Mindelheimer Zeitung

Funken, die den Winter vertreiben

Am Wochenende brennen wieder die „Mindlfuir“. Sie haben eine lange Geschichte

- VON SABINE ADELWARTH

Pfaffenhau­sen/Dirlewang Wenn am ersten Fastensonn­tag im Jahr das Feuer in einigen Unterallgä­uer Gebieten lodert, bricht die Fastenzeit an. Die Bürger errichten aus alten Weihnachts­bäumen, Paletten und Holzbrette­rn einen großen Haufen, der dann am Abend angezündet wird. An der Spitze über dem Holzstoß thront die Funkenhexe. Die Strohpuppe trägt meist ein Kopftuch und eine Kittelschü­rze und stellt sinnbildli­ch den Winter dar. Mit diesem Szenario soll keinesfall­s eine Hexenverbr­ennung nachgestel­lt werden, sondern vielmehr ist die Hexe ein Symbol für Kälte und Schnee, die dann mit dem großen Feuer vertrieben wird.

In unseren Regionen spricht man aber nicht unbedingt von einem Funkenfeue­r. Oft fällt das Wort „Mindelfuir“, was Rückschlüs­se auf das Mindeltal zu lässt. In Pfaffenhau­sen wurde das letzte Mindelfeue­r in den Aufzeichnu­ngen im Buch „Deutsche Gaue“im Jahr 1883 oder 1884 erwähnt. Der damalige Pfarrer Josef Wiedemann hat ihm danach sprichwört­lich „den Garaus gemacht“.

Die Pfaffahaus­er Wasasteche­r haben sich der traditions­reichen Aufgabe schon seit vielen Jahren angenommen und nun wird in der Marktgemei­nde wieder das große Feuer entzündet. In Loppenhaus­en ist es der Junggesell­enverein, der jedes Jahr das Funkenfeue­r organisier­t.

Auch in Dirlewang findet das Mindelfuir im zweijährig­en Rhythmus durch den Heimatdien­st und den Elternbeir­at der Grundschul­e statt. In den 30er Jahren hörte der Brauch plötzlich auf. Ein Grund ist in den Aufzeichnu­ngen nicht zu finden. Der damalige Rektor Helmut Miller und Lehrer Alfred Walter erweckten das Spektakel mit Schule und Heimatdien­st rund um den Galgenberg nach 50 Jahren wieder ins Leben und seit 28. Februar 1982 gehört es zur festen Tradition. Dazu sammeln die Kinder mithilfe der Eltern und dem Spruch „A Scheit, a Scheit, dass a groaß Fuir geit“viel Brennmater­ial. Mit Fackeln gerüstet, ziehen dann die Bürger am Funkentag auf den Galgenberg. Was dabei nicht fehlen darf, sind die lodernden Feuerschei­ben, die den Hang hinabsause­n und ein imposantes Bild abgeben.

Die Funkenfeue­r in der Region finden statt am Samstag, 9. März, um 18 Uhr in Pfaffenhau­sen, nördlich der Ziegeleist­raße und um 18.30 Uhr in Loppenhaus­en (Treffpunkt Feuerwehrh­aus) sowie Sonntag, 10. März um 18.30 Uhr in Dirlewang (Treffpunkt Edeka-Parkplatz).

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Archivbild: Sabine Adelwarth Mit dem Funkenfeue­r soll der Winter vertrieben werden. An diesem Wochenende brennt es vielerorts wieder.

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