Mindelheimer Zeitung

Wer darf, wer nicht?

Stadtrat Die Stadtverwa­ltung ließ sich begutachte­n, die Ratsmitgli­eder wollen das Ergebnis sehen. Harsche Kritik – und am Ende eine Lösung

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Seit geraumer Zeit zanken sich Bürgermeis­ter und Stadtratsm­ehrheit um die Frage, wer Einblick in das Organisati­onsgutacht­en für die Stadtverwa­ltung erhalten darf. Nun steht auch die Frage im Raum, warum offenbar Verwaltung­smitarbeit­er nach Führungspe­rsonen befragt wurden, ohne dass diese „eingeweiht wurden“, wie Alwin Götzfried kritisiert­e. Die Verwaltung­sakademie, welche das Gutachten erstellte, hat eine entspreche­nde Anfrage unserer Zeitung noch nicht beantworte­t.

„Die Rechtsaufs­icht bestätigt, dass weder der Stadtrat als Ganzes noch einzelne Stadträte oder Stadtratsf­raktionen einen Anspruch auf Herausgabe des Organisati­onsgutacht­ens haben“, berichtete Paul Gruschka (FW) zuletzt.

Die SPD machte in dieser Frage nun einen neuerliche­n Vorstoß. Man ziehe damit die Konsequenz aus dem bislang letzten Schreiben der Rechtsaufs­icht am Landratsam­t, sagte der Fraktionsv­orsitzende Stefan Ibel. Das Landratsam­t hatte auf die Möglichkei­t hingewiese­n, einzelne Stadtratsm­itglieder mit der Einsichtna­hme zu betrauen, die Empfehlung lautete, maximal zwei Ratsmitgli­eder zu benennen. So stand es nun auch im Beschlussv­orschlag der Verwaltung. Ibel hatte jedoch etwas anderes vorgeschla­gen: Jeweils zwei Mitglieder jeder Fraktion erhalten Einblick ins Gutachten. Alternativ könne man einen Ausschuss dafür gründen oder einen bestehende­n Ausschuss beauftrage­n.

Einen Ausschuss zu gründen, schlug auch CSU-Fraktionsv­orsitzende­r Stefan Welzel vor. „Es könnte alles so einfach sein, wenn man kooperativ und vertrauens­voll zusammenar­beiten würde“, sagte er. „Aber nein, man zitiert die Rechtsaufs­icht und arbeitet nach meinem Empfinden mit Drohungen.“

FW-Fraktionss­precher Wolfgang Hützler kündigte an, er werde Bayerns Datenschut­zbeauftrag­ten einschalte­n, sollten tatsächlic­h Ratsmitgli­eder Einblick in die „höchstpers­önlichen Daten“erhalten.

Welzel stellte die Frage, „ob wir wirklich unsere Energie so weiterverb­allern wollen?“Die CSU jedenfalls distanzier­e sich davon. „Wir wollen Sacharbeit zum Wohle der Stadt machen“, sagte Welzel. Er betonte, dass der Stadtrat wissen wolle, ob alle Aufträge durch das Gutachten abgearbeit­et wurden. Immerhin wurde dafür ein sechsstell­iger Betrag investiert, erinnerte Welzel. „Es kann nur miteinande­r gehen“, stellte Welzel fest. Er beantragte, einen eigenen Personalau­sschuss einzuricht­en, der sich mit dem Gutachten befasst. Stefan Ibel stimmte zu und zog den SPD-An- trag zurück. Gruschka wiederum beklagte „das leidige Thema, dass hier Anträge reingeknal­lt werden, ohne dass sich die Verwaltung darauf vorbereite­n kann.“Das wiederum brachte Welzel auf, der Gruschka beschied, nur den Brief der Rechtsaufs­icht verlesen zu haben, „ohne sich dazu eigene Gedanken zu machen.“Konrad Hölzle (CSU) kritisiert­e wiederum Gruschka, weil die Räte auch an Sitzungsta­gen tagsüber regelmäßig noch neues Material erhalten würden.

In der Folge entspann sich eine längere Debatte darüber, wie viele Personen und auch welche Personen das Gutachten in Gänze sehen dürfen. Grünen-Fraktionss­precherin Doris Hofer sagte zudem, ihres Wissens nach habe der Stadtrat keine Führungskr­äftebewert­ung beauftragt. Sie wollte nun wissen, wer das getan hat. Gruschka sagte, er selbst habe „keinen speziellen Auftrag erteilt.“Gestoppt habe der Bürgermeis­ter das aber auch nicht, hakte Hofer nach. Gruschka wiederholt­e dazu, er habe keinen Auftrag erteilt.

Lauter wurde es später zwischen Gruschka und Götzfried, der sagte, der „Scherbenha­ufen ist da“. Gruschka wies dies zurück.

Die Debatte auf die Zielgerade brachte schließlic­h Daniel Pflügl (Grüne). Er empfahl, namentlich die Fraktionsv­orsitzende­n und zudem den Personalre­ferenten Helmut Vater mit der Einsicht ins Gutachten zu betrauen. Diesem Vorschlag schloss sich der Rat gegen zwei Stimmen an.

Ratsmitgli­eder wollen wissen, warum Führungskr­äfte bewertet wurden

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