Gute Ausbildungs-Ideen
Infotag 90 heimische Betriebe informieren in Mindelheim über Karrierechancen in der Region
Rund 90 Firmen aus der Region haben in Mindelheim über die Ausbildungsarten und Karrierechancen für Nachwuchskräfte informiert. Mehr dazu auf
Mindelheim Wie in einem Schlaraffenland dürften sich manche Jugendliche und ihre Eltern gefühlt haben, die am Samstag den zehnten Berufsinformationstag an der Berufsschule Mindelheim besucht haben: Rund 90 heimische Firmen präsentierten ihnen 150 verschiedene Berufsbilder – vom agrartechnischen Assistenten für Biotechnologie bis zum Zimmerer. Zudem konnten sie sich über 45 duale Studiengänge in der Region informieren.
In einer Zeit, in der die Arbeitswelt spezialisierter wird, fällt es immer schwerer, den passenden Beruf für sich zu finden. Auf der anderen Seite sind es die Betriebe, die Antworten auf die wirtschaftliche Unsicherheit, die Mobilitätsfrage und Folgen von Brexit und Handelsstreit finden müssen. Und: Sie benötigen gut ausgebildete Fachkräfte, um mit ihnen die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft zu gestalten.
„Die Generation Z muss an der Hand genommen und betreut werden, um vorhandene Defizite der Jugendlichen während der Lehrzeit möglichst auszugleichen“, sagte Georg Renner, Leiter der Mindelheimer Berufsschule, bei der Eröffnung der Berufsinformationstage. Doch es werde immer schwieriger, geeignete Nachwuchskräfte zu gewinnen.
Landrat Hans-Joachim Weirather erinnerte daran, dass es früher nicht selbstverständlich war, einen Job gefunden zu haben. Lag die Arbeitslosenquote bei der Premiere der Veranstaltung vor 17 Jahren bei rund zehn Prozent, so befindet sie sich heute unter zwei Prozent. Die heimische Wirtschaft müsse kreativ werden, um junge Menschen in der Region zu halten. Denn schließlich sei fehlender Nachwuchs schon jetzt einer der hemmenden Faktoren für Wachstum. Dies sei, so der Landrat, eine wichtige gesamtgesellschaftliche Herausforderung, so der Schirmherr des Berufsinformationstages.
Über mehr Interesse würde sich auch das Handwerk in seiner Eigenschaft als „verlängerte Werkbank der Industrie“freuen. Gottfried Voigt, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft MemmingenMindelheim, ging in seinem humorvoll vorgetragenen Impulsreferat auf die Situation des Handwerks ein: „Ich frage mich längst, wer sich
abends um halb elf bei minus 21 Grad um die ausgefallene Heizung kümmert. Wer nimmt hoch technologische Fahrzeuge in Betrieb und wartet diese? Wer verarbeitet vernünftig erzeugtes Fleisch zu feinen Wurstwaren und wer stellt sicher, dass Dachstühle wirklich das aushalten, was Statiker ausgerecht haben?“, so Voigt. Es liege an uns, was aus unserer Jugend werde. Ob wir in Zukunft ausreichend Handwerker
haben, die man wirklich an Versorgungsleitungen lassen kann. Man müsse sich etwas einfallen lassen, um junge Menschen für Holz oder Metall oder auch für die Pflege oder andere Dienstleistungen zu begeistern.
„Endlich alle Jahre wieder!“Mit diesen Worten begrüßte Mindelheims Bürgermeister Stephan Winter den Entschluss des Arbeitskreises SchuleWirtschaft, den Berufsinformationstag
nun jährlich abzuhalten. Denn Orientierung tue Not und könne nicht auf „in zwei Jahren“verschoben werden. Er unterstrich den Wandel vom reinen Berufsinformationstag zum Ausbildungsgewinnungstag.
An die Anfänge des „Tags der Begegnung und des Dialog“erinnerte Erwin Putz, der im Jahr 2002 die Premiere als Arbeitskreis-Vorsitzender organisiert hatte.
Das Brückenbauprojekt zwischen Bildung und Beschäftigung sei damals mit 25 Betrieben und 40 Berufsbildern gestartet. In der zehnten Auflage hat sich diese Zahl vervielfacht, was ihn und seine Mitstreiter natürlich sehr freue. Doch auch nach 17 Jahren habe sich die Zielsetzung, eines zwanglosen Dialogs zwischen Schülern, Eltern und Unternehmensvertretern nicht verändert.
Man muss kreativ werden, um junge Menschen in der Region zu halten