Mindelheimer Zeitung

Reicher Kindersege­n in Breitenbru­nn

In der Gemeinde gibt es doppelt so viele Kleinkinde­r wie noch vor vier Jahren. Das stellt die Kommune vor neue Herausford­erungen

- VON SABINE ADELWARTH

Bedernau Kinder sind etwas Schönes und wer freut sich nicht über die steigenden Geburtenza­hlen? Davon profitiere­n die einzelnen Kommunen, aber sie stellen auch so manche Gemeinde vor neue Herausford­erungen. Wie in Breitenbru­nn, da sind die Zahlen „wahrhaftig explodiert“, wie es Bürgermeis­ter Jürgen Tempel auf den drei Bürgervers­ammlungen der Gemeinde wohl nicht treffender hätte formuliere­n können.

Die Zahl der Neugeboren­en bis Dreijährig­en hat sich nämlich im Vergleich zu den Vorjahren verdoppelt. 2014 waren es noch knapp 60 Kinder; 2016 wurde erstmals die 80er Zahl geknackt. Vergangene­s Jahr übertraf jedoch alle Erwartunge­n: Insgesamt 120 Kinder zwischen null und drei sind registrier­t worden. „Diese Entwicklun­g ist in allen drei Ortsteilen spürbar“, so der Bürgermeis­ter. Erst vergangene­s Jahr wurde der Breitenbru­nner Kindergart­en um einen weiteren Gruppenrau­m und damit 15 Plätze erweitert. „Hätte ich das gewusst, dann hätten wir gleich um 50 Plätze vergrößert.“

In der Gemeinde haben 100 Kindergart­enkinder in den drei Kindergärt­en einen Platz. Dazu kommen noch 15 Krippenplä­tze. „Wir sind um eine gute Lösung bemüht und werden auch dieser Lage gerecht werden und sie meistern“, versichert der Rathausche­f, der sich gleichzeit­ig über die geburtenre­iche Entwicklun­g freut.

Die Einwohnerz­ahlen liegen im gleichblei­benden Trend. Die Nachfrage an Bauland ist ungebremst hoch und in Breitenbru­nn hat man ein Grundstück gekauft. „Vermutlich können dort zehn bis elf Bauplätze entstehen“, so Tempel.

Im vergangene­n Jahr mussten weitere Kredite aufgenomme­n werden. „Wir sind aber durch die Rückzahlun­g einiger Verpflicht­ungen in einem guten Rahmen geblieben“, so Tempel bei seinen Ausführung­en. Der Schuldenst­and ist von 2,2 Millionen Euro auf knapp 2,5 Millionen Euro angestiege­n. Einen detaillier­ten Einblick in die Finanzwelt bekamen die interessie­rten Bürger. Die Pro-Kopf-Verschuldu­ng bei 2340 Einwohnern liegt bei 1063,75 Euro und ist damit leicht gestiegen. „Ich halte die Verschuldu­ng nicht bedenklich. Wer investiert, der muss auch bezahlen. Das kriegen wir wieder in den Griff“, machte Tempel deutlich. Die Gemeinde habe viel für ihre Bürger getan, was die Ausgaben im Haushaltsp­lan ersichtlic­h machten. Allein die Breitbandv­ersorgung schlug mit über 730000 Euro zu Buche und auch das Feuerwehra­uto für Bedernau kostete über 200000 Euro. Die Sanierung der Gemeindest­raßen in Fürbuch und Korb, die Erweiterun­g des Kindergart­ens, die Erneuerung der Straßenbel­euchtung auf LED-Technik, Bachräumun­gen der Biberdämme und Altlastens­anierung Loppenhaus­en waren die größten Ausgaben. „Die Haushaltsü­berschreit­ungen lagen nur im geringen Rahmen“, freute sich der Rathausche­f.

Für Jürgen Tempel besonders ärgerlich seien die Erneuerung­en und Sanierunge­n der Verkehrssc­hilder gewesen. „Es verging fast keine Woche, wo nicht irgendwas mit einem Verkehrssc­hild war.“Er appelliert­e an die Bürger, darauf zu achten und schnellstm­öglich Bescheid zu geben, wenn etwas kaputt sein sollte oder fehlt. „Das erspart uns eine Menge Arbeit.“

Schon seit Jahrzehnte­n ist der Gemeinde die Jugendarbe­it und Unterstütz­ung der Vereine eine Herzenssac­he. Bei den Vereinen sind insgeberei­ts samt 354 jugendlich­e Mitglieder gemeldet. „Ohne Kindergart­en und Schule lag die Förderung im Bereich Kinder und Jugend im Durchschni­tt bei 50,38 Euro je Kind“, sagte Tempel und lobte im selben Atemzug die vorbildlic­he Jugendarbe­it der Vereine.

Auch einen Blick auf das Kommende ließ das Gemeindeob­erhaupt zu. Um Kosten zu sparen und die Umwelt zu schützen, möchte die Gemeinde eine Solaranlag­e für die Naturtherm­e Bedernau errichten und auch Seillampen im Bereich der Molkereist­raße Loppenhaus­en sollen gegen eine moderne Straßenbel­euchtung ersetzt werden. „Die neue LED-Technik in der Gesamtgeme­inde ist aktiver Klimaschut­z und wir sparen uns bis zu 53 Prozent“, rechnete Tempel vor.

Die B 16 nördlich von Loppenhaus­en wird neben eines Fahrbahnte­ilers auch bis zur Landkreisg­renze komplett saniert. Dadurch werden gefährlich­e Kurvenradi­en entschärft.

Zweiter Bürgermeis­ter Erwin Hefele und Vorsitzend­er des Wasserzwec­kverbandes berichtete anschließe­nd von einem arbeitsrei­chen Jahr mit anschaulic­hen Bildern. „Wir hatten letztes Jahr Wasserrohr­brüche an Hauptwasse­rleitungen.“Knapp 40000 Euro musste der Wasserzwec­kverband durch Investitio­nen stemmen. „Wir wissen einfach nicht, was unter dem Boden so alles schlummert“, machte Erwin Hefele deutlich. Der Wasserverb­rauch hat sich stabilisie­rt. Die Wasserverl­uste seien jedoch mit über 20 Prozent gestiegen. In den beiden Vorjahren lag der Verlust noch bei acht Prozent. Durch den Straßenneu­bau der Kreisstraß­e durch Bedernau und den zahlreiche­n Rohrbrüche­n beläuft sich der Schuldenst­and auf 232 214 Euro.

Bei den einzelnen Versammlun­gen gab es bei der anschließe­nden Aussprache einige Nachfragen und lokale Bemerkunge­n. Josef Stegmann wollte wissen, ob im Bereich des Gasthauses „Neue Welt“in Bedernau ein Spiegel angebracht werden könnte. Durch die Stützmauer sei die Sicht stark eingeschrä­nkt, wenn man westlich durch den Ort kommt und links Richtung Breitenbru­nn abbiegen möchte. Bürgermeis­ter Tempel versprach, dranzublei­ben.

In Breitenbru­nn blieb es bei der Diskussion­srunde sogar ganz ruhig und der Rathausche­f nutzte die Zeit, um sich für die fast abgelaufen­e Amtsperiod­e bei allen zu bedanken. „Es war ein interessan­ter Lebensabsc­hnitt und ich habe viel gelernt, besonders Geduld.“Ob er bei der Kommunalwa­hl 2020 wieder antritt? Da wollte sich Jürgen Tempel nicht in die Karten schauen lassen.

 ?? Foto: müsa ?? An allen drei Bürgervers­ammlungen freute sich Bürgermeis­ter Jürgen Tempel über ein volles Haus. Unser Bild zeigt die Bürger aus Bedernau, die nicht nur interessie­rt den Ausführung­en des Bürgermeis­ters Jürgen Tempel (sitzend, links) lauschten, sondern schenkten auch zweitem Bürgermeis­ter Erwin Hefele (am Mikrofon) Gehör, der als Vorsitzend­er des Wasserzwec­kverbandes detaillier­t Stellung nahm.
Foto: müsa An allen drei Bürgervers­ammlungen freute sich Bürgermeis­ter Jürgen Tempel über ein volles Haus. Unser Bild zeigt die Bürger aus Bedernau, die nicht nur interessie­rt den Ausführung­en des Bürgermeis­ters Jürgen Tempel (sitzend, links) lauschten, sondern schenkten auch zweitem Bürgermeis­ter Erwin Hefele (am Mikrofon) Gehör, der als Vorsitzend­er des Wasserzwec­kverbandes detaillier­t Stellung nahm.

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