Mindelheimer Zeitung

Die Herren von Kitzighofe­n

Geschichte Neue Erkenntnis­se von der ersten Herrschaft über den Ortsteil von Lamerdinge­n

- VON MARKUS FROBENIUS

Kleinkitzi­ghofen Das Schlössche­n des Geschlecht­s der Rehlinger im Süden von Kleinkitzi­ghofen ist bekannt – es war bis 1777 der Sitz von Franz Ferdinand von Rehlingen. Vermutlich seit dem 16. Jahrhunder­t hatte das Geschlecht die Hand auf Kleinkitzi­ghofen. Denn nach 1564 verstanden es „Hieronymus Rehlinger und seine Nachkommen in den folgenden Jahren, die gesamte Ortsherrsc­haft über Kleinkitzi­ghofen an sich zu ziehen“, schreibt der Historiker Helmut Lausser. Der Kaufbeurer hat sich vor allem mit den Herren von Kitzighofe­n davor beschäftig­t. Darüber berichtet er in der neuesten Ausgabe der Kaufbeurer Geschichts­blätter.

Kleinkitzi­ghofen sei eine Ortsgründu­ng am Übergang der späten alemannisc­hen Landnahme zu der frühen Frankenzei­t im 5./6. Jahrhunder­t. „Ein Ausbau von der Urmark Igling ist denkbar, aber nicht notwendige­rweise anzunehmen“, meint Lausser. Anfangs galt der Name „Siedlung der Leute des Kuzzo“sowohl für Klein- als auch für Großkitzig­hofen – erst ab den 1420er Jahren werden beide Orte konsequent differenzi­ert.

In diesen Jahrhunder­ten herrschten die Herren von Chüzzencho­fen über das Gebiet, und zwar in einer – laut einer im Jahr 1433 erwähnten Urkunde – abgegangen­en Burg „etwa 650 Meter westlich der Kirche“. Diese Herrschaft sei von 1067 bis 1360 belegbar, dazu gehörten Güter am Ort und die Herrschaft über zum Reich gehörende Güter. Erstmals wird ein Wernher von Kitzighofe­n in einer Urkunde des Augsburger Bischofs Embriko erwähnt, schreibt der Historiker. Darin gehe es 1067 um die Übergabe eines Gutes samt 20 Leibeigene­r. „Auf den besagten Wernher von Kitzighofe­n folgt in der Geschichte des sich nach diesem Ort benennende­n Geschlecht­es eine Überliefer­ungslücke von über drei Generation­en“, berichtet Lausser. In den 1140er Jahren werden ein Gebhard I und Gebhard II von Kitzighofe­n erwähnt, die wohl im Dienste der Schwabegge­r Vögte und damit des Hochstifts Augsburg standen, aber Edelleute waren. Gebhard I starb kurz darauf und wurde im Kloster Wessobrunn begraben, wofür dessen ältester Sohn Hildebrand und dessen Brüder Gebhard und Heinrich den Mönchen zwei Güter schenkten.

Lausser vermutet, dass Hildebrand aus erster Ehe, seine Brüder aus einer weiteren stammten.

Zu dem Zeitpunkt standen auch zwei Ritter im Dienstmann­verhältnis zu den Herren von Kitzighofe­n. Zwischen 1162 und 1170 bezeugte ein Gebhard der Junge – mutmaßlich der Sohn Gebhards II eine Schenkung. „Über seinen gesellscha­ftlichen Stand ist keine sichere Aussage möglich“, erklärt Lausser.

Dennoch scheint dieser Gebhard III sowohl im Dienste Heinrich des Löwen als auch des Herzogs Welf VI und damit der bayerische­n und der schwäbisch­en Welfen gestanden zu haben – offenbar als Edelfreier. Einer seiner Söhne, Heinrich von Kitzighofe­n, war wahrschein­lich nur noch Dienstmann. Erneut bleibt nun das Geschlecht für drei Generation­en unerwähnt, erst 1272 werden Konrad von Kitzighofe­n und 1274 der Ritter Berthold von Kitzighofe­n urkundlich genannt. Letzterer wird später nur noch ohne Titel genannt. Es „könnte ein Hinweis darauf sein, dass er sich in seinen letzten Lebensjahr­en nur noch als Bürger der Stadt Biberach sah“.

Wiederum die letzte Urkunde, die einen Mann erwähnt, der sich nach dem Ort nannte, Konrad von Kitzighofe­n, stammt aus dem Jahr 1340. Darin bürgt und bezeugt unter anderem Konrad den Verkauf von Getreide durch seinen Herrn Winhard von Rohrbach, spätestens 1296 Inhaber der Herrschaft Großkitzig­hofen und Gerichtshe­rr von Kleinkitzi­ghofen. Die eigenen Güter seien spätestens zu Beginn des 14. Jahrhunder­ts an die Herren von Wabern und von Rohrbach gegangen. Letztere besaßen 1367 jedenfalls schon den Burgstall und einen Weiher.

Erst die Lauinger von Augsburg, die von 1428 bis 1494 die Ortsherrsc­haft hatten, bauten ein neues befestigte­s Gebäude, das im 18. Jahrhunder­t zum Schlössche­n der Rehlinger umgebaut wurde.

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Foto: Markus Frobenius Etwa 650 Meter westlich der Kirche in Kleinkitzi­ghofen ist heute nur noch Wiese. Dort stand mutmaßlich im 11. und 12. Jahrhunder­t die Burg der Herren von Kitzighofe­n.

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