Manche Schnäppchen kommen teuer zu stehen
Die Polizei berichtet über den Wandel bei Betrugsdelikten. Das Internet ist ein beliebtes Feld
Wertachtal „Sei nicht böse auf mich, jeder hat seine eigene Arbeit.“So verabschiedete sich ein Absender in einer E-Mail an die Buchloer Polizeiinspektion. In dem Schreiben hatte er zuvor erklärt, dass er einen Computer der Polizei angezapft und dessen Besitzer ausspioniert habe, berichtet Inspektionschef Bernhard Weinberger.
Zwar habe der Absender mit Fachbegriffen erklärt, wie er den Computer manipuliert habe, aber das sei bei der Polizei technisch nicht möglich, erläutert Weinberger. Insofern werden auch nicht die 600 Euro in Bitcoin – eine elektronische Währung – gezahlt, vielmehr ermittelt nun die Kripo.
Dennoch häufen sich derzeit die Erpressungsversuche, bei denen Mails verschickt werden, in denen gedroht wird, kompromittierende Fotos zu veröffentlichen, sollten die Computerbesitzer nicht Geld zahlen. „Aber da braucht man keine Angst zu haben“, beschwichtigt Weinberger.
Denn abgesehen davon, dass die Mails nur heiße Luft seien, gebe es in Buchloe auch keine besondere Anhäufung dieser Art der Betrügerei. Vielmehr gebe die Polizei nur alle Fälle akkurat an die Presse weiter. Dadurch werde die Öffentlichkeit aufgeklärt und zeige solche Fälle vermehrt an: „Wir machen die Fälle aus präventiven Gründen öffentlich“, erklärt Weinberger. Denn die erpresserischen Mails sei gleichsam die neueste Methode mit denen Betrüger bundesweit tätig sind.
Noch vor rund einem Jahrzehnt waren es sogenannte Butterfahrten, bei denen vor allem ältere Menschen sich überteuerte und überflüssige Dinge aufschwätzen ließen – wie die allseits beliebte Heizdecke. Aber nachdem die Polizei einen Weg fand, den Initiatoren auf die Spur zu kommen, versiegte diese Einnahmequelle weitgehend.
In den vergangenen Jahren bis jetzt waren dann der Enkeltrick und die falschen Polizisten in Mode. Dabei ging es vor allem um angeblich notleidende Angehörige von Verwandten, Gewinnversprechen und drohenden Verbrechen, weshalb angebliche Polzisten das Barvermögen der Angerufenen retten müssten. „Da wird am Telefon richtig Druck aufgebaut“, berichtet der stellvertretende Inspektionschef Markus Dösinger. „Aber man sollte in solchen Fällen seinen gesunden Menschenverstand einschalten oder bei Unsicherheit die richtige Polizei anrufen“, erklärt Weinberger. Denn kein Polizist verlange von einem Bürger die Übergabe von Geld oder Wertsachen. Doch auch in diesen Fällen wirke die Aufklärung – die Tricks nutzen sich ab. Deshalb weichen die Betrüger auch in die virtuelle Welt aus.
Nun geht es um delikate Besuche auf Internetseiten, Dreiecksgeschäfte, Finanzagenten oder Inkassobüros. Bei den erpresserischen Mails wird dem Adressaten gedroht, seine angeblichen Besuche auf PornoWebseiten zu veröffentlichen – außer der Betroffene überweise Geld. Zwar gibt es die Technik, private Computer auszuspionieren, doch der Aufwand dafür sei gigantisch und ein Treffer purer Zufall. Also werden Massenmails generiert und an zufällige Adressen verschickt. „Wenn nur in zehn Fällen gezahlt wird, lohnt sich das“, berichtet Weinberger.
Inzwischen gehen diese Mails auch an Firmen – denen werde gedroht, falls sie nicht zahlen, kompromittierende Mails an Geschäftspartner oder Kunden zu verschicken.
Bei den Dreiecksgeschäften schaltet sich ein Betrüger in einem Portal für Kleinanzeigen gleichsam zwischen einem Verkäufer und einem Käufer. Am Ende bekommt der Verkäufer zwar Geld, der Käufer aber schaut in die Röhre, denn die für ihn bestimmte Ware hat der Betrüger bekommen. Die Polizei rät bei solchen Geschäften, unbedingt die Namen der Geschäftstreibenden und der Kontodaten zu vergleichen. Professioneller sind sogenannte Fake-Shops, bei denen Geld eingezahlt, aber Waren nie ausgeliefert werden. „Das ist schon organisierte Kriminalität, bei den die Spuren über verschiedene Länder verwischt werden“, erläutert Weinberger.
Ähnlich, aber weniger ergiebig sind gefakte Inkassobüros. Die werden tätig, wenn Bürger im Internet irgendein Angebot bei sogenannten Streaming-Diensten angeklickt haben – das sie danach nicht mehr deaktivieren können. Dann treten diese Büros auf den Plan, verlangen Geld und bauen eine Drohkulisse auf, sollte nicht gezahlt werden. „Aber viele Anwaltsbüros lassen sich schon im Internet leicht auf ihre Echtheit überprüfen“, berichtet Dösinger. Schwieriger sei es bei Finanzdienstleistern. Dabei werden Bürger mit Job-Angeboten geködert: zum Beispiel Homeoffice als Tester für Apps. Dafür eröffnen die Angeworbenen ein Konto bei einer bestimmten Bank, über das dann die „Gauner die Kontrolle übernehmen“, erklärt Weinberger.
Diesen gehe es vor allem darum, persönliche Daten zu erhalten, die dann für Geldwäsche genutzt werden. Auch darauf fallen viele Leute herein – in Buchloe sogar eine Juristin. Gerade bei Billig- oder Traumangeboten scheint die Geiz-ist-geilGeneration den Lockvögeln nicht widerstehen zu können. Doch Dösinger bringt es auf den Punkt: „Gewisse Schnäppchen gibt es nicht auf dieser Erde“.
„Da wird am Telefon richtig Druck ausgeübt.“
Inspektionsleiter Markus Dösinger zu den üblen Methoden beim sogenannten „Enkeltrick“