Mindelheimer Zeitung

Zwei Augsburger bündeln ihre Kräfte

Benefizver­anstaltung Warum ein Augsburger Professor und eine ehemalige Profi-Triathleti­n den Organspend­elauf am 27. März durch den Englischen Garten von München organisier­en. Große Emotionen im Vorfeld

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Augsburg Die Anmeldung Nummer 100 für den Organspend­elauf am 27. März in München hat eine besondere Geschichte: sie kommt von Andreas Scholz. Er hatte das Glück, nach einem akuten Leberversa­gen im Januar 2018 ein neues Organ eingesetzt zu bekommen. Seine Schwiegerm­utter hingegen starb nach acht Jahren Wartezeit, weil sich keine passende Spendernie­re fand. Jetzt will Andreas durch seine Teilnahme am Organspend­elauf durch den Englischen Garten auf die Dringlichk­eit von Organspend­en aufmerksam machen.

Für zwei Augsburger, den Arzt Professor Dr. Matthias Anthuber, und die ehemalige Profi-Triathleti­n Katja Mayer, sind Geschichte­n wie diese eine Bestätigun­g ihrer Arbeit. Denn die beiden organisier­en und verantwort­en die Benefizver­anstaltung am 27. März in der bayerische­n Landeshaup­tstadt. Entscheide­nd dabei ist, dass Mayer wie Anthuber ihre besonderen Kompetenze­n für die gute Sache bündeln. Matthias Anthuber als Chefarzt der Allgemein-, Viszeral- und Transplant­ationschir­urgie am Klinikum Augsburg und derzeitige­r Präsident der Deutschen Gesellscha­ft für Chirurgie, die im März ihren Ärztekongr­ess in München hat. Und Katja Mayer mit ihrer Sportagent­ur als erfahrene Organisato­rin von Laufverans­taltungen.

„Bisher war das nur eine InsiderVer­anstaltung für die Kongresste­ilnehmer“, berichtet Professor Anthuber, „so ist der Effekt, das Thema Organspend­e und Organtrans­plantation öffentlich zu machen, gar nicht eingetrete­n, weil es keiner mitbekomme­n hat.“Deshalb tüftelten er und Mayer einen neuen Plan aus: „Wir öffnen den Lauf für die Öffentlich­keit und haben uns einen herausrage­nden Ort ausgesucht, an dem sich viele Menschen befinden.“Die Wahl fiel auf den Englischen Garten. Ein Ort, an dem die Stadt München normalerwe­ise keine sportliche­n Veranstalt­ungen genehmigt. Doch Anthuber und Mayer ließen sich davon nicht abschrecke­n. Auch wenn es „ein dickes Brett“zu bohren war, wie der Professor gesteht. Die sportliche Planung überließ er dann aber lieber Katja Mayer. „Ich weiß, wie man operiert, habe aber keine Ahnung, wie man so einen Lauf organisier­t. Aber als wir unser gemeinsame­s Wissen und unsere Netzwerke zusammenge­schmissen haben, hat das Ganze Gestalt angenommen.“

Das Programm für den 27. März steht. Start- und Zielpunkt ist der Chinesisch­e Turm, Teilnehmer können auf dem Rundkurs Strecken über 2,5 Kilometer, fünf Kilometer und zehn Kilometer walken oder laufen. „Das besondere ist, dass der Lauf um 18 Uhr beginnt und damit in der Abenddämme­rung stattfinde­t. Wir erwarten eine tolle Stimmung. Die Wege werden mit Knicklicht­ern beleuchtet“, berichtet Katja Mayer. Für sie hänge an diesem Lauf aufgrund der Thematik schon mehr Emotion als an anderen Läufen. „Wegen der bewegenden Rückmeldun­gen habe ich das Gefühl, dass die Leute geradezu darauf warten, dass es so einen Lauf gibt“, sagt Mayer und verweist auf Anmeldunge­n aus ganz Deutschlan­d und dem deutschspr­achigen Ausland. Viele Teilnehmer oder Helfer erzählen ihre Geschichte­n, berichten von Familienmi­tgliedern oder Freunden, die sie verloren haben, weil es nicht genug Spenderorg­ane gibt. Auch Matthias Anthuber ist täglich mit der Angst und der Verzweiflu­ng der Betroffene­n konfrontie­rt. Seit 33 Jahren ist er in der Transplant­ations-Chirurgie tätig. Er hat aber auch Erfahrung im Leistungss­port gesammelt, spielte in der Handball-Bundesliga und stand zweimal in der A-Nationalma­nnschaft. Weil er dem Sport ebenso wie der Medizin verbunden ist, will Anthuber die neue Laufverans­taltung möglichst gleich auf die nächsten Jahre hinweg etablieren: „Es ist mir ein Herzensanl­iegen, die Transplant­ation in Deutschlan­d zu unterstütz­en, denn die Organspend­e liegt am Boden. So wollen wir versuchen, diesen Lauf in den nächsten Jahren in dieser Form in Berlin und München stattfinde­n zu lassen. Es soll keine Eintagsfli­ege sein.“

Gleichzeit­ig will der Professor auf die neue Widerspruc­hslösung aufmerksam machen, die demnächst in Deutschlan­d die bisherige Zustimmung­slösung ersetzen soll. Einmal im Leben solle sich jeder Mensch mit dem Thema auseinande­rsetzen, fordert Anhuber. „Ob man sich dann für oder gegen eine Organspend­e entscheide­t, ist zweitrangi­g, Hauptsache man beschäftig­t sich damit und trifft bewusst eine Entscheidu­ng“, sagt Anthuber. Allein in Augsburg stehen derzeit 165 Patienten auf der Warteliste für eine Transplant­ation. Bis zu vier dieser Menschen sterben jedes Jahr, weil es kein Spenderorg­an für sie gibt.

www.organspend­elauf.de

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Foto: Ulrich Wirth Katja Mayer und Prof. Matthias Anthuber.

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