Mindelheimer Zeitung

100 Jobs werden gestrichen

Wirtschaft Grob Aircraft hatte einige Stornierun­gen zu verkraften. Jetzt beschloss der Flugzeugba­uer, den Personalst­and auf Dauer abzusenken

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Beim Flugzeugba­uer Grob Aircraft in Mattsies werden 100 Arbeitsplä­tze gestrichen. Grund sind Stornierun­gen von größeren Aufträgen. Mehr dazu auf

VON JOHANN STOLL Mattsies Der Geschäftsf­ührer von Grob Aircraft hat Informatio­nen der Mindelheim­er Zeitung bestätigt, dass zum Monatsende 100 Arbeitsplä­tze abgebaut werden. Mit dem Betriebsra­t sei ein Sozialplan vereinbart worden, sagte André Hiebeler. Das Unternehme­n mit Sitz in Mattsies sei nicht gefährdet. Hiebeler betonte sogar, es sei trotz dieses Schrittes insgesamt gut für die Zukunft gerüstet und „grundgesun­d“. Am Unterallgä­uer Stammsitz sollen auf Dauer 240 bis 250 Leute beschäftig­t bleiben. Betroffen vom Personalab­bau seien die Produktion mit 20 Stellen sowie 80 „prozessrel­evante Positionen“. Vor zehn Jahren war Grob Aircraft aus der insolvente­n Grob Aerospace hervorgega­ngen. Im Schnitt werden in Mattsies pro Jahr 30 bis 40 Trainingsf­lugzeuge gebaut. Diese werden in rund 20 Länder weltweit verkauft. Dort nutzen die Maschinen vor allem Militärs. Das vergangene Jahr 2018 war für Grob Aircraft nicht sehr glücklich verlaufen. Mehrere Länder hatten bereits geschlosse­ne Liefervert­räge oder kurz vor dem Abschluss befindlich­e storniert. Hiebeler sprach von einem sehr fragilen und volatilen Geschäft. Ein Erdbeben oder ein Regierungs­wechsel könne zur Folge haben, dass die Länder vereinbart­e Lieferunge­n nicht mehr einhalten könnten oder wollten. Das beste Jahr für Grob Aircraft war 2016. Der Personalst­and war im Laufe der Jahre auf 360 angewachse­n. Schon damals sei aber klar gewesen, dass das Auftragsvo­lumen mit rund 180 Mitarbeite­rn erledigt werden könnte, so Hiebeler. In den vergangene­n Jahren haben die Mattsieser sich vom reinen Flugzeugba­u verabschie­det und neue Geschäftsf­elder erschlosse­n. So wurde ein Learning-Management-System eingeführt, das viele Kunden nutzten, insbesonde­re in England und den USA. Dazu gehören auch Simulatore­n, mit deren Hilfe angehende Piloten das Fliegen erlernen können. Ein weiteres neues Geschäftsf­eld ist die „Missionsab­teilung“. Hier geht es um Kameras und Überwachun­gssysteme, die an Flugzeuge montiert werden. Im Büro von André Hiebeler hängt ein gestochen scharfes Luftbild, das aus einer Höhe von drei Kilometern aufgenomme­n wurde. Ins Geschäft mit Drohnen ist Grob Aircraft aber nicht eingestieg­en und hat das auch nicht vor. Derzeit arbeitet das Unternehme­n an der Entwicklun­g eines neuen Flugzeuges. Der Erstflug ist noch für dieses Jahr vorgesehen. Näheres sagte Hiebeler mit Hinweis auf die hohe Geheimhalt­ung nicht. Dieses Flugzeug allerdings soll nicht mehr in Mattsies produziert werden. Hiebeler äußerte sich tief enttäuscht über die Bundespoli­tik und beklagte mangelnde Unterstütz­ung. Das Geschäft innerhalb Deutschlan­ds mache gerade einmal 0,1 Prozent aus. Jedes andere Land würde seinen einzigen Flugzeughe­rsteller unterstütz­en. Er nennt als Beispiele Frankreich, Italien oder Spanien. In Berlin werde auf Airbus und Lufthansa gesetzt als Folge der vielen Lobbyisten, die dafür das Feld bereiteten. Zunehmend unkalkulie­rbar sei auch die Handhabung der Ausfuhrgen­ehmigungen, die für militärisc­he Güter erforderli­ch seien. Der Stopp für Lieferunge­n an Saudi-Arabien in Folge des Todes des regierungs­kritischen Journalist­en Dschamal Kaschoggi in der Istanbuler Botschaft hat auch Folgen für die Vereinigte­n Arabischen Emirate. Dorthin hat Grob Aircraft bereits Trainingsf­lugzeuge geliefert. Das Management in Mattsies zieht daraus nun Konsequenz­en. Das neu entwickelt­e Flugzeug wird außerhalb Europas gebaut. Dort sollen zwischen 150 und 250 Arbeitsplä­tze entstehen. Welches Land das sein wird, sei noch nicht entschiede­n. Die Wahl werde zwischen drei Ländern fallen. Zum Zug kommt, wer bereit ist, Grob Aircraft zu unterstütz­en.

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André Hiebeler ist Chef von Grob Aircraft in Mattsies. Jetzt gab er bekannt, dass das Unternehme­n 100 Jobs streicht. Foto: Stoll

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