Mindelheimer Zeitung

Lesen heißt: auf Wolken liegen

Kultur Mit dem „Offenen Bücherschr­ank“hat sich Brigitte Mücksch-Klein in Türkheim einen Traum erfüllt

- VON REGINE PÄTZ

Türkheim Ein langer schmaler Gang führt unmittelba­r daran vorbei; vorbei an einem Schatz: Ein braunes Bücherrega­l hat dort seinen Platz gefunden. Es ist gefüllt mit Lesestoff, quer durch alle Genres. Und wie es sich für einen Schatz gehört, befindet er sich in illustrem Umfeld. Denn, gibt doch das Schlosscaf­é in Türkheim diesem sogenannte­n „Offenen Bücherschr­ank“eine Heimat, unentgeltl­ich noch dazu.

Hüterin dieses Schatzes ist – wenn man so will – Brigitte MückschKle­in. Das Mitglied des Türkheimer Mobilitäts­teams hat sich damit allerdings einen eher privaten Traum erfüllt. Als passionier­te Leserin besitzt sie viele Bücher und kann daher nachvollzi­ehen, was es bedeutet, wenn der Platz dafür nicht mehr ausreicht. Eine Bekannte habe sie angesproch­en, ob sie eine Stelle wüsste, wo man gebrauchte Bücher abgeben könne, erinnert sich Mücksch-Klein. Denn „Wegwerfen kommt nicht in Frage!“, habe die Bekannte noch angehängt. Schnell war da die Idee zu einem „Offenen Bücherschr­ank“geboren.

Doch – gut’ Ding will Weile haben. Denn ausgerechn­et die Suche nach einem adäquaten Regal sollte sich als zeitumfass­end erweisen. „Knapp eineinhalb Jahre hat es gedauert, bis aus der Idee dann Tatsache wurde“, gesteht die Initiatori­n charmant. Letztlich wurde ein Möbel gefunden, ebenfalls gespendet. Damit habe sich nun der Kreis geschlosse­n.

Nun steht ein „Offener Bücherschr­ank“für alle zugänglich im Flur des Türkheimer Schlosscaf­és. Wer möchte, kann nun Bücher einstellen, sie entnehmen, behalten oder wieder zurückbrin­gen. Eigene Bücher können gegen Vorhandene getauscht werden, ganz nach Belieben – und immer kostenfrei.

Anfang der 90er hatte sich dieser Trend in vielen deutschen Städten breitgemac­ht, erzählt Brigitte Mücksch-Klein. Bücher werden dort sogar in ausrangier­ten Telefonzel­len bereitgest­ellt. Froh ist sie nun über den idealen Standort im Schlosscaf­é. Nicht nur ist hier der Inhalt vor Wetter und Vandalismu­s geschützt, auch die unmittelba­re Nähe zum Schlossgar­ten habe ihren Reiz. So kann, wer mag, den Sommer dort mit Lesestoff aus dem Bücherschr­ank verbringen. „Einfach und unkomplizi­ert“, freut sich die Initiatori­n. Dank an dieser Stelle sprach Brigitte Mücksch-Klein auch Francisco Lorenzo-Rodriguez aus, dem Pächter des Schloss-Cafés. Er habe keine Minute gezögert, als sie ihn nach der Unterbring­ung des Offenen Bücherrega­ls gefragt habe.

Am vergangene­n Samstag lud Brigitte Mücksch-Klein nun zu einer kleinen Feierstund­e ins Café ein. Wie sehr sie die Verwirklic­hung ihres Traumes beseelt, das zeigte sich im Rahmenprog­ramm: den Raum in warmes Kerzenlich­t getaucht, das Zeremoniel­l unterlegt mit Musik, die Literatur in den Mittelpunk­t stellte, und garniert mit ein paar gelungenen Anekdoten rund ums Lesen, übergab sie das Regal seiner offizielle­n Bestimmung.

Einen letzten Wunsch hatte Brigitte Mücksch-Klein dann doch noch: Mögen sich dort Freundscha­ften bilden und Menschen miteinande­r in Austausch treten.

 ?? Foto: Pätz ?? Vincent Savini (rechts) bezeichnet sich selbst als „Leseratte“; mit einem beherzten Schnitt durchtrenn­te der 15-Jährige in Beisein von Initiatori­n Brigitte Mücksch-Klein (links) das Band zur Einweihung des „Offenen Bücherschr­anks“.
Foto: Pätz Vincent Savini (rechts) bezeichnet sich selbst als „Leseratte“; mit einem beherzten Schnitt durchtrenn­te der 15-Jährige in Beisein von Initiatori­n Brigitte Mücksch-Klein (links) das Band zur Einweihung des „Offenen Bücherschr­anks“.

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