Zu Neujahr rumort es im Handel
Lebensmittel Warum Kaufland jetzt die Beziehungen zum Unilever-Konzern kappt
Neckarsulm Von Weihnachtsfriede und stader Zeit keine Spur: Im deutschen Lebensmittelhandel eskalieren die Konflikte zwischen den großen Ketten und Markenherstellern wie Nestlé oder Unilever. Verbraucher werden deshalb vielleicht schon bald öfter vergeblich beim Einkauf nach bestimmten Produkten suchen. Für großes Aufsehen sorgte dabei die Handelskette Kaufland. „Zum 31. Dezember beendet Kaufland die Jahrzehnte langen Geschäftsbeziehungen zu Unilever in Deutschland“, teilte sie mit. Damit dürften schon bald bekannte Marken wie Knorr, Mondamin, Pfanni, Dove, Duschdas oder Signal aus den Regalen des Unternehmens verschwinden.
Eigentlich sind Streitigkeiten zwischen Händlern und Lieferanten nichts Ungewöhnliches. Immer wieder kommt es dazu, dass Händler einzelne Produkte „auslisten“oder umgekehrt Markenhersteller vorübergehend die Belieferung eines Händlers einstellen. Meist wollen sie damit Preiserhöhungen oder bessere Lieferkonditionen durchsetzen.
Doch in den vergangenen Monaten haben die Auseinandersetzungen eine neue Qualität erreicht. Bereits im Frühjahr hatte Edeka zusammen mit europäischen Verbündeten wie Intermarché und Coop Schweiz monatelang mit dem Schweizer Lebensmittelriesen Nestlé über Konditionen gestritten und zeitweise fast 200 Produkte des Herstellers boykottiert.
Kaufland hebt den De-facto-Abbruch der Geschäftsbeziehungen zu einem der größten KonsumgüterHersteller der Welt noch einmal auf ein neues Level. Dabei teilt der Händler noch einmal kräftig aus. Eine Analyse der Marktdaten habe ergeben, „dass Unilever-Produkte eine hohe Austauschbarkeit aufweisen“. In den Augen von Kaufland ist es ein Akt der Selbstverteidigung: Unilever versuche, seine Marktposition zu nutzen, um die eigenen Erträge noch weiter zu erhöhen – und habe von Kaufland drastische Preiserhöhungen gefordert.
Unilever kommentierte die Vorgänge zunächst nicht. Die Lebensmittel Zeitung berichtete aber unter Berufung auf informierte Kreise, dass das Unternehmen den Bruch mit Kaufland in Kauf genommen habe, weil der Händler in Deutschland nicht mehr die Wachstumsraten früherer Jahre aufweise, aber trotzdem jedes Jahr bessere Konditionen einfordere. Das habe ihn für Unilever zu einem teuren Kunden gemacht. Erich Reimann, dpa