Mindelheimer Zeitung

Der große Spaß mit dem Fairplay

- VON TILMANN MEHL time@augsburger-allgemeine.de

Das mit dem Fairplay ist ja auch nur ein Späßchen. Eines, das von allen Beteiligte­n kultiviert wird. Spieler betrügen Gegner und Schiedsric­hter mit eleganten Flugeinlag­en. Trainer beschimpfe­n den Schiedsric­hter wegen vermeintli­cher Fehlentsch­eidungen, beweisen aber mit Taktik und Aufstellun­g, dass sie in der Entscheidu­ngsfindung eher auf das Konzept Glücksspie­l setzen. Vereinsbos­se fordern das sogenannte Financial Fairplay, nehmen aber willfährig Geld von eher mäßig beleumunde­ten Sponsoren und Investoren. Alles nichts Neues. Für eine weitere Episode haben aber nun der FC Barcelona und Manchester United gesorgt. Zwei Vereine, die auf die Almosen ihrer Fans schon lange Zeit nicht mehr angewiesen sind. Werbeund Fernsehver­träge haben die Klubs nahezu unabhängig von den Zuschauere­innahmen gemacht. Sollte man meinen. Nun überrascht­en die Spanier aber im Vorfeld des Champions-League-Viertelfin­ales mit der Ankündigun­g, von den Auswärtsfa­ns 118 Euro pro Ticket zu verlangen. Das liegt weit über dem Preis durchschni­ttlicher Eintrittsk­arten. Die Verantwort­lichen der Briten kamen zu der großartige­n Idee, sich das nicht gefallen lassen zu wollen. Ihre Fans seien nicht dafür da, den Katalanen die Taschen noch voller zu machen. Sie überlegten und kamen zu einem sensatione­llen Kniff, um die Tickets zu subvention­ieren: Manchester verlangt für das Spiel im Old Trafford ebenfalls 118 Euro von den Barca-Anhängern. Die Mehreinnah­men werden an die eigenen Fans weitergege­ben, sodass diese „nur“noch 87 Euro für ihr Ticket in Barcelona zahlen müssen. Verlierer sind nun die Fans der Spanier, die Mondpreise zahlen für einen Ausflug ins „Theater der Träume“, wie das Stadion in Manchester romantisie­rt genannt wird. Organisier­t wird der Wettbewerb übrigens von der Uefa. In deren Reglement steht, dass die Preise für Eintrittsk­arten der Anhänger der Gastmannsc­haft nicht höher sein dürfen als jene für Karten einer vergleichb­aren Kategorie, die den Anhängern der Heimmannsc­haft verkauft werden. Müsste halt auch jemand umsetzen. Stattdesse­n wird aber gegen den FC Bayern wegen eines gesperrten Treppenauf­gangs und einem verbotenen Banner im Spiel gegen den FC Liverpool ermittelt. Das mit dem Fairplay ist schon wirklich ein großer Spaß.

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Foto: dpa Vereine und Verbände sprechen sich plakativ für Fairplay aus. Die Wahrheit im Fußball sieht anders aus.
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