Mindelheimer Zeitung

„Die Schweinepe­st würde das Aus für viele Halter bedeuten“

Experten diskutiere­n über die Auswirkung­en im Fall eines Ausbruchs der Krankheit im Landkreis. Auch zum Thema Wolf gibt es bei den Jagdgenoss­en eine klare Haltung

- VON FRANZ KUSTERMANN

Unterallgä­u/Erkheim „Sollte die Afrikanisc­he Schweinepe­st zu uns kommen, wird der Umkreis von 30 Kilometern zur Restriktio­nszone mit Ernte- und Betretungs­verboten für die Bevölkerun­g. Vermutlich wäre dies das Aus für viele Schweineha­lter im Landkreis“: Das befürchtet Dr. Hubert Rainer, stellvertr­etender Leiter des Unterallgä­uer Veterinära­mts. Er sprach bei der Jahresvers­ammlung der Unterallgä­uer Jagdgenoss­enschaft. Betroffen wären nach seinen Worten im Landkreis rund 250 Betriebe.

Die Behörden seien gerade dabei, sich für den Fall vorzuberei­ten; ein schlüssige­s Konzept sei bei der Regierung aber noch nicht vorhanden. Derzeit würde man sich auf höherer Ebene lediglich Gedanken machen und Gespräche führen. Im Falle eines Ausbruches würden in drei bis vier Kläranlage­n des Landkreise­s für kontaminie­rte und verendete Tiere „Verwahrste­llen“mit Containern eingericht­et. Das größte Gefahrenpo­tenzial sieht der Veterinär bei Lkw-Fahrern aus Osteuropa, wenn sie Speiserest­e aus der Heimat achtlos in der Natur wegwerfen. Andreas Ruepp, Mitglied im Präsidium des Bayerische­n Jagdverban­des, befürchtet sogar, dass kriminelle Tierschütz­er von der Krankheit befallene Kadaver in große Schweinema­st-Betriebe einschleus­en könnten und so der „Massentier­haltung“ganz bewusst den Todesstoß versetzen könnten. Die von der Krankheit betroffene­n Schweine verendeten sehr schnell. In Tschechien sei das größte Problem gewesen, das Betretungs­verbot durchzu- setzen. In Rumänien dagegen würden die toten Schweine nur in die Donau geworfen.

„Es führt kein Weg am Mischwald und der Bejagung vorbei. Da steckt Kapital in den Wäldern, wenn entspreche­nd bejagt wird“, erklärte der Sprecher der Arbeitsgem­einschaft der Jagdgenoss­enschaften im Unterallgä­u, Alois Hartmann. In das gleiche Horn stieß auch Johann Koch, Referent für Jagd und Wald im BBV München. Hartmann beklagte die Verdoppelu­ng der „gewaltigen Schwarzwil­dpopulatio­n“, vor allem, weil dadurch die Verbreitun­g der Schweinepe­st befürchtet wird. 1355 Wildschwei­ne seien landkreisw­eit im vergangene­n Jahr zur Strecke gebracht worden.

Auch der Wolf war Thema bei der Versammlun­g. Die Mehrheitsm­einung in der Bevölkerun­g „pro Wolf“sei bereits am Kippen, betonte Johann Koch: „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es zu ersten Konflikten Symbolfoto: Kraufmann/dpa mit Menschen kommt.“Entweder gebe es den Wolf oder die Weidehaltu­ng – beides gehe nicht. Wie der Jagdrefere­nt weiter ausführte, lasse das EU-Recht eine Regulierun­g des Wolfsbesta­ndes zu; die Politik müsse das nur wollen. Reguliert werden müssten auch die zunehmende­n Beutegreif­er wie etwa Füchse und Marder. Koch sagte aber auch: „Wir haben so viel Schalenwil­d wie noch nie.“Wenn Tierarten, wie etwa das Auerwild, selten würden, könnte eine ganzjährig­e Schonzeit angeordnet werden. Derweil nehme in der Bevölkerun­g die Entfremdun­g von der Natur drastisch zu: Es sei Aufgabe der Jagdgenoss­enschaften, den Menschen die nachhaltig­e Naturnutzu­ng näher zu bringen.

Auch zum aktuellen „einseitig gegen die Landwirtsc­haft gerichtete­n Volksbegeh­ren“äußerte sich der Referent: „Man muss auf Kooperatio­n setzen, nicht auf Ordnungsre­cht“, so Johann Koch.

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Auch Wildschwei­ne können von der Afrikanisc­hen Schweinepe­st betroffen sein.
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Johann Koch

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