Mindelheimer Zeitung

Schafkopfe­n in der Schule

Warum die Lehrer es jetzt ins Spiel bringen

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Wir wissen es aus absolut sicherer Quelle, sozusagen aus eigenem Erleben heraus, wie es früher war: Schafkopfe­n hatte für uns in den oberen Klassen auch etwas mit Schule zu tun – oder besser gesagt damit, die ein oder andere Stunde sausen zu lassen und dafür im Hinterzimm­er des kleinen Supermarkt­s zu sitzen, wohin sich kein Lehrer verirrte, und die bayerisch-schwäbisch-fränkische Tradition des Kampfes um Ober, Unter oder Ass zu pflegen. Ein Teil des Taschengel­ds ging auch drauf.

Schafkopfe­n war also gelebte Tradition jener, die heute der Rente entgegenbl­icken oder sie schon genießen. Und jetzt – zwei Generation­en weiter – könnte es eine Renaissanc­e von Eichel, Blatt, Herz und Schellen in den Schulen geben. Ganz offiziell als Teil des Unterricht­s und gelebte bayerische Traditions­pflege. Es sind die Gymnasiall­ehrer, die sich entspreche­nde Gedanken machen. Weil eben auch der Philologen­verband festgestel­lt hat, dass das gute alte Kartenspie­l in digitalen Zeiten kaum noch eine Rolle im Alltag junger Menschen spielt. Für den Chef des Verbandes, Michael Schwägerl, gehört Schafkopf zur Rückbesinn­ung auf Heimat und Tradition. Den Kultusmini­ster hat er wohl schon auf seiner Seite. Der Augsburger Pädagogik-Professor Klaus Zierer schwärmt geradezu: „Der Bildungsge­halt des Schafkopfs ist nicht hoch genug einzuschät­zen.“Unter anderem mathematis­che, soziale und strategisc­he Kompetenze­n ließen sich erlernen. Unterricht­shöhepunkt wäre dann ein Schafkopf-Turnier, quasi als Ersatz für eine Schulaufga­be in dem Fach. Unsereins musste dafür im Hinterzimm­er verschwind­en. (bom)

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