„Die Schweinepest würde das Aus für viele Halter bedeuten“
Experten diskutieren über die Auswirkungen im Fall eines Ausbruchs der Krankheit im Landkreis. Auch zum Thema Wolf gibt es bei den Jagdgenossen eine klare Haltung
Unterallgäu/Erkheim „Sollte die Afrikanische Schweinepest zu uns kommen, wird der Umkreis von 30 Kilometern zur Restriktionszone mit Ernte- und Betretungsverboten für die Bevölkerung. Vermutlich wäre dies das Aus für viele Schweinehalter im Landkreis“: Das befürchtet Dr. Hubert Rainer, stellvertretender Leiter des Unterallgäuer Veterinäramts. Er sprach bei der Jahresversammlung der Unterallgäuer Jagdgenossenschaft. Betroffen wären nach seinen Worten im Landkreis rund 250 Betriebe.
Die Behörden seien gerade dabei, sich für den Fall vorzubereiten; ein schlüssiges Konzept sei bei der Regierung aber noch nicht vorhanden. Derzeit würde man sich auf höherer Ebene lediglich Gedanken machen und Gespräche führen. Im Falle eines Ausbruches würden in drei bis vier Kläranlagen des Landkreises für kontaminierte und verendete Tiere „Verwahrstellen“mit Containern eingerichtet. Das größte Gefahrenpotenzial sieht der Veterinär bei Lkw-Fahrern aus Osteuropa, wenn sie Speisereste aus der Heimat achtlos in der Natur wegwerfen. Andreas Ruepp, Mitglied im Präsidium des Bayerischen Jagdverbandes, befürchtet sogar, dass kriminelle Tierschützer von der Krankheit befallene Kadaver in große Schweinemast-Betriebe einschleusen könnten und so der „Massentierhaltung“ganz bewusst den Todesstoß versetzen könnten. Die von der Krankheit betroffenen Schweine verendeten sehr schnell. In Tschechien sei das größte Problem gewesen, das Betretungsverbot durchzu- setzen. In Rumänien dagegen würden die toten Schweine nur in die Donau geworfen.
„Es führt kein Weg am Mischwald und der Bejagung vorbei. Da steckt Kapital in den Wäldern, wenn entsprechend bejagt wird“, erklärte der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften im Unterallgäu, Alois Hartmann. In das gleiche Horn stieß auch Johann Koch, Referent für Jagd und Wald im BBV München. Hartmann beklagte die Verdoppelung der „gewaltigen Schwarzwildpopulation“, vor allem, weil dadurch die Verbreitung der Schweinepest befürchtet wird. 1355 Wildschweine seien landkreisweit im vergangenen Jahr zur Strecke gebracht worden.
Auch der Wolf war Thema bei der Versammlung. Die Mehrheitsmeinung in der Bevölkerung „pro Wolf“sei bereits am Kippen, betonte Johann Koch: „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es zu ersten Konflikten Symbolfoto: Kraufmann/dpa mit Menschen kommt.“Entweder gebe es den Wolf oder die Weidehaltung – beides gehe nicht. Wie der Jagdreferent weiter ausführte, lasse das EU-Recht eine Regulierung des Wolfsbestandes zu; die Politik müsse das nur wollen. Reguliert werden müssten auch die zunehmenden Beutegreifer wie etwa Füchse und Marder. Koch sagte aber auch: „Wir haben so viel Schalenwild wie noch nie.“Wenn Tierarten, wie etwa das Auerwild, selten würden, könnte eine ganzjährige Schonzeit angeordnet werden. Derweil nehme in der Bevölkerung die Entfremdung von der Natur drastisch zu: Es sei Aufgabe der Jagdgenossenschaften, den Menschen die nachhaltige Naturnutzung näher zu bringen.
Auch zum aktuellen „einseitig gegen die Landwirtschaft gerichteten Volksbegehren“äußerte sich der Referent: „Man muss auf Kooperation setzen, nicht auf Ordnungsrecht“, so Johann Koch.