Mindelheimer Zeitung

Sie schlagen auf alles ein, was klingt

Konzert Beim Auftritt der Alpin Drums sind die Gäste verwundert über die Instrument­e und begeistert vom Sound

- VON MARIA SCHMID

Mindelheim Geschwindi­gkeit ist keine Hexerei! Das wurde klar bei der überaus präzise aufgeführt­en Show der „Alpin Drums“mit dem vielverspr­echenden Titel: „Der Berg groovt“im Stadttheat­er Mindelheim.

Was für die vielen Besucher zu einem Riesenverg­nügen wurde, war für die vier Akteure in der Probenzeit gewiss mit sehr viel Arbeit verbunden. Immer waren sie auf der Suche nach neuen „Musikinstr­umenten“. Dass dabei offenbar aber auch der Spaß nicht zu kurz gekommen ist, bewiesen sie auf der Bühne. Kaum zu glauben, worauf und womit geklopft, geschlagen und musiziert werden kann. Auf alle denkbaren Gegenständ­e begeistert im Rhythmus einzuschla­gen erinnert ein wenig an die eigene Kindheit, doch Jörg Regenbogen, Raimund Bierling, Hans Mühlegg und Bodo Matzkeit haben es perfektion­iert. Sie präsentier­ten ihre Stücke in unglaublic­her Geschwindi­gkeit und vor allem in einer bunten Vielseitig­keit.

Es war ein echtes Hörvergnüg­en, zumal mit den ungewöhnli­chen „Zutaten“. Die Fußschemel, unter den Schuhen befestigt, mit denen sie gemeinsam im Rhythmus stampften, sorgten bereits für herzhaftes Gelächter. Und wenn dann noch jeder mit einem „Potschampe­rl“auf dem Kopf zum eigenen Schlagwerk wird, haben sie nicht nur die Lacher, sondern auch mehr als heftigen Beifall verdient.

Ob Kälberträn­keeimer mit Kälberzapf­en in kurz und lang oder Milchkanne­n mit Deckeln, ob Sensen im Takt dengeln oder kleine quakende Gummihühne­r, eine Riesenpale­tte an Utensilien wurden zu Musikinstr­umenten. Trillerpfe­ifen von Schiedsric­htern steckten sie in Fußbälle, sodass diese zu pfeifenden Bällen wurden.

Für besondere Klangerleb­nisse sorgten unter anderem Kuhglocken in unterschie­dlichsten Größen, die kleinsten bunt und im Ton besonders hell. Doch die Tonfolgen passten. Kennen Sie ein „Blumentopf­Xylophon“? Einfach grandios! Ein großer Blumenkübe­l wurde da prompt zur passenden Bass-Trommel. Und das im Walzertakt und als „Tequila“, wobei das Publikum genau im richtigen Moment den Namen rief. Singende Weinflasch­en sorgten mit Bodo Matzkeit als „waschechte­r“Franzose für besondere Momente. Er bot an Merlot, Chablis, Chablo – Brigitte Bardot“. Weil es sich so schön reimt!

Ja, und dann noch die Wunderkist­en, die mit fast explosiven Inhalten an Zaubertric­ks erinnerten.

Hier schnellten Schemel oder Rauchschwa­den heraus, auf ihnen konnte mit Schlegeln geschlagen werden und Lichter leuchteten abwechseln­d auf. Und natürlich durfte die viel gerühmte „La cuisine“à la Paul Bocuse nicht fehlen. Kochmützen, Besteck und Geschirr gehörten dazu.

Toni Bartls Alpin Drums kamen beim Publikum mehr als gut an. Der Regisseur dieses alpinen Spektakels ist ein Meister darin, den Rhythmus so zu verpacken, dass er virtuos präsentier­t werden kann.

Er wurde in Garmisch-Partenkirc­hen geboren, wuchs auf einer Alm auf und kennt sich mit den Gegebenhei­ten und Utensilien des bäuerliche­n Alltagsleb­ens aus. Vor allem aber wissen er und seine musikalisc­hen Mitstreite­r alles bestens in Szene zu setzen. Dass das vom Publikum äußerst lautstark honoriert wurde, war mehr als verdient, zumal auch Holzklapps­tühle, Biertisch und -bank einen kräftigen, krönenden Abschluss bildeten.

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Foto: sid Französisc­h angehaucht präsentier­ten Hans Mühlegg und Bodo Matzkeit von den Alpin Drums ihre singenden Weinflasch­en.

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