5. Nacht-Narrensprung in Mindelheim
Zum sechsten Mal richtet der Durahaufa Mindlhoim am kommenden Samstag, 23. Februar, den Mindelheimer Narrensprung aus, zum fünften Mal wird es zu dunkler Stunde sein. Der Unterschied zum traditionellen Faschingsumzug am Gumpigen Donnerstag besteht in der Art der Teilnehmer. Beim Narrensprung werden rund 60 Fußgruppen mit 2000 alemannischen Masken- und Hästrägern sowie Guggenmusiken erwartet. Hexen,Teufel, Weible, Männle, Hansl, Bären, Esel und unzählige traditionelle und fantasievolle Masken und Häser aus der alemannischen Fasnacht springen dann ab 18.18 Uhr durch das Obere Tor und die nächtliche Mindelheimer Altstadt. Wir stellen auf dieser Seite einige Hästräger aus der Umgebung vor.
Sieben Schwaben aus Türkheim
Die Figuren der noch recht jungen Narrenzunft aus Türkheim (gegründet 2012) entstammen dem Buch „Die Abenteuer der sieben Schwaben“von Ludwig Aurbacher. Einer davon ist der Nestelschwabe, der seinen Namen von der Schnürung an seiner Brust („Nestelschnüre“) hat. Klaus Wilde, 54, aus Ettringen steckt im Häs des Nestelschwaben und ist Zunftmeister. Die Frau des EDV-Systemanalytikers steckt im Kostüm der Zigeunerin, seine Tochter mimt den Knöpfleschwab, sein Sohn den Gelbfüßler und sein Schwiegersohn den Allgäuer.
Wasserteufel Bad Wörishofen
Der Sage nach hat der Teufel früher sein Unwesen in den westlichen Wäldern Bad Wörishofens getrieben. Und weil sich die Bad Wörishofer Hästräger auch mit Pfarrer Kneipp verbunden fühlen, waren die Wasserteufel geboren. Mit ihrem rot-schwarz-grauen zotteligen Häs, der Teufelsmaske mit der blauen Zunge und dem lauten Geläute von kleinen „Kuhglocken“am Gewand verleiten die Wörishofer Wasserteufel bei Umzügen die Kinder immer wieder dazu, ebenfalls die Zunge herauszustrecken. Neben den Glocken sorgen auch Holzratschen, manche so groß, dass man sie mithilfe des Fußes betätigen muss, für ordentlich Lärm. Julia Ledermann, 30, aus Bad Wörishofen ist Zunftmeisterin – und im richtigen Leben Industriekauffrau.
Durahaufa Mindlhoim
Sie dürfen natürlich nicht fehlen: Die Gastgeber – Hansl, Amme und Columbine – von der schwäbisch-alemannischen Narrenzunft aus Mindelheim. Sie gibt es seit 1992 und hat heute rund 60 Mitglieder. Diese verkörpern die drei einzigartigen närrischen Turmfiguren, die traditionell den Mindelheimer Fasching bereichern. Der Durahansl (Mitte) ist der Älteste des Trios: Bereits 1909 wurde er von Turnern des TSV Mindelheim im Fasching am Oberen Tor befestigt. Er ist mit der großen Patsche und den Glöckchen der Lauteste. Jutta Baader, 60, aus Mindelheim erweckt den Durahansl im Fasching zum Leben. Normalerweise verkauft sie Häuser und Wohnungen für die Sparkasse. Die (rechts) ist die Mutter des Durahansls und schmückt seit 1936 die Außenseite des Oberen Tores. Sie trägt bei den Umzügen die „Guzle“in einem Bastkorb mit sich und erfreut so die Zuschauer. Kfz-Mechatroniker Hannes Schmeiser, 26, aus Mindelheim steckt im Häs der Amme. Dritte im Bunde ist die Columbine (links), die 1953 als dritte und letzte Figur hinzukam. Ihr Platz ist die Außenfassade des Mauritia-Febronia-Gymnasiums. Damit hängt sie dem Durahansl, ihrem Freund, praktisch gegenüber und prostet ihm im Fasching zu. Ihr Markenzeichen ist das Tamburin. Caroline 29, aus Mindelheim trägt die Maske der Columbine. Im richtigen Leben ist sie Kinderpflegerin.
Wasastecher Pfaffenhausen
Gegründet wurden die Wasastecher, die sich an der Geschichte der Torfstecher in Pfaffenhausen orientieren, im Jahr 2002. Ihr Häs besticht durch freundlich lächelnde Maskengesichter, individuell geschmückte Hüte und den hölzernen Torfstecher. Mit diesem wurde früher im Pfaffenhausener Moos der Torf abgebaut. Diese Torfblöcke, sogenannte Wasen, wurden dann getrocknet und im Winter verheizt. Katharina Tiefenbacher, 18, und ihr Bruder Andreas, 19, aus Pfaffenhausen zählen zu den über 50 Hästrägern der Wasastecher.
Schetterhaufen Unterkammlach
Seit 2000 besteht die Narrenzunft aus Unterkammlach, deren sagenhafter Hintergrund von einem mystischen Geheimgang zwischen der Kammel- und der Mindelburg herrührt. Aus jenem unterirdischen Gang sollen immer wieder laut schetternde Geräusche zu hören gewesen sein, darauf weisen die Rätschen der „Grabakrattler“hin. Die Farben des Häs, schwarz und gelb, sind die Gemeindefarben Kammlachs und sollen die Nacht des Tunnels und das Tageslicht darstellen. Im Geschenkbeutel befinden sich kleine Spielsachen (keine Süßigkeiten), die bei Umzügen meist an Kinder, aber auch an Erwachsene verschenkt werden. Ira Müller, 44, aus Salgen ist Zunftmeisterin des Schetterhaufens. Auch ihre beiden Töchter und ihr Ehemann sind in der Narrenzunft aktiv.