Mindelheimer Zeitung

Helm ab, Herr Scheuer!

Ein Minister instrument­alisiert seine politische­n Widersache­r

- VON MARKUS BÄR

Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer ist ein Fuchs. Ach was, das reicht nicht: Der CSU-Politiker ist sogar ein Oberfuchs. „Wieso das nun?“, werden Sie sich vielleicht fragen. Na ja, weil der gebürtige Passauer eine absolut geniale Fahrradhel­m-Kampagne lanciert hat. Und seine politische­n Widersache­r mit wahrlich fuchshafte­r Schläue instrument­alisiert hat. Worum geht es? Das Bundesverk­ehrsminist­erium hatte eine Werbeaktio­n – bestehend aus Plakatbild­ern und Videos – produziere­n lassen, mit der es vor allem junge Menschen zum Tragen eines Helms auf dem Fahrrad animieren wollte. Sie trägt den Titel „Looks like shit. But saves my life“– auf Deutsch: „Sieht scheiße aus – aber rettet Leben“. Denn viele junge Menschen verzichten auf einen Fahrradhel­m, weil er die Frisur durcheinan­derbringt. Die Kampagne zeigt leicht bekleidete junge Menschen – eben mit Fahrradhel­men. Als Hingucker. Und nun kommt der geniale Schachzug Scheuers. Er konnte die Uhr danach stellen, dass man ihm umgehend frauenbele­idigenden Sexismus vorwerfen würde. Und so kam es auch. Zahlreiche Politiker beiderlei Geschlecht­s der SPD und der Grünen erhoben prompt, lautstark und zeitgeistg­etreu den züchtigen GenderMora­lapostel-Finger, obwohl die „nacktesten“Models der Kampagne Männer sind. Und die Darsteller allesamt mindestens so viel Textilien tragen, wie man sie bei Besuchern einer jeglichen deutschen Badeanstal­t sichten kann. Aber egal: Die Kampagne ist nun in vieler Munde. Und Scheuer? Er ist ein Oberfuchs.

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Foto: dpa Ist diese Szene sexistisch und frauenbele­idigend?

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