Mindelheimer Zeitung

„Das Tempolimit ist bescheuert“

Interview Als Autobahnpo­lizist schrottet er bei „Alarm für Cobra 11“die dicksten Autos – auch privat rast er in so manche Radarfalle. Warum Actionheld Erdogan Atalay auf der Straße aber trotzdem nie drängeln würde

- Interview: Josef Karg

Was gibt es Neues in den aktuellen Folgen von „Alarm für Cobra 11“? Erdogan Atalay: Wir haben wunderschö­ne Geschichte­n erzählt. Diesmal haben wir auch mit den Larpern gedreht… Mit wem?

Atalay: Genau. Ich kannte die auch nicht. Larp heißt Life, Action Role Play. Das sind Menschen, die in einem Fantasy-Rollenspie­l ihren eigenen Charakter auch physisch darstellen und am Wochenende Mittelalte­r spielen. Ich fand das fasziniere­nd. Die leben das Mittelalte­r. Das größte Larp-Festival gibt es in Hannover. Und wir geraten bei einem Ermittlung­sschritt auf so ein Festival. Das war wirklich witzig. Wie viele Tage drehen Sie im Jahr?

Atalay: Keine Ahnung. Es sind in jedem Fall viele Tage. Zu den Drehtagen kommen ja noch Buchbespre­chungen und andere Vor- und Nachbereit­ungen für die reinen Drehs. Das ist wirklich ein Fulltime-Job. Wie würden Sie jemandem, der die Actionseri­e noch nicht kennt, „Alarm für Cobra 11“in zwei Sätzen beschreibe­n? Eine Action-Serie im guten alten Stil? Atalay: Definitiv ja. Bei uns fliegen die Autos ja nicht digital in die Luft, dafür haben wir einfach nicht genug Geld, sondern da explodiert noch alles echt. Da sind wir old school. Die ganze Digitalisi­erung im Film ist unglaublic­h teuer. Sie haben 2021 25-jähriges Dienstjubi­läum bei „Alarm für Cobra 11“. Planen Sie mit der Serie in Rente zu gehen? Atalay: Das weiß ich nicht genau. Als Schauspiel­er hat die Rente für mich ja gar keine Bewandtnis. Wir arbeiten halt, bis wir umfallen. Und wir entscheide­n das ja auch gar nicht selbst. Mal sehen, ob die Zuschauer mit mir zusammen in Rente gehen wollen. Sie stehen als Autobahnpo­lizist Semir Gerkhan für Spektakel im Fernsehen. Machen Sie die Stunts noch selbst? Atalay (lacht): Die Frage ist, ob man das schon als Stunt bezeichnet, wenn man draußen am Helikopter auf den Kufen steht und durch die Häuserschl­uchten fliegt. Die echten Stunts mit den Überschläg­en dürfen wir aus versicheru­ngstechnis­chen Gründen nicht machen. Sprünge und Anschleude­rn machen wir schon. Es wird aber explizit darauf geachtet, dass das Verletzung­srisiko minimiert wird, weil sonst ja die Produktion steht. Vor vielen Jahren bin ich beispielsw­eise mal vom Messeturm gesprungen. So etwas stand schon lange nicht mehr im Drehbuch. Aber meistens verletzt man sich gar nicht bei den Stunts, sondern bei irgendwelc­hem Blödsinn. Sind Sie privat auch so ein mutiger Bursche wie Ihre Filmfigur? Atalay: Ich gehe auch privat zum Tauchen und Fallschirm­springen, aber ich weiß nicht, ob das wirklich mit Mut zu tun hat. Was meine Kinder angeht, bin ich eher sehr vorsichtig. Für die würde ich aber auch jederzeit mutig in die Bresche springen. Egal, was kommen würde – und wenn es ein Säbelzahnt­iger wäre. Ihre Partner bei „Alarm für Cobra 11“kommen und gehen, Sie bleiben die Konstante. Kollege Daniel Roesner beispielsw­eise wird nach der HerbstStaf­fel aussteigen. Hatten Sie in all den Jahren einen Lieblingsp­artner? Atalay: Es sind immer die, mit denen ich gerade arbeite. Mit ein paar Partnern von früher bin ich auch noch befreundet. Aber ich muss mich mit meinen Partnern auch gut verstehen, weil wir so eng als Team

zusammenar­beiten. Dass Daniel geht, bedauere ich, aber es ist verständli­ch. Er hat ein anderes Lebenskonz­ept und möchte wieder zurück nach Amerika. Dorthin können wir die Serie aber nun nicht einfach so verlegen. „Alarm für Cobra 11“, schön und gut. Aber wollten Sie nicht mal in einem Shakespear­e-Drama spielen – den King Lear oder den Hamlet? Atalay: Das habe ich doch alles schon gespielt. Ich komme doch vom Theater, und dort haben wir mal eine vierstündi­ge Shakespear­e-Aufführung gespielt. Ich habe sogar die Julia oder Richard III. gespielt. Welche Autos fahren Sie denn privat?

Atalay: Ich fahre einen Maserati 3200 GT von 1999. Das ist eine Rennversio­n, die ist nur 250-mal gebaut worden. Das ist ein cooles Auto, auch wenn die italienisc­he Dame hier und da ein wenig zickig ist. Ich mag den Wagen, den V8-Motor, den Geruch von Benzin. Sind Sie im Alltagsver­kehr ein schneller oder ein gelassener Autofahrer? Atalay: Ich bin durchaus zügig unterwegs und wurde leider auch öfter mal geblitzt. Aber ich bin kein Drängler. Man weiß ja nicht, ob vor einem ein Fahranfäng­er ist oder eine Familie. Ich fahre dann schnell, wenn es möglich ist. Der Maserati fährt über 300. Da habe ich früher bei Fahrten von Berlin nach München auf sechsspuri­gen Stellen sonntagvor­mittags, wenn keiner da war, Vollgas gegeben. Aber heute würde ich das nicht mehr machen. Wenn man mit über 200 Sachen unterwegs ist, ist das Autofahren ja voll anstrengen­d. Und die Zeit, die man dabei einspart, ist minimal. Was halten Sie denn vom Vorschlag eines Tempolimit­s auf Autobahnen? Atalay: Ja, Gott. Ich halte davon nichts, das ist im Grunde doch bescheuert. Wir haben doch sowieso schon fast überall Geschwindi­gkeitsbesc­hränkungen. Ich werde ja ständig geblitzt, weil es fast nirgendwo mehr freie Fahrt gibt. Aber Tempo 120 überall ist mir zu wenig. Und wie stehen Sie zum autonomen Fahren? Atalay: Grauenvoll­e Idee. Da kann ich ja gleich mit dem Bus oder der Straßenbah­n fahren. Man ist dem Computer ausgeliefe­rt, und wenn einer Bock hat, den zu hacken, dann gute Nacht!

 ?? Foto: TVNow, Gordon Muehle ?? Erdogan Atalay (links) und Daniel Roesner spielen die zwei Autobahnpo­lizisten Semir Gerkhan und Paul Renner in dem RTL-Action-Klassiker „Alarm für Cobra 11“. Die neue Staffel mit sieben Folgen startet am Donnerstag um 20.15 Uhr. Atalay, der einen türkischen Vater und eine deutsche Mutter hat, kam am 22. September 1966 in Hannover zur Welt.
Foto: TVNow, Gordon Muehle Erdogan Atalay (links) und Daniel Roesner spielen die zwei Autobahnpo­lizisten Semir Gerkhan und Paul Renner in dem RTL-Action-Klassiker „Alarm für Cobra 11“. Die neue Staffel mit sieben Folgen startet am Donnerstag um 20.15 Uhr. Atalay, der einen türkischen Vater und eine deutsche Mutter hat, kam am 22. September 1966 in Hannover zur Welt.

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