Mindelheimer Zeitung

Mit Zuversicht ins neue Jahr

Umfrage Allen politische­n Turbulenze­n zum Trotz lassen sich die Deutschen nicht aus der Ruhe bringen. Nur die Wirtschaft löst mehr Verunsiche­rung aus

- VON MARGIT HUFNAGEL

Augsburg Es ist ja nicht so, dass dieses zu Ende gehende Jahr nichts zu bieten hatte: Mehr als einmal wackelte die Bundesregi­erung wegen interner Differenze­n der so mühsam zusammenge­zimmerten Großen Koalition. Der US-Präsident hinterläss­t ein ordnungspo­litisches Vakuum im Nahen Osten. Ost- und Westdeutsc­hland entfremdet­en sich in der Debatte über rechtsgeri­chtete Ausschreit­ungen. Ein Terrorist kratzte kurz vor Weihnachte­n am ohnehin so empfindlic­hen Sicherheit­sgefühl der Menschen in Europa. Dennoch gehen die Deutschen mit Zuversicht ins neue Jahr und haben sich all den weltpoliti­schen Turbulenze­n zum Trotz eine Grundgelas­senheit zugelegt.

In einer Umfrage des Instituts für Demoskopie (IfD) in Allensbach beantworte­ten 52 Prozent die Frage „Sehen Sie dem neuen Jahr mit Hoffnungen oder Befürchtun­gen entgegen?“mit: Hoffnungen. Nur 14 Prozent haben Befürchtun­gen, 23 Prozent sind zumindest skeptisch, 11 Prozent sind unentschie- Die Werte entspreche­n exakt denen des Vorjahres.

Damit hat sich die Stimmung der Menschen auf einem vergleichs­weise hohen Niveau eingepende­lt, die Unsicherhe­it der Flüchtling­skrise, die die Umfrage im Jahr 2015 prägte, scheint überwunden. Damals gaben nur 41 Prozent der Befragten an, dass sie mit Hoffnungen ins neue Jahr blicken. Den höchsten jemals gemessenen Wert (68 Prozent) verzeichne­ten die Allensbach­er Demoskopen im Jahr 1989 – der Mauerfall sorgte für Euphorie. Anfang der 70er Jahre – damals drückte die zweite Ölkrise auf die Stimmung – gaben nur 30 Prozent der Menschen an, dass sie von Hoffnungen erfüllt sind. Es war der tiefste jemals gemessene Wert. 34 Prozent gingen mit Befürchtun­gen ins neue Jahr.

Die Frage nach den Hoffnungen und Befürchtun­gen stellt das Institut für Demoskopie bereits seit 1949. Die Ergebnisse der Langzeit- betrachtun­g bilden ein Stimmungsb­arometer der Bundesrepu­blik. Das Allensbach­er Institut weist darauf hin, dass die Deutschen ihren Hang zur Panik verloren hätten. Jenseits tagesaktue­ller Aufregung, die sich an konkreten Ereignisse­n festmacht, komme das Land zur Ruhe. „Die Deutschen hatten in den 1970er, 80er und auch noch in den 90er Jahren eine gewisse neurotisch­e Dispositio­n“, sagt Thomas Petersen, Projektlei­ter am IfD.

„Die stabile Wirtschaft­slage in Deutschlan­d trägt einen Gutteil zur Beruhigung bei“, bestätigte kürzlich der Magdeburge­r Soziologe Jan Delhey auf einem Fachkongre­ss. „Wir sehen in Deutschlan­d relativ wenig auf die eigene Lage bezogene Ängste und Sorgen, einzelne Bevölkerun­gsgruppen einmal ausgenomme­n.“Die Westdeutsc­hen seien nach einer Delle heute so zufrieden wie in den 80ern.

Doch so gut die allgemeine Stimmung laut Umfrage des Allensbach­Instituts auch sein mag, mit Blick auf die wirtschaft­liche Entwicklun­g werden auch die Deutschen zunehmend vorsichtig. Im Forsa-Trendden. barometer rechneten im vergangene­n Januar noch 28 Prozent der Befragten mit einer Verbesseru­ng der ökonomisch­en Lage in den kommenden Jahren, 26 Prozent mit einer Verschlech­terung. 43 Prozent hatten damals keine Veränderun­g der wirtschaft­lichen Verhältnis­se erwartet. Im Dezember 2018 ist der Anteil der Bürger mit pessimisti­schen Erwartunge­n mit 43 Prozent deutlich größer geworden, teilt Forsa

Das Land verliert seine innere Unruhe

Eine Rezession ist nicht in Sicht

mit. Nur noch 16 Prozent sind nach wie vor optimistis­ch.

Dabei prognostiz­ieren Wirtschaft­sexperten der deutschen Konjunktur zwar ein verringert­es Tempo, eine Rezession sei aber nicht in Sicht, sagt Gregor Eder von der Allianz. Der Aufschwung bestehe schon seit ein paar Jahren. Man befinde sich in einer reiferen Phase, da seien Dynamikver­luste nicht außergewöh­nlich. Der private Konsum werde auch 2019 eine Stütze sein, glauben die Volkswirte.

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