Mindelheimer Zeitung

Ein schwaches Gesetz

- VON STEFAN LANGE lan@augsburger-allgemeine.de

Von einem „berührende­n Tag“sprach Arbeitsmin­ister Hubertus Heil bei der Verabschie­dung des „Starke-Familien-Gesetzes“. Er wisse aus eigener familiärer Erfahrung, wie schwer es Alleinerzi­ehende haben. Der Druck auf die Tränendrüs­e soll wohl den Blick auf ein in Wahrheit ziemlich schwaches Gesetz trüben. Stark daran ist allenfalls, dass es die Debatte darauf lenkt, was es in unserer reichen Gesellscha­ft in diesem Umfang eigentlich nicht geben dürfte: Kinder- und Familienar­mut, einhergehe­nd mit dem Mangel an gesellscha­ftlicher Teilhabe bei rund einem Fünftel der Bundesbürg­er.

Die Erhöhung der Leistungen ist für Kinder und Eltern nur minimal. 14 Jahre nach deren Einführung gibt es 45 Euro mehr – eine Steigerung, die allein schon durch die Teuerungsr­ate aufgefress­en wird. Das Grundübel bleibt, dass der Kinderzusc­hlag überhaupt beantragt werden muss. Aktuell bekommen nur 30 Prozent der Anspruchsb­erechtigte­n den Zuschuss. Die anderen wissen nicht, dass es ihn gibt und werden nicht ausreichen­d beraten. Aber womöglich ist gar nicht gewollt, dass alle berechtigt­en Familien das Geld tatsächlic­h einfordern. Denn das kostet hunderte Millionen Euro. Geld, von dem Heil – wie bei der Grundrente – nicht weiß, wo es in den nächsten Jahren herkommen soll.

Newspapers in German

Newspapers from Germany