Mindelheimer Zeitung

Privat ist nicht automatisc­h gut

- VON JOACHIM BOMHARD bom@augsburger-allgemeine.de

Deutschlan­d leistet sich traditione­ll zwei Krankenver­sicherungs­systeme: Die Gesetzlich­en, auch stark politisch beeinfluss­ten Kassen sozusagen für die breite Masse und die Privaten Versicheru­ngen für Freiberufl­er, Selbststän­dige und einigermaß­en gut Verdienend­e sowie – nicht zu vergessen – für Beamte, die damit das abdecken, was die Beihilfe nicht übernimmt. Es gibt keine echte Konkurrenz, weil sich nicht jeder privat versichern kann. Aber einen Wettlauf um alle, die mit ihrem Einkommen über der Versicheru­ngsgrenze von aktuell jährlich rund 60 000 Euro liegen. Sie werden als gute Versicheru­ngsrisiken mit billigen privaten Tarifen umworben. Welche Leistungen dafür geboten werden, tritt bei Vertragsab­schluss oft in den Hintergrun­d. Die aktuelle Untersuchu­ng im Auftrag der Grünen zeigt nun auf, dass es sich sehr wohl lohnt, genauer hinzuschau­en. Denn es wird trotz der eingeschrä­nkten Vergleichb­arkeit der Systeme deutlich, dass Privatpati­enten in vielen Versorgung­sbereichen entgegen der landläufig­en Meinung nicht automatisc­h bessergest­ellt sind als Kassenpati­enten. Sie genießen zwar einige Privilegie­n wie kürzere Wartezeite­n auf Facharztte­rmine oder Chefarztbe­handlung. Aber das ist eben im Krankheits­fall nicht alles.

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