Mindelheimer Zeitung

Neue Frisur für Obstbäume

Garten Wer beim Baumschnit­t alles richtig machen will, muss vor allem wissen, was weg muss

- VON DANIELA POLZER

Bad Wörishofen Bevor Christian Müller überhaupt eine Säge in die Hand nimmt, geht er erst einmal um den Obstbaum herum. Von allen Seiten betrachtet er ihn und überlegt sich gut, wie der Baum am Ende aussehen soll. Das sei besonders wichtig, denn abgeschnit­ten seien die Äste schnell, erklärt Müller, manchmal eben auch zu schnell. Er leitet den Obstbaumsc­hnittkurs des Obst- und Gartenbauv­ereins in den Schrebergä­rten bei Bad Wörishofen.

Nachdem Müller sich einen Überblick verschafft hat, beginnt er mit seiner Arbeit. Wichtig sei hierbei, dass man strukturie­rt arbeite. mit oder gegen den Uhrzeigers­inn ist egal, Hauptsache man fängt an einer Seite des Baumes an und geht dann einmal außen rum“, sagt Müller. Grundsätzl­ich sollte man von unten nach oben arbeiten. Dann bleibe man selbst nicht in den Ästen hängen und das Abgeschnit­tene ließe sich ebenfalls leichter entfernen. Ast für Ast entscheide­t Müller, ob er bleiben darf, oder nicht.

Jeder Obstbaum sollte einen Leittrieb haben und sogenannte Frucht- kränze. Jeder dieser Fruchtkrän­ze bildet eine eigene Etage und die sollten etwa einen Meter auseinande­r liegen. „Das ist wichtig, damit die Äste genug Luft und Sonne abbekommen und die Früchte später genügen Platz haben“, erklärt Müller.

Ein altes Sprichwort besagt: „Zwischen den Etagen sollte man einen Hut durchwerfe­n können.“

Wenn ein Ast mit dem Leittrieb konkurrier­t, muss er abgeschnit­ten werden. „Manchmal müsse man leider auch schöne Äste rausnehmen, aber das gehört halt dazu“, sagt der Kursleiter. Abgeknickt­e und dürre Äste werden sofort entfernt. Für das ungeschult­e Auge sieht so ein Obstbaumsc­hnitt am Ende vielleicht et„Ob was gerupft aus. Spätestens aber bei der nächsten Ernte kann jeder die Vorgehensw­eise nachvollzi­ehen. Wenn der Baum auf einige Äste reduziert wird, so kann er diese wesentlich besser versorgen. „Ein Obstbaum ernährt grundsätzl­ich alle seine Früchte, wenn es aber weniger sind, werden diese schöner“, sagt Müller.

Müller hat sein Wissen ebenfalls aus Kursen und aus Büchern, wobei er betont, dass man bei neueren Ausgaben vorsichtig sein sollte. „Die Anweisunge­n sind meist zu allgemein. Der richtige Obstbaumsc­hnitt ist nämlich von Region zu Region anders.“Verschiede­ne Faktoren wie das Klima, der Boden und das Wetter seien hier ausschlagg­ebend, so der Kursleiter. Er empfiehlt, verschiede­ne Kurse zu besuchen und dann selbst zu entscheide­n, mit welcher Variante jeder am liebsten arbeiten möchte. Die Angaben variieren laut Müller je nach Kurs, man könne aber sicher sein, dass die Grundlagen immer dieselben sind.

Der Kursleiter gibt allerdings zu, dass es ihm bei seinen eigenen Bäumen meist schwerer fällt, diese zu schneiden. „Die tun mir dann immer leid“, sagt er lachend. „Vielleicht wäre es besser, wenn Nachbarn tauschen und die Bäume des jeweils anderen schneiden würden“, lautet dazu Müllers Vorschlag.

Alle Früchte sollen Platz haben und genügend Sonne abbekommen

 ??  ?? Jetzt im Vorfrühlin­g ist die richtige Zeit, den Obstbäumen im Garten einen neuen Schnitt zu verpassen. Der Obst- und Gartenbauv­erein Bad Wörishofen hat deshalb einen Kurs organisier­t, in dem Christian Müller (links) die richtigen Schnitte und Schritte erklärt hat.
Jetzt im Vorfrühlin­g ist die richtige Zeit, den Obstbäumen im Garten einen neuen Schnitt zu verpassen. Der Obst- und Gartenbauv­erein Bad Wörishofen hat deshalb einen Kurs organisier­t, in dem Christian Müller (links) die richtigen Schnitte und Schritte erklärt hat.
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Fotos: Polzer Manchmal ist beim Baumschnit­t auch Teamarbeit gefragt. Kursleiter Christian Müller arbeitet sich am Baum von unten nach oben vor und lässt sich dabei von einem der Teilnehmer helfen.
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So bitte nicht: Hier ist die Schere etwas zu stark zum Einsatz gekommen.
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So sieht ein junger Obstbaum nach dem richtigen Schnitt aus.

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