Im Hintergrund hält sie die Fäden in der Hand
Geburtstag Fanny Baumeister aus Markt Wald blickt auf 90 bewegte Jahre zurück
Markt Wald Den 90. Geburtstag im Kreis einer großen Familie, mit Freunden und Bekannten verbringen zu können, ist gewiss ein Glücksfall. Und den feierte das Geburtstagskind Fanny Baumeister mit Ehemann Erwin, ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln am Samstag ausgiebig im Markt Walder Gasthof Zum Hirsch. Zu den 75 Gratulanten zählten auch Bürgermeister Peter Wachter, Pater Michael aus Ettringen und der Kirchenchor, der neben den sechs Urenkelinnen ein Geburtstagsständchen zu Gehör brachte.
Außer diesen kleinen festlichen Glanzlichtern gab es reichlich Gelegenheit, über längst vergangene Tage zu plaudern und die scheinbar belanglosen Dinge des Lebens sowie ihren unvorhersehbaren Verlauf, den sie bisweilen nehmen. Fanny, ehemals Schmid, ist die einzige Tochter einer Bauernfamilie aus dem Ortsteil Bürgle. Dass sie und der vier Jahre jüngere Erwin sich von Kindesbeinen an kannten, war in dem beschaulichen Markt Wald nicht nur selbstverständlich, sondern unvermeidlich. Erwin hatte den Beruf des Wagners erlernt, arbeitete aber zeitweise auch in der örtlichen Ziegelei. Zudem betrieben die Baumeisters nach der Eheschließung gemeinsam noch eine kleine Landwirtschaft. Nach dem Krieg, als die Wirtschaft am Boden lag, sprang Erwin mit einem vom Schrottplatz in Augsburg runderneuerten Lkw als Transporteur im Auftrag der Ziegelei ein. Mit dem beginnenden Wirtschaftswunder erweiterte er seinen Fuhrpark bald. Doch die große Wende kam 1969, als im Zuge der Gebietsreform dringend Busse für die Beförderung von Schülern benötigt wurden. Ein wenig musste man Erwin fast drängen, so scheint es, war das Geschäft, das den Grundstein für das später sehr erfolgreich expandierende Busunternehmen legte, doch mit großen Investitionen verbunden. So war es dann auch, als die Beschaffung eines zweiten Busses anstand, um für einen reparaturbedingten Ausfall des einzigen Fahrzeugs gewappnet zu sein. Mit Fanny fuhr er damals zum Bushersteller und besichtigte die angebotenen Modelle, konnte sich aber zu einem Kauf nicht entschließen. Bereits auf der Rückfahrt, traf sie die Entscheidung, indem sie sagte: „So, nun fährst zurück und kaufst den Bus!“Ein Beispiel offenbar, wie Fanny eher unmerklich die Fäden in der Hand behielt und im Hintergrund lenkte, wenn es erforderlich war.
Zu den Lieblingsbeschäftigungen gehörten Fahrten mit ihrem Porsche-Bulldogg, erinnert sich Sohn Richard. Er und seine ebenfalls in den 1950er Jahren geborenen Schwestern komplettierten die Baumeister-Familie. Inzwischen ist sie auf sechs Enkel und zehn Urenkel angewachsen. Die Mädels erfreuten die Uroma mit einem gemeinsam einstudierten Lied zum runden Geburtstag, und umringt von ihrer Großfamilie genoss sie ihren Ehrentag.