Mindelheimer Zeitung

Von Traktoren, Katzen und der Bogner-Mafia

Kabarett Maxi Schafroth fabuliert im Mindelheim­er Forum über Bayern

- VON TINA SCHLEGEL

Mindelheim Sofern man nicht aus der Region stammt, war es sprachlich schon eine echte Herausford­erung, was der aus Stephansri­ed stammende Kabarettis­t Maxi Schafroth im Mindelheim­er Forum bot – und das nicht allein, weil er seinen heimatlich­en Dialekt ungefilter­t herausplau­dert, sondern auch, weil Schafroth ungeheuer schnell spricht.

Der Preisträge­r des Bayerische­n Kabarettpr­eises 2017 tourt für sein Programm „Faszinatio­n Bayern“gemeinsam mit dem Gitarriste­n Markus Schalk. Auch der muss immer wieder lachen, wenn Schafroth von seiner Kindheit erzählt und die Worte und Sätze sich dabei überholen, ohne ins Schleudern zu kommen freilich. In seiner Kindheit habe er ein Jahr in einem Fuchsbau verbracht, unfreiwill­ig, aber später hat seine Mutter im Lebenslauf daraus einen Schüleraus­tausch gebastelt, was wiederum förderlich war. „Mein Lebenslauf ist ein einziges Loch. Ich hab viel nichts gemacht und des total gern.“

Wenn er später davon erzählt, dass sein Vater der hiesigen Mentalität entspreche­nd nie auf einer Skihütte einkehren würde wie es jene aus München, die Bogner-Steppjacke­n-Mafia, eben tun würden, sondern sehr darauf pochte, dass der Skipass auch adäquat genutzt werde: „Fahred Schuss, Kinder, und sofort mea nei in den Lift.“Und dabei der Rekord des Vaters bei 29 Cent pro Abfahrt liege –, dann kann man gar nicht anders als im Kopf zu verknüpfen, dass sich das irgendwie auf das Erzähltemp­o von Maxi Schafroth übertragen hat.

Zwar habe er es pflichtsch­uldigst auch mit etwas „Vernünftig­em“in seinem Leben versucht, einer Lehre bei der Deutschen Bank gar, schnell aber gemerkt, dass das nicht seine Welt sei, wobei er dort mit seiner ländlichen Herkunft ganz hoch im Kurs gestanden sei. Diese ländliche Herkunft ist zu seiner Marke geworden, die er voller Selbstiron­ie und Sprachkrea­tivität so herrlich auf den Punkt bringt.

Sobald man sich in Tempo und Dialekt eingehört hat, taucht man zur Gänze ein in den Stephansri­eder Bauernhof-Kosmos, hat die Bilder der herumstreu­nenden Katzen und der Traktoren vor Augen, die zwar mit einem Cats-Distance-WarningSys­tem ausgestatt­et seien – „Miau, Miau, Miauuuuuu“–, das aber noch nicht ganz ausgereift sei. Doch das sei nicht schlimm, weil einerseits eh genug Katzen rumspringe­n und zudem die Katze, die vom Land stammt, auch genau in die Ritzen der großen Reifen passe: „Wir ham’s getestet.“

Schafroth, der Tausendsas­sa, der auch Filmemache­r, Schauspiel­er und Musiker ist, pflanzt seinen Zuhörern in den zwei Stunden ein paar (Sprach-)Bilder in den Kopf, die lange anhalten, sodass man Stunden später plötzlich noch laut loslachen muss – einmal, weil man jetzt erst den Witz verstanden hat, zum anderen, weil man plötzlich wieder dieses hohe „Miau“hört, dass er für einen Moment im Raum hatte hängen lassen …

 ?? Foto: Tina Schlegel ?? Auch Gitarrist Markus Schalk (rechts) musste manchmal lachen, wenn Maxi Schafroth von seiner Kindheit in Stephansri­ed erzählte.
Foto: Tina Schlegel Auch Gitarrist Markus Schalk (rechts) musste manchmal lachen, wenn Maxi Schafroth von seiner Kindheit in Stephansri­ed erzählte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany