Acht von zehn Heimwaisen sind gar nicht elternlos
80 Prozent der Jungen und Mädchen, die weltweit in Waisenheimen leben, sind nach Angaben der SOS-Kinderdörfer gar keine Waisen. Betroffen sind etwa 6,4 Millionen Kinder. „Oft haben die Kinder noch Eltern, die sie aber ins Heim geben, weil sie arm sind oder überfordert oder auf ein besseres Leben für die Kinder hoffen“, führte der Sprecher der SOS-Kinderdörfer weltweit, Louay Yassin, aus. Vor allem in armen Ländern gebe es private Waisenhäuser oft nur deshalb, weil sich mit Spendeneinnahmen gutes Geld verdienen lasse. So sei nach dem Erdbeben in Haiti die Zahl der Waisenhäuser um 150 Prozent gestiegen. Teilweise würden Kinder regelrecht angeworben. „Die Eltern schicken ihre Kinder in dem Glauben ins Heim, dass es ihre einzige Chance auf Nahrung und Bildung sei.“Dabei habe das Leben dort katastrophale Folgen für die körperliche und seelische Gesundheit der Kinder. Zudem lebten sie mit einem mehr als vierfach höheren Missbrauchsrisiko als Kinder, die in Familien aufwüchsen. „Statt Waisenheime zu unterstützen, müssen wir dafür Sorge tragen, dass Familien erst gar nicht auseinanderbrechen“, erklärte Yassin.