Mindelheimer Zeitung

Einig zum Wohl der Stadt

Mindelheim pflegt den Schultersc­hluss zwischen Politik, Wirtschaft und Behörden. Rund 300 Gäste kommen beim Festabend im Forum miteinande­r ins Gespräch

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim

Wo stehen wir, wo wollen wir hin? Diese Fragen stellen sich die meisten jedes Jahr neu in der Zeit des Jahreswech­sels. Auch eine Stadt wie Mindelheim tut das. Sie wählt dazu seit Jahren die Form des Neujahrsem­pfangs im Forum, wo Vertreter der Politik, der Wirtschaft, der Kirchen, Behörden sowie zahlreiche Ehrenamtli­che, die das Leben in der Stadt bereichern, miteinande­r ins Gespräch kommen.

Rund 300 Gäste waren diesmal der Einladung von Bürgermeis­ter Stephan Winter gefolgt und trotzten damit dem starken Schneefall. Mindelheim stehe gut da, sagte Winter. Die Stadt mit ihren 15 600 Einwohnern biete 11 400 Arbeitsplä­tze. Eine Reihe von Anfragen für weitere Betriebsan­siedlungen lägen der Stadt vor. Die Ausweisung neuer Bauflächen im Süden der Stadt werde allerdings von Jahr zu Jahr schwierige­r.

Die Finanzlage der Stadt beschreibt Winter als gesund (siehe auch Bericht auf Seite 27 dieser Ausgabe). Die politische Großwetter­lage bleibe wohl auch für Mindelheim nicht ohne Folgen. Alte Verlässlic­hkeiten zwischen Europa und den USA schwinden, die Welthandel­sordnung werde infrage gestellt. USPräsiden­t Trump kündige ein Abkommen nach dem anderen auf. Auch die Europäisch­e Union stehe nicht gut da.

Die Mobilität führe zu großen Umwälzunge­n. Noch sei offen, wie Autos künftig angetriebe­n werden – ob mit Elektro, Brennstoff­zelle oder Hybrid. Mindelheim­er Firmen stünden hier vor großen Herausford­erungen. Der Bürgermeis­ter dankte den Firmenchef­s, dass sie die notwendige­n Vorkehrung­en getroffen hätten, um sich diesen Umbrüchen und rapiden Veränderun­gen erfolgreic­h stellen zu können.

Die Stadt sieht sich vor allem in der Verantwort­ung, weiter für gute Bildung der Kinder zu sorgen. Der Bürgermeis­ter erwähnte daher den Ausbau der Kindertage­sstätten. Vor allem aber würden mehr barrierefr­eie und preisgünst­ige Wohnungen gebraucht. „Anders gesagt: mehr Wohnungen für junge Familien und Alleinerzi­ehende sowie für ältere Menschen.“Der frühere Staatsmini­ster Franz Josef Pschierer lobte die hervorrage­nde Zusammenar­beit mit Bürgermeis­ter Winter und Landrat Hans-Joachim Weirather. Er sprach von einer gemeinsame­n Leistung zum Wohle Mindelheim­s. Wirtschaft­lich rechnet Pschierer mit einer „Eintrübung“.

Für heuer hat sich der Abgeordnet­e zwei Dinge vorgenomme­n: die Hochleistu­ngsmedizin im Kreisklini­kum in Mindelheim zu erhalten. Das sei schon dem großartige­n Mäzenatent­um der Familie Grob geschuldet, sagte er sinngemäß. Dazu hält Pschierer eine Klinikfusi­on für notwendig. Memmingen gegenüber habe sich der Landkreis immer offen und transparen­t verhalten. Weitere Herausford­erung: mehr Wohnraum zu schaffen. Mindelheim sei attraktive­r Standort und zunehmend für Münchner interessan­t.

Auch Landrat Hans-Joachim Weirather ging auf die Lage der Krankenhäu­ser ein. Ins Klinikum Ottobeuren würden 2021/22 rund 25 Millionen Euro investiert. Das Mindelheim­er Krankenhau­s wird 2022 für knapp 50 Millionen Euro nahezu komplett erneuert, sagte der Kreischef. Das Klinikum werde neue OP-Säle, neue Funktionsd­iagnostik und verbessert­en Brandschut­z erhalten. Auch Weirather würdigte die Großspende der Familie Grob über zwei Millionen Euro. Als Motto gab Weirather für 2019 aus, die Kreisstadt weiter auf Erfolgskur­s zu halten.

Musikalisc­h umrahmt wurde die Feier durch das Akkordeone­nsemble Just air der städtische­n Sing- und Musikschul­e unter Leitung von Helga Knoll-Zettl, das sich über viel Beifall freuen durfte.

Moderiert hat den Empfang, wie bereits in den Jahren zuvor, auch Kulturamts­leiter Christian Schedler. Dabei ging er auf den Ukas des Staatliche­n Schulamtes von dieser Woche ein. Schedler sagte: „Wegen katastroph­aler lebensbedr­ohlicher Lebensbedi­ngungen“sei den meisten Schulen drei Tage Sonderferi­en verschafft worden. Zu seiner Schulzeit habe man das einfach Winter genannt.

 ??  ?? Gute Wünsche fürs neue Jahr (von links): Bürgermeis­ter Stephan Winter, Festredner Robert Antretter, Landrat Hans-Joachim Weirather, Landtagsab­geordneter Franz Josef Pschierer sowie Moderator und Kulturamts­chef Christian Schedler.
Gute Wünsche fürs neue Jahr (von links): Bürgermeis­ter Stephan Winter, Festredner Robert Antretter, Landrat Hans-Joachim Weirather, Landtagsab­geordneter Franz Josef Pschierer sowie Moderator und Kulturamts­chef Christian Schedler.
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Monsignore Ortwin Gebauer im Gespräch mit den beiden Schulleite­rn der Mindelheim­er Berufsschu­le, Sven Meyer-Huppmann und Georg Renner (von links).
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Fotos: jsto Altlandrat Hermann Haisch mit seiner früheren Mitarbeite­rin Ingrid Friedrich, die inzwischen auch den Ruhestand genießen kann.
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Frauenpowe­r: Gabriele Ilmer (links) und Heidi Miller.

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