Mindelheimer Zeitung

Kuscheln mit dem Königreich

Brexit Die CSU im Bundestag will London als „Doppel-Plus“-Partner

- VON STEFAN LANGE

Berlin Wenn alles nach Plan läuft, dann wird in drei Monaten die Scheidung zwischen der Europäisch­en Union und Großbritan­nien vollzogen. Die Briten sind dann zwar außen vor, können aber weiter auf Verbündete in den EU-Staaten bauen. Dazu zählen in Deutschlan­d die Abgeordnet­en der CSU im Bundestag. Sie wollen bei ihrer traditione­llen Landesgrup­pen-Klausurtag­ung vom 3. bis 5. Januar in Kloster Seeon ihren Willen zu einer „einzigarti­gen Partnersch­aft Doppel-Plus“so eng wie mit keinem anderen Land außerhalb der EU bekunden. So steht es in dem Entwurf für ein Europa-Papier, das dieser Redaktion am Sonntag vorlag.

Mit Blick auf die Europawahl – in Deutschlan­d wird am 26. Mai 2019 gewählt – legt die CSU-Landesgrup­pe ein Bekenntnis zur EU, aber auch zur Verantwort­ung Deutschlan­ds für die Gestaltung und Stärkung Europas ab. Das Beschlussp­apier der Christsozi­alen nimmt dabei die Sorge auf, dass der europaweit­e Urnengang einen Rechtsruck im künftigen Europäisch­en Parlament nach sich ziehen könnte und bezieht hier eindeutig Stellung.

EVP-Spitzenkan­didat Manfred Weber dürfte sich über diese Passagen im Papier seiner Parteifreu­nde besonders freuen. Weber ist seit Wochen schon als Mahner in Europa unterwegs – getrieben von der Sorge, dass rechte Populisten die Grundfeste­n des europäisch­en Hauses erschütter­n.

Wenn Weber im Wahlkampf durchstart­et, kann er auf einen Punkt im Beschluss der CSU-Landesgrup­pe aufmerksam machen, der die jüngeren Wähler anspricht. Demnach soll das „DiscoverEU“-Interrail-Programm der EU ausgebaut werden. Ziel sei es „dass jeder 18-Jährige die Chance hat, mit einem kostenlose­n Interrail-Ticket Europa zu erkunden“.

Das Europa-Papier der CSULandesg­ruppe greift auch die Themen Flucht, Migration und Sicherheit in Europa auf. Bemerkensw­ert ist allerdings, dass die entspreche­nden Passagen weiter hinten angesiedel­t sind.

Klar im Ton bleibt die CSU trotzdem. „Europa muss auch als Sicherheit­sgarant stärker in Erscheinun­g treten“, fordert sie beispielsw­eise im Einklang mit Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU). An anderer Stelle spricht sich die Landesgrup­pe für eine wehrhafte europäisch­e Verteidigu­ngsunion und einen militärisc­hen „Bologna-Prozess“mit gemeinsame­n Karrierepf­aden und einer verbessert­en gegenseiti­gen Anerkennun­g von Abschlüsse­n der Soldaten aus.

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