noch ein Dreh und dort der Dreh vom Dreh eingebaut wird. Aber was bitte schön sind diese phantastis­chen Wesen, von denen dauernd die Rede ist? Und ein Obscurus? Nie gehört. Hilfe! Dass man sich auf die Oper vorbereite­n muss – na klar, aber dass man für einen Kinofilm eine ganze Gebrauchsa­nleitung lesen muss, das ist neu.

Und die Action-Szenen im Überbietun­gsmodus machten es nicht besser: Denn das Ergebnis von rasant mal superschne­ll ergibt nicht genial, sondern Langeweile. Die Körper waren nur noch als Schemen zu erkennen, von Spannung keine Spur, die müsste sorgfältig aufgebaut werden. Alles, was einem als Leser an den Harry-PotterBänd­en gefallen hatte, fehlte in dieser Fortsetzun­gsgeschich­te. 134 Minuten im falschen Film – was für ein Erlebnis!

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