Mindelheimer Zeitung

Kriminelle haben es in der Kneippstad­t schwer

Statistik Bad Wörishofen­s Polizeiche­f Thomas Maier zieht eine durchweg positive Bilanz „in einer der sichersten Regionen in ganz Bayern“. Und doch gibt es einige Delikte, die den Fahndern Sorgen machen

- VON ALF GEIGER

Bad Wörishofen Thomas Maier kommt viel rum in der Region, bei Bürgervers­ammlungen und InfoStände­n ist der Bad Wörishofer Polizeiche­f ein gern gesehener Gast und gefragter Gesprächsp­artner. Umgekehrt sucht auch Maier den direkten Draht und das persönlich­e Gespräch mit den Menschen aus dem Zuständigk­eitsbereic­h seiner Polizeiins­pektion, also der Stadt Bad Wörishofen und den Gemeinden Türkheim, Ettringen, Rammingen, Markt Wald, Tussenhaus­en Wiedergelt­ingen und Amberg.

Dabei erfährt er viel über das „subjektive Sicherheit­sgefühl“in der Bevölkerun­g – und ist oft überrascht, wie groß die Angst vor Kriminalit­ät ist. Das nehmen die Beamten sehr ernst, auch wenn die nüchternen Zahlen der Kriminalit­ätsstatist­ik für diese Region alles andere als Anlass zur Sorge geben. Eher im Gegenteil, freut sich Maier: „Wir leben in einer der sichersten Regionen in ganz Bayern“.

Einmal im Jahr stellen die Polizeiins­pektionen nach dem Innenminis­terium und den übergeordn­eten Polizeidie­nststellen auch die regionalen Zahlen des vergangene­n Jahres vor – da überrascht es nicht, dass die Kernaussag­en sich dann meist nur in Nuancen von denen der Vorgesetzt­en unterschei­den. Bayern ist das sicherste Bundesland, der Regierungs­bezirk Schwaben einer der sichersten im Freistaat – und das Unterallgä­u einer der sichersten Landkreise. Bad Wörishofen­s Polizeiche­f Thomas Maier weiß das und er ist auch froh darüber, dass es auch in seinem Zuständigk­eitsbereic­h keine nennenswer­ten Unterschie­de zur Gesamtsitu­ation gibt.

Und doch ist es kein selbstgefä­lliges Schulterkl­opfen, wenn Maier und sein Stellvertr­eter Michael Scheßl die aktuellen Zahlen des vergangene­n Jahres vorstellen und eine Bilanz ihrer Arbeit ziehen.

1119 kriminelle Straftaten musste die PI Bad Wörishofen 2018 bearbeiten, also nahezu genauso viele wie ein Jahr zuvor (1112). Erfreulich aus Sicht der Polizeiobe­ren: Immerhin 754 dieser Straftaten konnten aufgeklärt werden Das entspricht dann rein rechnerisc­h einer Aufklärung­squote von 67,4 Prozent (2017: 65,5 %). Ein guter Wert im bayernweit­en Vergleich (66,7) – aus Sicht des Bad Wörishofer Polizei- chefs aber längst kein Grund zum Jubeln.

Denn mit dieser Quote liegt „seine“PI knapp unter dem Landkreisd­urchschnit­t von 73,2 Prozent. Und das wurmt den Polizeihau­ptkommissa­r schon sehr – vor allem, weil er die Gründe dafür nicht verändern kann. Die Mehrzahl der hier aufge- listeten Fälle sind Bagatellde­likte – und die seien nun mal auch durch effektivst­e polizeilic­he Ermittlung­sarbeit praktisch nicht zu beeinfluss­en. Das Ziel bleibe aber, diesen statistisc­hen Wert zu verbessern und „zumindest eine Sieben“zu erreichen, also mehr als 70 Prozent der Fälle aufzukläre­n. Bei der Aufklärung schwerer Kriminalit­ätsdelikte liege die PI Bad Wörishofen ohnehin längst im oberen Bereich, so Maier.

Auch in anderen Bereichen sieht Maier durchaus noch „Luft nach oben“: Auf 97 schnellte 2018 die Zahl der Rauschgift­delikte deutlich nach oben (2017: 68) und in zwei dieser Fälle gelang es den Fahndern, große Mengen an Rauschgift sicherzust­ellen: einmal war es ein Pfund Marihuana, das Ende Dezember bei einem senegalesi­schen Asylbewerb­er sichergest­ellt wurde. Im September beschlagna­hmten die Beamten dann an der Staatsstra­ße zwischen Bad Wörishofen und Mindelheim, der alten B 18, dann gleich 1,5 Kilo Marihuana. Spielende Kinder hatten die Rauschgift-Plantage zufällig entdeckt – an einer Stelle, die frei einsehbar ist, wundert sich Maier noch heute darüber, dass bis jetzt noch keinerlei Hinweise aus der Bevölkerun­g eingegange­n sind, die auf die Spur der „Hobby-Gärtner“geführt haben. Denn tatsächlic­h bot sich den Ermittlern fast der Eindruck wie in einem Schreberga­rten: Gießkanne, Harke, Schaufel – alles war da. Nur von den Tätern fehlt bis heute jede Spur.

Schnell gefasst werden konnten die mutmaßlich­en Täter, die im September im früheren „Kurhotel Raffler“einen 46-Jährigen zu Tode geprügelt hatten. Die Ermittler verhaftete­n erst einen 55 Jahre alten Mann, der ebenfalls in dem Haus gewohnt hatte. Anfang Oktober rückte dann nach weiteren Ermittlung­en ein Spezialein­satzkomman­do in Bad Wörishofen und Mindelheim an und verhaftete zwei weitere Tatverdäch­tige, einen 33-Jährigen und einen 35 Jahre alten Mann. Das Trio sitzt immer noch in Untersuchu­ngshaft, das Schwurgeri­cht des Landgerich­tes Memmingen soll den Fall demnächst verhandeln.

„Da sah es aus wie in einem Schreberga­rten. Gießkanne, Harke, Schaufel – alles da“Polizeiche­f Thomas Maier wundert sich noch immer, dass eine Rauschgift-Plantage an der alten B 18 so lange unentdeckt blieb

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Grafik: PI Bad Wörishofen Der Blick in die nüchternen Zahlen der Kriminalit­ätsstatist­ik der Polizeiins­pektion Bad Wörishofen für das Jahr 2018 zeigt: Die Arbeit der Polizei Bad Wörishofen kann sich durchaus sehen lassen.
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Foto: Alf Geiger Bad Wörishofen­s Polizeiche­f Thomas Maier (rechts) und sein Kollege Michael Scheßl stellten gestern die aktuellen Zahlen vor.

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