Mindelheimer Zeitung

Stadt verzichtet auf zweite Tiefgarage

Weil die Gewerbeste­uer heuer drastisch einbricht, sieht Bürgermeis­ter Winter auf absehbare Zeit keine Möglichkei­t, ein solches Vorhaben zu finanziere­n

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Schon seit Wochen deutet Bürgermeis­ter Stephan Winter an, dass die Stadt 2019 mit weniger Gewerbeste­uern wird rechnen müssen. Wie groß der Rückgang ausfallen dürfte, nannte er jetzt erstmals im Gespräch mit der MZ. Hatten die Firmen im Vorjahr noch 19,5 Millionen Euro überwiesen, werden es im Jahr 2019 nur noch 6,5 Millionen Euro sein. Das ist entspricht einem Rückgang um rund zwei Drittel.

Dieser drastische Einbruch hat Folgen: Die Stadt wird auf absehbare Zeit ihre Überlegung­en auf Eis legen, eine weitere Tiefgarage zu bauen. Eine Hochrechnu­ng des Bauamtes habe ergeben, dass dafür rund fünf Millionen Euro notwendig wären. „Das Geld haben wir nicht“, sagte Winter. Deshalb will die Stadt auch nicht eine Studie für 50 000 Euro in Auftrag geben, wie noch im Vorjahr angekündig­t. Frühestens in vier, fünf Jahren wolle sich die Stadt wieder mit dem Thema befassen.

Ein Großteil der niedrigere­n Gewerbeste­uer dürfte auf die GrobWerke zurückgehe­n, Mindelheim­s familienge­führten Weltkonzer­n. Der Rathausche­f versichert­e aber, diese Zahlen bedeuteten keine Schwäche der Grob-Werke. „Die Firma ist in besonderer Art und Weise gefordert, neue Maschinen zu entwickeln“, sagte Winter. Der Wandel in der Antriebste­chnik in der Automobili­ndustrie erfordere große Investitio­nen in Forschung und Entwicklun­g neuer Techniken. Entspreche­nd niedriger fällt der Gewinn aus und damit die Gewerbeste­uer.

Viele Firmen befinden sich nach wie vor auf Expansions­kurs und nicht in der Defensive. Indiz dafür ist, dass 15 bis 20 Betriebe bei der Stadt um Baugrund angefragt haben. Mit dem Maschinenb­auunterneh­men Gühring konnte bereits eine Firma bauen, weil diese Fläche bereits erschlosse­n war. Der Bedarf liegt zwischen 2000 und 15 000 Quadratmet­er. Diesen Flächenbed­arf kann die Stadt nicht decken. Um wenigstens einigen Firmen zu helfen, will sie ihren Bebauungsp­lan im Süden der Stadt noch einmal erweitern.

Das hat laut Winter allerdings zur Folge, dass eine neue immissions­schutzrech­tliche Berechnung erfolgen muss. Und das kostet Zeit. Bis Ende 2019 will die Stadt alle Formalien geklärt haben, um so 2,5 bis 3 Hektar zusätzlich­e Gewerbeflä­chen schaffen zu können. Das Gewerbegeb­iet südlich der Bahnlinie umfasst eine Fläche von 190 Hektar.

Auch das Interkommu­nale Industrieg­ebiet bei Kammlach soll erweitert werden in einem dritten Bauabschni­tt. Die Planung hierfür sei in Auftrag gegeben, sagte Winter. Hier müssen allerdings fünf Kommunen zustimmen, die das Areal gemeinsam ausweisen.

Trotz des Einbruchs will Winter auch in diesem Jahr ohne neue Schulden auskommen. Derzeit beträgt dieser rund 7,8 Millionen Euro. Dem stehen Rücklagen von 8,2 Millionen gegenüber. Sehr verantwort­ungsvoll hätten Kämmerer und der Stadtrat in den vergangene­n sehr guten Jahren für schwächere Jahre vorgebaut, sagte Winter.

Geholfen haben die drei Millionen Euro, die wie ein verspätete­s Weihnachts­geschenk von den Firmen gekommen waren. Erwartet hatte der Kämmerer für 2018 nur 16,5 Millionen Euro bei der Gewerbeste­uer, geflossen sind aber 19,5 Millionen. Geld wird auch durch die Vermarktun­g der 56 Bauplätze im Mindelheim­er Norden in die Stadtkasse spülen. Derzeit gibt es sechsmal so viele Interessen­ten wie Bauplätze. Ende des Jahres sollen die ersten Bauwillige­n bereits starten können. Der Bürgermeis­ter kündigte eine eigene Veranstalt­ung für alle Bauinteres­sierten an. Ein Termin steht noch nicht fest.

Weitere Vorhaben im Jahr 2019: ● Kitas Bau der Kita Marcellin Champagnat, Erweiterun­g der Kita Chrisoph Scheiner noch in diesem Monat um eine Gruppe.

● Verkehr Zwei Zebrastrei­fen werden an der Krumbacher Straße eingericht­et – einer am Penny-Markt, der andere am Brunnenweg.

In der Allgäuer Straße ist eine weitere Ampel geplant, um den Verkehr flüssiger abzwickeln. Details sind noch nicht bekannt.

● Innenstadt Die Stadtmauer in der Hohenschli­tzgasse wird saniert, auch an der Teckstraße bei St. Stephan. Gestaltet werden soll heuer auch der Platz am Westernach­er Tor. In Mindelau steht die Sanierung der Ortsdurchf­ahrt in NordSüd-Richtung an.

● Feuerwehr Im September kommt die neue Drehleiter für 800 000 Euro.

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Foto: jsto Meist gut ausgelaste­t ist die Tiefgarage in der Altstadt. Am Forum wollte die Stadt eine zweite bauen. Das ist für die nächsten Jahre kein Thema mehr.

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