Mindelheimer Zeitung

Jutta Speidel – eine Frau mit vielen Gesichtern

Geburtstag Jutta Speidel gehört immer noch zu den beliebtest­en bayerische­n Schauspiel­erinnen. Was ihre größten Erfolge sind und welche ihre größten Ausrutsche­r im Beruf waren

- VON JOSEF KARG

Augsburg Jutta Speidels Lebensmott­o sagt viel über sie aus: „Ich mach’s einfach. Ich möchte couragiert durch die Welt gehen und möchte nicht ständig über das Risiko nachdenken, das ich bei Dingen eingehe“, betont sie. Sie könne ja nur wachsen und lernen, wenn sie auch etwas falsch mache. So ist sie, die Speidel.

Unterm Strich scheint die gebürtige Münchnerin, die noch immer zu den beliebtest­en bayerische­n Schauspiel­erinnen zählt, so viel nicht falsch gemacht zu haben. Jedenfalls wurde sie für ihr bürgerscha­ftliches Engagement schon mit dem Bundesverd­ienstkreuz am Bande und dem bayerische­n Verdiensto­rden ausgezeich­net. Das gelingt auch nicht jeder Frau. Am heutigen Dienstag wird sie 65 Jahre alt.

Im Jahre 1997 hat sie den Verein „Horizont gegründet, der obdachlose Mütter mit ihren Kindern dabei unterstütz­t, in ein selbstbest­immtes Leben zurückzufi­nden. Der Verein ist inzwischen immer mehr zu ihrer Lebensaufg­abe gewachsen. Ihre ehrenamtli­che Arbeit hat sie nie an die große Glocke gehängt. Ein ganz normales Leben ist ihr wichtig, mit normalen Menschen. Den Starrummel brauche sie nicht, sagt sie. Das nimmt man ihr auch ab.

Bei den inzwischen zwei Frauenhäus­ern bringt sie sich auf allen Gebieten voll ein und packt, wenn es sein muss, auch mal selbst mit an: „Mein Vater hatte keinen Sohn, also hat er seine Tochter zu einem Sohn gemacht. Deswegen kann ich Mauern hochziehen, kann Böden verlegen, kann streichen und auch andere handwerkli­che Arbeiten.“Auch an der Planung war sie beteiligt.

Das würde man ihr bei einem nur oberflächl­ichen Blick auf ihre Biografie gar nicht zutrauen. Am 26. März 1954 wurde Speidel in München geboren. Vater Eberhard war ein vermögende­r Patentanwa­lt, Mutter Gerlinde Hausfrau und die Sekretärin des Vaters. Jutta Speidel wuchs als einziges Kind sehr behütet in einer Villa im Süden von München, im Würmtal, auf.

Ihre Karriere nahm früh Fahrt auf. Bereits als Schülerin wirkte sie in „Pauker“-Filmchen wie „Hurra die Schule brennt“mit. Jutta Speidel verließ dann vorzeitig das Gymnasium und nahm Schauspiel­unterricht. Später spielte sie Theater und bastelte gezielt an ihrer Film- und Fernsehkar­riere.

Zu ihren berufliche­n Ausrutsche­rn gehörte 1970 das Sexfilmche­n „Schulmädch­enreport“, mit 25 bedeutete dann der legendäre Thriller „Fleisch“, der das Thema Organhande­l aufgriff, den künstleris­chen Durchbruch für die Schauspiel­erin. Doch für viele TV-Zuschauer wird Speidel wohl für immer die resolute Nonne Lotte aus der Serie „Um Himmels Willen“bleiben. Dabei hat sie noch in vielen weiteren populären Produktion­en mitgespiel­t, beispielsw­eise in „Forsthaus Falkenau“oder in „Alle meine Töchter“.

Genauso resolut, frisch und fröhlich wie in vielen Filmen wirkt sie auch privat im Gespräch. Jutta Speidel strahlt zudem eine Menschlich­keit aus, die in ihrer Branche eher selten anzutreffe­n ist. Im Privatlebe­n lief es für sie nicht immer ganz so gut wie im Beruf. Die Münchnerin ist geschieden und hat zwei Töchter. Zuletzt war sie mit ihrem italienisc­hen Kollegen Bruno Maccallini liiert, doch auch diese Beziehung ist in die Brüche gegangen.

Davon lässt sich eine Frau wie Speidel nicht unterkrieg­en. Sie kann nicht nur bei schönem Wetter Lebensfreu­de entwickeln. Das bestätigt auch ihre ehrenamtli­che Arbeit, die sie in Randgruppe­nmilieus führt. Die überzeugte Bayerin ist übrigens Müncheneri­n durch und durch, da liegt die Frage nahe: Ist sie Anhängerin des FC Bayern oder des TSV 1860 München? „Ich war ein glühender Sechzger-Anhänger“, antwortet sie, allerdings nur, solange „Radi Radenkovic im Tor stand“.

Ihre Karriere nahm schon früh Fahrt auf

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 ?? Fotos: imago/United Archives (2), Peter Kneffel, dpa ?? Jutta Speidel hat in vielen deutschen TV-Serien geglänzt: In „Der Bulle von Tölz“spielte sie 1995 mit Ottfried Fischer, ihre bekanntest­e Rolle bekleidete sie bis 2005 als Schwester Lotte in „Um Himmels Willen“. Mit Henry Vahl war sie in „Unser Willi ist der Beste“(1971) zu sehen.
Fotos: imago/United Archives (2), Peter Kneffel, dpa Jutta Speidel hat in vielen deutschen TV-Serien geglänzt: In „Der Bulle von Tölz“spielte sie 1995 mit Ottfried Fischer, ihre bekanntest­e Rolle bekleidete sie bis 2005 als Schwester Lotte in „Um Himmels Willen“. Mit Henry Vahl war sie in „Unser Willi ist der Beste“(1971) zu sehen.
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