Mindelheimer Zeitung

Der Klebstoff hieß Geld

- VON BERNHARD JUNGINGER bju@augsburger-allgemeine.de

Reichlich sprudelnde Steuereinn­ahmen haben in der Großen Koalition viele Konflikte kaschiert. Es spricht sogar viel für die Annahme, dass das Bündnis von Union und SPD gar nicht erst zustande gekommen wäre, wenn nicht genügend Geld vorhanden gewesen wäre, um die Wünsche beider Seiten gleicherma­ßen zu erfüllen. Jetzt neigen sich diese Zeiten dem Ende zu. Finanzmini­ster Olaf Scholz, der sich bekanntlic­h auch Kanzler zutraut, hat der Versuchung nicht widerstehe­n können, mit seinen Finanzplän­en schon an den – vielleicht eher früher als später – kommenden Wahlkampf zu denken. Die schwarze Null hält er mit Blick auf Wähler aus der Mitte. Doch gleichzeit­ig winkt er auch mit dem ganz dicken Zaunpfahl nach links. Soziale Wohltaten haben Priorität für den sozialdemo­kratischen Buchhalter der Nation. Gespart werden soll vor allem, wenn es um konservati­ve Herzensang­elegenheit­en geht.

Gefährlich wird es, wenn Scholz dort übermäßig spart, wo Deutschlan­ds Reputation in der Welt in Gefahr ist. Es ist die Bundesrepu­blik, die andere Staaten nur allzu gern mahnt, ihre internatio­nalen Verpflicht­ungen einzuhalte­n.

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