Das Jahr ist jung
„Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege“, so beginnt Erich Kästner ein Gedicht zum Monat Januar aus dem Gedichtzyklus „Die dreizehn Monate“(1955). Es erzählt in Bildern von der Natur und vom Leben. Im letzten Vers zum Monat Januar heißt es: „Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege. Und ist doch hunderttausend Jahre alt. Es träumt von Frieden. Oder träumt’s vom Kriege? Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege. Und stirbt in einem Jahr. Und das ist bald.“Die ersten Wochen sind noch bestimmt von den Wünschen zum Jahreswechsel. Dennoch füllt sich das neue Jahr in diesen Tagen schnell. Nicht nur mit Terminen im Kalender, sondern auch mit Erinnerungen an zurückliegende Ereignisse: mit glücklichen Erfahrungen, mit Schmerz, der uns vielleicht nicht loslässt, und Träumen, die wir nicht aufgegeben haben. Wir hoffen auf Glück, sehnen uns nach Frieden und fürchten uns vor Gewalt und Katastrophen.
Erich Kästner spricht von den Träumen des jungen Jahres. „Es träumt von Frieden. Oder träumt’s vom Kriege?“Wir wissen nicht, was kommen wird dieses Jahr; wie sich zum Beispiel die Weltpolitik weiterentwickelt; wir hoffen auf Frieden in unserer Gesellschaft. Wir wissen nicht, wie unser Leben und das unserer Familien und Freunde weitergehen wird.
„Das Jahr ist klein“, es hat erst vor zwölf Tagen begonnen. Ich will aufmerksam leben, mutig weitergehen im neuen Jahr und jetzt noch nicht daran denken, dass dieses neue Jahr genauso schnell vergeht wie das alte. Und ich will anpacken, was kommen wird, mich für Frieden einsetzen und um Frieden bemühen, wo ich es kann, und klare Entscheidungen treffen, wo es nötig ist. Das erfordert Zuversicht. Zuversicht, dass ich auch das, was ich nicht packen, tragen oder lösen kann, vertrauensvoll Gott überlassen kann, von dem mir gesagt ist: „Seid getrost und unverzagt, fürchtet euch nicht (…); denn der HERR, dein Gott, wird selber mit dir ziehen und wird die Hand nicht abtun und dich nicht verlassen.“(Dtn. 31,6)