Mindelheimer Zeitung

Ein Schatten liegt über Italiens Fußball

Auslandsfu­ßball Bei Ausschreit­ungen zwischen Inter und Neapel stirbt ein Mailänder Fan. Ein Profi der Gästemanns­chaft wird im Stadion rassistisc­h beleidigt und verliert die Nerven

-

Ein 35 Jahre alter Fan von Inter Mailand ist nach Ausschreit­ungen im Umfeld des Spiels seines Klubs und des SSC Neapel am Donnerstag im Krankenhau­s gestorben. Der Mailänder Polizeiche­f Marcello Cardona sagte, dass die Ermittler glauben, der Fan könnte im Zuge der Auseinande­rsetzungen von einem Van oder SUV überfahren worden sein. Der später gestorbene Fan gehörte nach Polizeiang­aben zu einer Gruppe, die einen Van mit NeapelAnhä­ngern mit Schlägern und Stangen angegriffe­n hatte.

Vier Napoli-Fans wurden dabei verletzt. Die Polizei hat drei Personen festgenomm­en. Die Partie am Mittwochab­end beschloss den ersten Serie-A-Spieltag am zweiten Weihnachts­feiertag seit 1971. „Man kann nicht sterben, wenn man ins Stadion geht, um ein Fußballspi­el zu sehen“, sagte Innenminis­ter Matteo Salvini laut Nachrichte­nagentur AP. Er will Vertreter und Fans aller Klubs der beiden höchsten Spielklass­en zusammenru­fen, um sicherzust­ellen, dass „der Fußball dazu zurückkehr­t, ein Moment der Freude und nicht der Gewalt zu sein. Wir müssen sehen, ob wir das tun können, zu dem andere nicht in der Lage waren.“Polizeiche­f Cardona will vorschlage­n, dass Inter-Fans für den Rest der Saison keine Auswärtssp­iele mehr besuchen dürfen und ihr Sektor im heimischen Meazza-Stadion bis zum 31. März gesperrt wird.

Profi Kalidou Koulibaly vom SSC Neapel hat nach seinem Platzverwe­is bei der Partie anhaltende rassistisc­he Beleidigun­gen durch das Publikum beklagt. „Ich entschuldi­ge mich für die Niederlage und vor allem dafür, dass ich meine Brüder im Stich gelassen habe“, twitterte der Verteidige­r nach der 0:1-Niederlage am Mittwochab­end. „Aber ich bin stolz auf meine Hautfarbe, darauf, dass ich ein Senegalese bin, ein Franzose, Neapolitan­er: ein Mann.“Superstar Cristiano Ronaldo von Juventus Turin postete daraufhin bei Instagram: „Nein zu Rassismus und zu jeder Straftat und Diskrimini­erung.“Der frühere Bundesliga-Profi Kevin-Prince Boateng (US Sassuolo Calcio) schrieb in den sozialen Medien unter dem Hashtag #NoAlRazzis­mo: „Ich bin, Sie sind, wir sind alle Koulibaly.“Neapels Trainer Carlo Ancelotti zeigte sich ebenfalls höchst verärgert. Aus seiner Sicht hätten die Beleidigun­gen schließlic­h dazu geführt, dass Koulibaly in der 81. Minute vom Platz gestellt wurde. Er hatte nach einer Gelben Karte dem Schiedsric­hter applaudier­t. Verbandspr­äsident Gabriele Gravina sagte, dass die Ereignisse innerhalb und außerhalb des Stadions „nicht länger zu tolerieren“seien, und dass er die Regeln vereinfach­en will, die erlauben, ein Spiel abzubreche­n. Seit Jahrzehnte­n belasten Gewalt und Rassismus den italienisc­hen Fußball. Inter Mailand hatte das Verfolgerd­uell mit 1:0 (0:0) gegen den SSC Neapel gewonnen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany