Mindelheimer Zeitung

Einsamer Entscheide­r

- VON STEFAN LANGE lan@augsburger-allgemeine.de

Der Streit über den Bundeshaus­halt hat was von Weihnachte­n. Beide Ereignisse sind unausweich­lich und beide haben mit Wünschen zu tun. Während bei Weihnachts­wünschen die Fantasie schon mal durchbrenn­en darf, sollten Haushaltsw­ünsche strikter Disziplin unterliege­n. Denn die Ministerie­n verplanen unser Steuergeld. Vor diesem Hintergrun­d wirkt das Vorgehen von Bundesfina­nzminister Olaf Scholz gerade ziemlich selbstherr­lich. Der SPD-Politiker geriert sich als einer, der die Milliarden willkürlic­h unters Volk bringen darf. Hier eine Millionen Euro mehr, dafür dort eine Million weniger. Dabei wäre vor dem Hintergrun­d der sich abschwäche­nden Konjunktur ein Finanzmini­ster vonnöten, der moderiert und vermittelt. Und keiner, der einsam entscheide­t. Die vorläufige­n Zahlen aus dem Finanzmini­sterium zeigen außerdem einen deutlichen Aufwuchs gegenüber dem Haushalt 2019 nicht nur von Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil, sondern auch bei dem von Familienmi­nisterin Franziska Giffey (beide SPD). Scholz muss sich also auch noch den Vorwurf gefallen lassen, er bevorzuge seine Partei. Damit kommt er nicht durch.

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