Die Nase ist zurück
Vorhang auf für Cyrano Flott erzählte Geschichte eines Bühnen- und Filmerfolgs
„Cyrano de Bergerac“von Edmond Rostand ist das meistgespielte Theaterstück Frankreichs, die gleichnamige Verfilmung mit Gérard Depardieu war 1990 ein Kinohit. Nun hat „Vorhang auf für Cyrano“, ein flottes, witziges, geistreiches Werk über die Entstehung des Stücks, das Zeug zum kongenialen Nachfolger.
Die Balkonszene ist ein Klassiker: Der Poet mit der großen Nase souffliert unerkannt dem hübschen Einfaltspinsel, um die gemeinsam angebetete Roxane mit wunderschönen Worten zu umgarnen. Im Paris des Jahres 1897 ist es Edmond Rostand (Thomas Solivérès), der unter dem Balkon den Ghostwriter gibt. Der Bühnenautor leidet nach seinem letzten Flop unter bedrohlicher Schreibblockade. Aber in diesem Moment, als Edmond seinen stürmischen Freund Léo Volny (Tom Leeb) bremst und die richtigen Worte findet, ist auch die Idee für ein neues Stück da. Bald wird Constant Coquelin (Olivier Gourmet) begeistert, einer der größten Komödianten seiner Zeit. Der mietet ein Theater, besorgt Mäzene, die ihre Mätresse als Hauptdarstellerin mitbringen, und kündigt eine Premiere in drei Wochen an. Nur hat Edmond noch kein Wort geschrieben…
Regisseur und Drehbuchautor Alexis Michalik brachte „Edmond“(so der Originaltitel) 2016 auf die Bühne. Vorbild war ihm der Film „Shakespeare in Love“von John Madden. In beiden „Biografien“eines Erfolgsstücks durchdringen sich Entstehungsgeschichte und eigentliches Werk. Da vermischen sich auch hier historische Fakten zu Edmond Rostand (1868–1918) mit frei erfundenen Momenten, die umso schöner sind. Den ganzen, ebenso elegant wie zügig inszenierten Film durchdringt eine wunderbare Herzensfrische. Dieses Theater im Theater, das sich als Widerspiegelung des Lebens erweist, ist rundherum ein feiner Kinospaß.
Vorhang auf für Cyrano (1 Std. 53 Min.), Drama/Komödie, Frankreich 2018 Wertung ★★★★✩