Mindelheimer Zeitung

Einfach tierisch!

Bilanz Es ist im Jahr 2018 wieder so einiges passiert, was tierisch komisch, tragisch und außergewöh­nlich war. Ein Rückblick auf Kühe in tiefen Löchern, Katzen in eisigen Fallen und animalisch­e Kriminalfä­lle aus der Region

- VON ANJA RINGEL UND MICHAEL BÖHM

Augsburg Eine Kuh verschwind­et in einem Loch. Eine Katze friert auf einem Metallsteg fest. Und ein Igel irrt mit einem Pappbecher auf dem Kopf herum. Das Jahr 2018 hat in Bayern wieder einige tierische Geschichte­n hervorgebr­acht. Die einen endeten tragisch, die anderen heldenhaft und manche waren einfach nur amüsant. Ein Rückblick auf Schicksale, Rettungsak­tionen und kleine sowie große Pannen.

Fangen wir klein an, bei dem hungrigen Igel, der auf der Suche nach Essbarem seine Nase in Dinge gesteckt hat, aus denen er sich besser rausgehalt­en hätte. Kurzum: Er blieb mit seinem Kopf in einem weggeworfe­nen Einwegbech­er stecken und irrte daraufhin hilf- und sichtlos durch das oberpfälzi­sche Schwandorf. Zum Glück fiel einer Polizeistr­eife der wandelnde Pappbecher mit dem stachelige­n Körper auf und die Beamten befreiten den Igel aus seiner misslichen Lage.

Ebenfalls auf menschlich­e Hilfe angewiesen war eine Wildkatze im unterfränk­ischen Gemünden am Main. Sie hatte es sich trotz eisiger Temperatur­en im März kurz auf einem Steg gemütlich gemacht und merkte zu spät, dass das keine gute Idee war. Der Metallsteg war so kalt, dass die Katze darauf festfror. Verzweifel­t versuchte sich der Streuner loszureiße­n. Erfolglos. Er riss sich Fellbüsche­l aus und zog sich Verletzung­en an seinen Hinterbein­en und dem Schwanz zu. Schließlic­h kamen Mitarbeite­r eines Tierheims zur Hilfe: Mit zwei Thermoskan­nen voller warmem Wasser eisten sie die streng geschützte und in Bayern noch sehr seltene Wildkatze im wahrsten Sinne des Wortes los. Ihre Verletzung­en durfte sie dann im Tierheim auskuriere­n.

Weniger Glück, nein, überhaupt kein Glück im Winter hatte dagegen eine Schildkröt­e, die sich vor geraumer Zeit den See auf dem Gelände der Uni Augsburg als Lebensraum ausgeguckt hatte. Unter Studenten, vor allem der Mathematik, gewann sie schnell an Fans und schien fast schon der ebenfalls sehr beliebten „Campuscat“– einem rot getigerten Kater – den Rang abzulaufen. Doch zu einem Popularitä­tsstreit zwischen den beiden Campusbewo­hnern wird es nicht mehr kommen. Die auffällig gestreifte Schildkröt­e, für die es noch keinen offizielle­n Namen gab, wurde im Frühjahr tot am Ufer des Sees gefunden. Sie hatte offenbar den kalten Winter nicht überlebt und wurde, das teilte die Pressestel­le der Uni so mit, „in aller Stille und im engsten Kreis“am Campus beerdigt.

Daisy und Peter blieb die Mög- lichkeit eines würdigen Abschieds hingegen verwehrt. Die beiden Rehkitze steckten noch im Bauch ihrer trächtigen Mutter, als diese bei Monheim im Landkreis Donau-Ries vor ein Auto lief. Die Ricke überlebte den Unfall nicht, ihre beiden Sprössling­e wie durch ein Wunder schon. Ein Tierfreund aus der Region nahm die beiden Kitze daraufhin mit nach Hause und päppelte sie wieder auf. Sie leben seither im Garten von Werner Frank. „Die sind so zutraulich, dass ich sie kaum mehr auswildern kann“, erzählt er. Wenn sein Garten den Tieren eines Tages zu klein werde, gebe er Daisy und Peter möglicherw­eise einem Bekannten, der ein größeres Rehgehege habe.

Nicht weit entfernt wurde die Enge ihres Stalls gleich 16 jungen Ziegen zum Verhängnis. Ein Hund hatte sich beim Gassigehen in den in Auhausen (Landkreis Donau-Ries) verirrt und die Tiere dort in Panik ausbrechen lassen. Sie versuchten zu flüchten, drängten sich daraufhin in die hinterste Ecke des Stalls und erdrückten sich gegenseiti­g. 16 Tiere starben. Der ausgebüxte Hund wollte ihnen eigentlich nichts Böses.

Ganz im Gegensatz zu dem Mann, der im oberfränki­schen Ahorn einer rund vier Meter langen Schlange mit einer Axt den Kopf abgeschlag­en hat. Kinder hatten das enthauptet­e Reptil beim Spielen entdeckt. Tage später fanden Spaziergän­ger in einer Wiese den Kopf des 30 Kilo schweren Netzpython­s und die Tatwaffe. Die Polizei ermittelte kurz darauf auch den mutmaßlich­en Mörder.

Tatwaffe, Polizei, Mörder – klingt alles wie in einem Krimi. So wie im nächsten „Fall“. Tatort ist Wertingen im Landkreis Dillingen. Die Hauptrolle spielt Pamuk, von einigen Bewohnern der Zusamstadt auch „die Marktplatz-Katze“genannt, angelehnt an den bevorzugte­n Aufenthalt­sort der Katzendame mit dem weiß-rot-braunen Fell. Im Dezember dann, an einem verregnete­n Freitagnac­hmittag, wird Pamuk entführt. Die Täter: eine ältere Frau und ihre Tochter. Sie packen die menschenli­ebende Katze, steigen mit ihr in ein Auto und fahren weg. Womit sie wohl nicht gerechnet haben: Sie werden gefilmt. Von der Überwachun­gskamera eines Reisebüros. Die Polizei wird eingeschal­tet, die Suche beginnt und endet wenige Tage später im Supermarkt. Die Besitzer Pamuks erkennen die „Entführeri­n“wieder, stellen sie zur Rede und der Kleinstadt­Krimi endet mit einem Happy End.

Glücklich geht auch die GeStall schichte von Kuh Regina zu Ende. Sie stürzte Ende Mai bei Halblech im Ostallgäu beim Grasen in ein sechs Meter tiefes Loch. Fünf Tage lang musste sie dort ohne Futter und Wasser ausharren, bis ein nichts ahnender Urlauber das hilflose Tier entdeckte und den Besitzer informiert­e. Der rückte daraufhin mit einem Bagger an, machte das Loch größer und stieg zu seiner Regina hinunter. „Sie hat mich erkannt und gemuht“, erzählte der Landwirt später. Nachdem die Kuh mit einer Seilwinde aus dem schlammige­n Schlamasse­l gezogen worden war, soll sie von dannen getrottet sein, als wäre nichts gewesen.

Wenn wir schon bei Rindvieche­rn sind: Ein ähnliches und doch ganz anderes Schicksal wie Regina ereilte eine Kuh bei Oberaudorf im Landkreis Rosenheim. An ihrem ersten Tag auf der Alm Ende Mai stieg sie auf ein Baugerüst, das an einer Brücke installier­t war. Was sie da wollte? Man weiß es nicht. Wohl aber weiß man, dass das Tier, vermutlich wenig geübt im Klettern auf Gerüsten, zwei Etagen in die Tiefe rutschte und dort schließlic­h nicht mehr weiter kam. Zwei Dutzend Helfer der Freiwillig­en Feuerwehr mussten ausrücken, um das Rindvieh zu retten.

Nicht nach unten, sondern nach oben – und dann nicht mehr nach unten – ging es für Flöckchen. Die Ziege war vor Jahren beim Ausladen an einem Schlachtbe­trieb davongelau­fen und lebte seitdem wild in einem Steinbruch im unterfränk­ischen Landkreis Miltenberg. Im April wurde die Geiß von der Bergwacht gerettet, nachdem sie eine Woche lang auf einem Felsvorspr­ung festhing. Flöckchen lebt jetzt auf einem Gnadenhof in der Region. Wenige Monate später verirrte sich eine junge Ziege in Burgsinn (Landkreis Main-Spessart) auf das Vordach eines Bahnhofs. „Die Ziege war irgendwie über das Geländer einer Fußgängerü­berführung gekommen und stand auf diesem Vordach über der Oberleitun­g des Bahnhofs“, sagte ein Polizeispr­echer damals. Die Tierhalter­in lockte die Ziege letztendli­ch mit Mais vom Dach.

Apropos Essen: Auf der Suche nach einem Leckerli hat ein Hund im unterfränk­ischen Alzenau (Landkreis Aschaffenb­urg) beinahe einen Küchenbran­d ausgelöst. Der Vierbeiner wollte im März wohl an die Nascherei in einer Plastiksch­üssel auf dem Küchenherd und schaltete „irgendwie“die Platte ein. Die Bewohnerin wurde durch einen beißenden Geruch auf das Geschehen aufmerksam. Sie schaltete den Herd aus und brachte ihre Haustiere ins Freie. Frauchen erlitt eine leichte Rauchgasve­rgiftung.

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Fotos: Becker/Mayer/Puchner/Polizei Schwandorf u. Unterfrank­en/Feuerwehr Flintsbach, dpa Da haben sich zwei wieder: Kuh Regina und Landwirt Markus Grieser.
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Da war wohl einer zu (neu-)gierig: ein Igel, gefangen im Pappbecher.
 ??  ?? Da war wohl jemand übermütig: eine Ziege, gefangen im Steinbruch.
Da war wohl jemand übermütig: eine Ziege, gefangen im Steinbruch.
 ??  ?? Da hatte jemand Glück im Unglück: zwei Rehkitze nach einem Unfall.
Da hatte jemand Glück im Unglück: zwei Rehkitze nach einem Unfall.
 ??  ?? Da hat sich wohl jemand verirrt: eine Kuh auf einem Baugerüst.
Da hat sich wohl jemand verirrt: eine Kuh auf einem Baugerüst.
 ??  ?? Da war es wohl zu kalt: eine Wildkatze, festgefror­en auf einem Steg.
Da war es wohl zu kalt: eine Wildkatze, festgefror­en auf einem Steg.

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