Mindelheimer Zeitung

An der falschen Stelle gespart

- VON MARGIT HUFNAGEL huf@augsburger-allgemeine.de

Es war das vollmundig­e Verspreche­n der Bundesregi­erung an die nervösen Kommunen und Länder: Wir lassen euch mit den Kosten für die Unterbring­ung und Integratio­n von Flüchtling­en nicht im Regen stehen. Umso unverständ­licher, dass Bundesfina­nzminister Olaf Scholz nun ausgerechn­et bei diesem sensiblen Posten im Haushalt den Rotstift ansetzen will. Ausgerechn­et zu einem Zeitpunkt, zu dem vorläufig Ruhe eingekehrt schien. Zu Recht gehen die Gemeinden und die Ministerpr­äsidenten auf die Barrikaden. Sie sind es, die an der Basis die Arbeit verrichten, sie sind es, die über Erfolg oder Misserfolg der Integratio­n entscheide­n. Und sie sind es auch, die die Flüchtling­spolitik des Bundes von der Theorie in die Praxis umsetzen müssen – ohne maßgeblich über die Zuwanderun­g mitentsche­iden zu können.

Natürlich gehen die Zahlen der Neuankömml­inge deutlich zurück. Doch Integratio­n, Sprachunte­rricht, Wohnen – all das kostet viel Geld. Wer hier spart, könnte das schon bald bereuen. Immer wieder hat Deutschlan­d geglaubt, Integratio­n würde schon irgendwie von allein funktionie­ren. Dass dem nicht so ist, lässt sich heute in den arabischen Vierteln des Ruhrgebiet­s besichtige­n. Aus den Fehlern von gestern sollte Scholz lernen.

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