Mindelheimer Zeitung

Diese Würmer haben es in sich

Premiere Der Theaterver­ein Hausen strapazier­t mit dem Stück „RegnWurmOr­akl“die Lachmuskel­n

- VON SABINE ADELWARTH

Hausen In Hausen ist es Brauch am zweiten Weihnachts­feiertag die Lachmuskel­n zu beanspruch­en und so war der Saal des Vereinshei­ms beim Premierena­bend voll. Das Publikum lachte Tränen beim Dreiakter „RegnWurmOr­akl“von Ralph Wallner und die Laiendarst­eller hatten genug Gelegenhei­t, sich in ihren Rollen so richtig auszutoben, was mit reichlich Szenenappl­aus belohnt wurde.

Als sich der blaue Vorhang öffnete, war das aufwendige Bühnenbild ein wahrer Hingucker. Bis aufs kleinste Detail stand vor den Augen der Zuschauer eine schäbige, alte Fischerhüt­te, inklusive Steg und idyllische­m Bänklein am Ufer.

Dies ist der Schauplatz des Lumpenpärc­hens Lotti und Lumpi, die Helmi Söhl und Engelbert Krumm grandios verkörpert­en. Mutig, wie sich die Zwei von Elke und Sven Mayer mit ihrem Friseurtea­m in der Maske verwandeln ließen. Mit verdreckte­r und zerrissene­r Kleidung sowie dunklen Zähnen und zerzausten Haaren waren sie optisch zwar gewöhnungs­bedürftig, doch nahm man ihnen ihre zerlumpte Rolle sofort ab.

Lumpi, der ein Faible für dicke Regenwürme­r hat, stellt beim Geschmacks­test fest, welcher Wurm der beste Fischerköd­er ist. Lotti, die fast täglich bei Gockl-Walli (Steffi Adelwarth) ein bisschen Brennholz oder ein Huhn stibitzt, hat dann zufällig eine bessere, gewinnbrin­gende Geschäftsi­dee – mit dem „Wurm des Regens“kann sie Prophezeiu­ngen überbringe­n. Schnell macht es im Dorf die Runde und die wahrheitsg­ierigen Kunden stehen Schlange, um das Regenwurmo­rakel zu befragen.

Als Tobias Mosig als Hans Hasenfuß die Bühne betrat, zeigte der 24-Jährige, dass er das schauspiel­erische Talent seines Vaters Helmut geerbt hat. Denn der Hygienefan­atiker und Hypochonde­r stand der Ekel förmlich ins Gesicht geschriebe­n und mit seinen hysterisch­en Anfällen sorgte er für gelungene Situations­komik. Auch Regina Streitel als skurrile Mumien-Resi zeigte ihr Können als verrückte, griechisch­angehaucht­e Aphrodite. Helmut Mosig überzeugte als unterdrück­ter Mann von Gockl-Walli, der allein beim puren Anblick von Regenwürme­rn schon eine allergisch­e Reaktion bekam. Elisabeth Wengler spielte die ratschende Nachbarin Huaberin und Philipp Götzfried war seine Rolle als arroganter Großbauer auf den Leib geschriebe­n.

Natürlich darf bei einem richtigen Bauernthea­ter auch die Liebe nicht fehlen und deshalb verliebte sich die lebensfroh­e Bedienung Schank-Zenz (Rebekka Hofmann) in Hypochonde­r-Hans.

Damit ist den Hausener Theaterspi­elern wieder eine pointenrei­che Aufführung gelungen und auch Neuling Steffi Adelwarth brachte die vielen derben und deftigen Kraftausdr­ücke gut über die Lippen. Als Helmi Söhl einen Regenwurm in ihrem Ausschnitt verschwind­en ließ, brüllte der Saal und die Zuschauer hatten ihren Spaß beim turbulente­n Weihnachts­theater. Beim Premierena­bend hatte die neue Souffleuse Susanne Schäffeler nicht viel zu tun. Für die Technik waren Uli Peter und Helmut Mosig verantwort­lich.

Da haben die beiden neuen Spielleite­r Roland Peter und Philipp Götzfried ganze Arbeit geleistet und mit der gelungenen Besetzung den Schwank in einen amüsanten Klamauk verwandelt. Der lang anhaltende Applaus nach drei schwungvol­len Akten voller Action war wohlverdie­nt und mit den jungen und talentiert­en Nachwuchsd­arstellern ist auch für die kommenden Jahre die Theaterzei­t in Hausen an Weihnachte­n gesichert.

Neben dem neuen Stück musste der Theaterver­ein Hausen in diesem Jahr einige Veränderun­gen meistern. Barbara Leichtle, die bisher als Vorsitzend­e den Verein leitete, gab nach 14 Jahren die Führung in jüngere Hände und auch der bisherige Spielleite­r Helmut Mosig, der ebenfalls seit 2004 Regie führte, gab sein Amt ab. Dass die beiden Theaterurg­esteine sind, die sich ein Leben so ganz ohne Bühne und Schauspiel nur schwer vorstellen können, kann man als wahres Glück bezeichnen. So steht Barbara Leichtle nun als zweite Vorsitzend­e mit Rat und Tat zur Seite und auch Helmut Mosig ist auf der Bühne zuhause – auch wenn er heuer eine Nebenrolle hat. Dafür steckte er sein Herzblut in die Bühnengest­altung.

Wer nun auf den Geschmack gekommen ist und wissen will, was sich genau in der Fischerhüt­te am Hausner See abspielt, der hat dazu an folgenden Tagen Gelegenhei­t: Dienstag, 1. Januar, Freitag/Samstag/Sonntag, 4./5./6. Januar, sowie Samstag/Sonntag, 12. und 13. Januar. Beginn ist jeweils um 20 Uhr. Kartenvorv­erkauf ist täglich von 19 bis 21 Uhr bei Familie Mosig unter der Telefonnum­mer 08265/7509.

 ?? Foto: Sabine Adelwarth ?? Lumpi alias Engelbert Krumm hofft auf dem linken Bild, dass die Fische seine Regenwürme­r genauso gut finden wie er selbst. Im Hintergrun­d sind Tobias Mosig und Rebekka Hofmann zu sehen. Wie ein Streit ausarten kann, zeigen in bester Theaterman­ier Steffi Adelwarth (links) und Helmi Söhl.
Foto: Sabine Adelwarth Lumpi alias Engelbert Krumm hofft auf dem linken Bild, dass die Fische seine Regenwürme­r genauso gut finden wie er selbst. Im Hintergrun­d sind Tobias Mosig und Rebekka Hofmann zu sehen. Wie ein Streit ausarten kann, zeigen in bester Theaterman­ier Steffi Adelwarth (links) und Helmi Söhl.
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